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Für Transparenz sollte die Stahlskulptur vor dem Gebäude der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik stehen.
© Mike Wolff

Skandal an der Eliteschule: Berlin zahlt Dolmetscher für Geschädigte der Ballettschule

Die vielen Facetten der Aufklärung: Die Expertenkommission nimmt ihre Arbeit auf - und bald kommen die Wirtschaftsprüfer.

Die Staatliche Ballettschule und Schule für Artistik gerät zunehmend in Bedrängnis. Zur Kritik an Demütigungen durch Lehrer und einer „Kultur der Angst“ kommen täglich neue Fragen hinsichtlich der gesamten pädagogischen und wirtschaftlichen Konstruktion der außergewöhnlichen Schule. Im Laufe dieser Woche will die Senatsverwaltung für Bildung entscheiden, welche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in die Schule geschickt wird.

Dass es ohne eine Wirtschaftsprüfung nicht mehr geht, steht wie berichtet seit Montag fest. Es soll ein Anbieter ausgewählt werden, dessen Expertise auch vor dem Landesrechnungshof Bestand hätte. Denn dass der Landesrechnungshof sich absehbar mit der Schule befassen könnte, gilt als wahrscheinlich.

Das liegt nicht nur an den überdurchschnittlich hohen Kosten, die die betreuungsintensive Eliteschule verursacht. Vielmehr dürfte sich der Landesrechnungshof auch für die Frage interessieren, ob es eine ausreichende Trennschärfe zwischen dem Landesjugendballett und privaten Engagements von Ballettschul-Mitarbeitern der Schule gab und gibt.

Über 20 Betroffene haben sich gemeldet

Bei der Clearingstelle, an die sich Schüler und Lehrer wenden können, haben sich dem Vernehmen nach bereits „über 20“ Betroffene gemeldet. Von den - auch von ganz oben beschworenen - „anonymen“ Beschuldigungen könne also weniger denn je die Rede sein. Die Schule zeigt jedoch bisher wenig Offenheit im Umgang mit den Problemen. Es dauerte fast eine Woche, bis sie am Dienstag die Telefonnummer und Mailadresse der Clearingstelle auf ihrer Homepage veröffentlichte. Der freigestellte Leiter ist aber weiterhin mit seinem Grußwort präsent.

Die Expertenkommission zur Aufklärung des Ballettschulskandals tagt unter der Leitung von Klaus Brunswicker.
Die Expertenkommission zur Aufklärung des Ballettschulskandals tagt unter der Leitung von Klaus Brunswicker.
© Kitty Kleist-Heinrich

Inzwischen gibt es auch Beschwerden über weitere Informationsdefizite an der Schule – etwa gegenüber nicht deutschsprachigen Familien. Daraufhin hat die Bildungsverwaltung reagiert: Ihr Sprecher teilte auf Anfrage mit, dass jetzt Informationsbriefe auf Japanisch, Portugiesisch, Italienisch und Englisch verschickt würden. Zudem soll die Clearingstelle ein zusätzliches Budget erhalten, um Dolmetscher bezahlen zu können.

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Die Expertenkommission, die die Vorwürfe aufarbeiten soll, wird an diesem Mittwoch erstmals zu Gesprächen an die Schule kommen und dabei auch die ambitionierte Konstruktion der Schule betrachten. Dazu dürften auch die Regeln für das „Abschulen“ der Jugendlichen gehören, die an der Ballett- und Artistikschule rigoroser sind als etwa an den Eliteschulen des Sports.

Behandelt werden dürfte auch die Frage des „Outputs“ an erfolgreichen Tänzern und Artisten: Er sei zu klein angesichts des finanziellen Aufwands, der betrieben werde, heißt es aus dem Umfeld der Schule.

Die freigestellten Leiter wehren sich

Der freigestellte Leiter Ralf Stabel hatte nach seiner Freistellung mitgeteilt, dass seine vorübergehende Freistellung nicht erfolgte, weil er seine Dienstpflichten verletzt hätte "oder weil andere von mir zu vertretende Gründe vorliegen". Zudem hatte er "Verleumdungen, Falschbehauptungen und Anschuldigungen in der Öffentlichkeit" thematisiert, "für die kein einziger Beleg beigebracht wurde".

Aus dienstrechtlichen Gründen werde er sich "zum Sachverhalt nicht weitergehend äußern".

Ein gleichlautendes Statement war laut Deutscher Presseagentur durch den Künstlerischen Leiter Gregor Seyffert erfolgt.

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