Manager des Pleiteprojekts soll vor Gericht: Riesenärger ums Riesenrad am Zoo
Die Berliner Staatsanwaltschaft geht von Untreue in drei Fällen aus. Das Filet-Grundstück am Bahnhof Zoo ist immer noch in privatem Eigentum.
Das gescheiterte Riesenrad-Projekt am Zoologischen Garten hat voraussichtlich ein gerichtliches Nachspiel. Der ehemalige Chef der Firma „World Wheel Berlin“, Michael Waiser, soll sich vor dem Schöffengericht Tiergarten verantworten. „Die Anklage wurde bereits im Januar zugestellt“, bestätigte Gerichtssprecher Tobias Kaehne dem Tagesspiegel. Fünf Jahre durchforstete die Berliner Staatsanwaltschaft ein kompliziertes Geflecht von Firmen, die mit den Plänen für Europas größtes Aussichtsrad zu tun hatten. Ermittelt wurde zunächst gegen drei Manager.
Verantworten muss sich jetzt aber nur Waiser für „Untreue in drei Fällen zwischen 2005 und 2010“, wie Kaehne am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. Erstens sollen 287 400 Euro in 58 Teilbeträgen auf das Konto eines anderen Unternehmens überwiesen worden sein, ohne dass eine Gegenleistung erkennbar ist. Zweitens geht es um eine Barzahlung von 17 000 Euro für Verlegearbeiten, die nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Privathaus des Riesenrad-Managers stattfanden. Drittens sollen 9000 Euro an ein anderes Unternehmen „ohne vertragliche Zahlungsverpflichtung“ geflossen sein.
Waisers ehemalige Kollegen Stephan Matter und Florian Bollen müssen nicht vor Gericht. Das erspart ihnen auch eine lange Anreise. Matter arbeitet laut aktuellen Einträgen in den sozialen Netzwerken an einer deutschen Schule in Sao Paulo. Florian Bollen, der seine echten Vornamen Andreas Franz Ansgar selten benutzt, leitet ein kommerzielles Projekt zur Entsalzung von Meerwasser. Sein bevorzugter Wohnort ist Singapur, aber auch eine Adresse in England ist bekannt.
Es blieb beim ersten Spatenstich
Die Anklage gegen Waiser geht auf eine Anzeige der Münchner Kanzlei Mattil & Kollegen zurück, die auf den Schutz von Fondsanlegern spezialisiert ist. Denn das Aussichtsrad in der City-West, das über den ersten Spatenstich im Dezember 2007 nicht hinaus kam, sollte durch einen Fonds finanziert werden, in den viele tausend Zeichner 208 Millionen Euro einzahlten. Für Riesenräder in Berlin, Peking und Orlando, die nie gebaut wurden. Der Fonds ging pleite und die Anleger wurden mit 60 Prozent ihrer Einlage abgefunden.
Waiser will sich zur Sache nicht äußern und sein Rechtsanwalt Wolfgang Ziegler hält die Klageschrift der Staatsanwaltschaft für „in jeder Hinsicht unzutreffend“. Wenn es nach Recht und Gesetz gehe, dürfe die Hauptverhandlung nicht eröffnet werden. Das Berliner Riesenrad-Projekt sei aus seiner Sicht strafrechtlich nicht relevant.
Städtebaulich bleibt das Grundstück an der Hertzallee, das seit fast neun Jahren Jahren brach liegt, aber in jedem Fall interessant. Der Senat hätte das Areal 2012 zurückkaufen können, verzichtete aber auf Drängen des damaligen Finanzsenators Ulrich Nußbaum auf diese Option. Also blieb das Grundstück in privatem Eigentum. Belastet mit einer exorbitant hohen Grundschuld von 225 Millionen Euro. So will die ABN Amro Bank, die mit dem Pleitefonds für Riesenräder hohe Verluste machte, offenbar wenigstens noch den Kauferlös für die Immobilie sichern.
Was passiert jetzt mit dem Grundstück?
Bisher blieben die Bemühungen, das Grundstück an einen privaten Investor weiter zu verkaufen, erfolglos. Dazu trägt bei, dass dort baurechtlich immer noch vorgeschrieben ist, ein Riesenrad zu errichten. Der Bezirk will daran auch nichts ändern, solange die wertvolle Fläche nicht wieder in öffentlichem Eigentum ist. Die Technische Universität würde das Gelände gern für ihren Charlottenburger Wissenschafts-Campus nutzen, in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gab es aber auch schon Überlegungen für schicke Hochhäuser.
Der Sprecher der Verwaltung, Martin Pallgen, sagte am Mittwoch nur: „Wir sind nach wie vor an einer sinnvollen Nutzung des Areals interessiert“. Es gebe aber, was die Eigentumsverhältnisse betrifft, keinen neuen Stand.
Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.