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Von weit her. Auch der Dom kommt bei Chinesen offenbar gut an.
© P. Zinken/dpa

Tourismus in der Hauptstadt: Berlin ist für Chinesen "die Stadt der Freiheit"

Touristen aus der Volksrepublik lieben die Stadt. Sie kommen wegen Lebkuchen, der Deutschen Bahn, zum Shoppen - aber auch der Freiheit wegen.

Hotels in Berlin bieten chinesisches Frühstück und Jasmintee, im KaDeWe sprechen Mitarbeiter beim Kundenservice Mandarin und auf „Weibo“, dem chinesischen Facebook-Equivalent, schaltet die Tourismusfördergesellschaft „Visit Berlin“ Werbung für die Hauptstadt.

„Die Zahl chinesischer Gäste in Deutschland und gerade auch in Berlin ist über viele Jahre äußerst dynamisch gewachsen. China zählt in Berlin mittlerweile zu den wichtigsten außereuropäischen Märkten“, sagt der Chef des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel. Da die Kaufkraft dort stetig zunimmt, ist es auch ein Zukunftsmarkt. Zwischen Januar und Dezember 2016 kamen mehr als 290.000 Chinesen nach Berlin. Das ist ein Wachstum von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr und das, obwohl der Terror in Europa und die Flüchtlingskrise Gäste aus der Volksrepublik verunsichern.

Der chinesische Botschafter gab kürzlich einen Sicherheitshinweis an seine Landsleute heraus: Sie sollen nachts nicht mehr allein auf Deutschlands Straßen gehen. 2016 sind hierzulande mehrere Chinesen Opfer von Gewalttaten geworden, etwa bei der Axt-Attacke in einem Zug bei Würzburg .

Für junge Chinesen ist Berlin die Stadt der Freiheit

Ob sich diese Warnung nun auf den Tourismus auswirkt, bleibt abzuwarten. Deutschland an sich habe ein gutes Image, heißt es bei Visit Berlin. Gleich 20 Prozent mehr Chinesen als im Vorjahr kamen etwa in der Weihnachtszeit nach Berlin. In der Volksrepublik liebt man nämlich europäische Weihnachtsmärkte, sagt Christian Tänzler, Sprecher der Tourismusgesellschaft. Visit Berlin macht schon seit Anfang der 2000er Jahre Werbung auf dem chinesischen Markt. Während die Liebe zu Punsch, Lebkuchen und Christbaumkugeln auch hier nachvollziehbar ist, lässt sich aus deutscher Sicht die Vernarrtheit der fernöstlichen Besucher in die Deutsche Bahn nur schwer erklären. Vor allem der Schnellzug ICE habe es den Touristen angetan, wie Tänzler erklärt.

Ansonsten zählen Klassiker wie Brandenburger Tor und Checkpoint Charlie zu den Gründen für eine Berlin-Reise. Die großen Gruppenreisen allerdings, bei denen die Menschen von einem Fotomotiv zum nächsten gekarrt werden, nehmen ab. Vor allem junge Chinesen setzen vermehrt auf Individualreisen und kommen wegen der Mode und der Clubs her. „Für viele Chinesen gilt Berlin aufgrund seiner Geschichte als die Stadt der Freiheit“, sagt Tänzler.

Im Kadewe sind Chinesen die größte Kundengruppe aus dem Ausland

Allerdings haben chinesische Touristen auch ganz spezielle Ansprüche. Darauf hat sich die Branche inzwischen eingestellt. Die drittgrößte Hotelgruppe der Welt „International Continental Hotels“ (IHG), hat 2015 eine eigene „China ready“-Zertifizierung eingeführt. Hotels dieser Kategorie – in Berlin also das Holiday Inn in Prenzlauer Berg und das Crowne Plaza in Charlottenburg – bieten unter anderem Fernsehprogramme auf Mandarin, chinesischen Tee und einen Wasserkocher im Zimmer sowie chinesisches Frühstück zu dem etwa die traditionellen, gedämpften oder frittierten Häppchen Dim Sum gehören. Auch das Intercontinental am Zoo bietet spezielle Betreuung für Chinesen.

Essen aus der Heimat ist besonders wichtig. „Das Ausprobieren der lokalen Küche kann als Höhepunkt einer Reise durchaus eingeplant werden, als dauerhafte Verpflegung während der Reise akzeptieren Chinesen regionale Gerichte noch kaum“, heißt es in einem Bericht der Deutschen Zentrale für Tourismus.

Auch beim Shoppen legt man Wert auf maßgeschneiderte Betreuung. Im Kadewe sind Chinesen die größte Kundengruppe aus dem Ausland. Wichtig ist ihnen, laut Marketingdirektorin Petra Fladenhofer, vor allem ein großes Sortiment, guter Service und Kommunikation auf Mandarin. „Außerdem muss alles schnell und effizient gehen, Gäste aus China haben meist einen sehr engen Zeitplan.“ Für Bummeln und ein Gläschen im sechsten Stock bleibt keine Zeit. Gekauft werden vor allem Luxusmarken wie Dior und Louis Vuitton aber auch Qualität Made im Germany – allerdings eher bei bodenständigen Produkten wie Koffern oder Töpfen. Wenn es um Parfums oder Mode geht, orientieren sich die Chinesen dann doch lieber an Trends aus Frankreich und Italien.

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