Prognose der Industrie- und Handelskammer : Berlin fehlen bis 2035 rund 380.000 Fachkräfte
Jede vierte Stelle könnte laut IHK unbesetzt bleiben - bei Akademiker sogar jede dritte. Doch es gibt Empfehlungen, dem entgegenzuwirken.
In Berlin fehlen laut einer Prognose der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) im Jahr 2035 rund 377 000 Fachkräfte.
Grund sei der demografische Wandel. „Wenn die Generation der Babyboomer in Rente geht, wird sich die Situation ab Mitte der 20er Jahre noch einmal deutlich verschärfen“, sagte Jörg Nolte, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaft und Politik am Mittwoch bei der Vorstellung des „Fachkräftemonitors“. Demnach sei die Lücke sieben Mal größer als heute, sagte Nolte.
Nach den Berechnungen werde 2035 jede vierte Stelle, für die eine berufliche Qualifikation nötig ist, unbesetzt bleiben.
Bei den Akademiker:innen sei es jede dritte Stelle. Schaut man auf die Branchen, so wird der Mangel sich besonders in technischen Berufen, wie etwa Fertigungstechniker:in und Industriemeister:in, aber auch in Pflegeberufen und bei Erzieher:innen zeigen, wo in rund 15 Jahren 45 Prozent der Stellen unbesetzt bleiben werden.
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Der Mangel gehe darauf zurück, dass das Angebot an Fachkräften in Berlin in der nächsten Dekade deutlich sinken werde.
2035 werden dem Arbeitsmarkt nach den IHK-Berechnungen 423 000 weniger qualifizierte Beschäftigte zur Verfügung stehen als heute.
Die Coronakrise verringere den Mangel nur vorübergehend
Die Nachfrage bei den Unternehmen werde bis 2035 zwar ebenfalls abnehmen, aber nur um rund 100 000 Fachkräfte. Die Coronakrise verringere den Mangel nur vorübergehend, sagte Nolte.
Auch, wenn die Pandemie die Aussichten vor allem in den besonders betroffenen Branchen, wie Gastgewerbe und Handel, eingetrübt habe: Mittelfristig griffen „konjunkturelle Erholungseffekte“.
Sie führten wieder dazu, dass mehr Personal gebraucht werde.
Der Standort Berlin muss attraktiv bleiben für die Fachkräfte und ihre Familien
Was kann dieser Entwicklung entgegengesetzt werden? Die IHK nennt einiges in ihren „Handlungsempfehlungen“: beispielsweise Berlin weiterhin als Standort für Fachkräfte und deren Familien attraktiv zu machen, indem es bezahlbare Wohnungen und genügend Kitaplätze gibt. Auch die Schulqualität müsse sich verbessern, da Berlin hier „international nicht in der Top-Liga spielt“, sagte Nolte.
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Mehr Menschen müssten in eine duale Ausbildung gebracht werden. Mehr duale Studienplätze in den MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – sollten dazu angeboten werden. Strukturelles Lernen, also eine stetige Weiterbildung der Beschäftigten, gehört ebenso zu den Empfehlungen. Die IHK rät den Unternehmen zu prüfen, ob und wie sie ihre Arbeit mit weniger Personal bewerkstelligen können und wie sie sich technisch weiterentwickeln.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen „müssen sich stärker als Marke etablieren“, sagte Nolte.
[Alle Details zum Fachkräftemonitor hier.]
Dazu gehöre, dass für zukünftige Fachkräfte immer entscheidender wird, ob ein Unternehmen wertebasiert, ethisch und ökologisch arbeitet.
Problematisch sei derzeit auch die Berufsorientierung an den Schulen, die letztlich ebenfalls ein Grund für den Fachkräftemangel sei.
Vielen Jugendlichen fehle es an den entscheidenden Voraussetzungen für die richtige Berufswahl.
Sie wüssten oftmals gar nicht, wo ihre Talente liegen oder welche Bandbreite an Berufen es gibt, die ihren Fähigkeiten entsprechen.
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