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Rabbiner Yehuda Teichtal, Vorsitzender des Chabad Jüdischen Bildungszentrums.
© Soeren Stache/dpa

Für 18 Millionen Euro: Berlin bekommt einen neuen Jüdischen Bildungscampus

Die streng-orthodoxe Gemeinschaft Chabad Lubawitsch errichtet in Wilmersdorf einen Bildungscampus. Das Projekt soll auch „konkrete Antisemitismusbekämpfung“ sein.

Für rund 18 Millionen Euro soll bis Ende 2020 in Berlin-Wilmersdorf ein neuer jüdischer Bildungscampus für 500 Kinder entstehen. Träger des Projekts ist die streng-orthodoxe Gemeinschaft Chabad Lubawitsch, die in einem ehemaligen Umspannwerk in der Münsterschen Straße bereits ein Bildungszentrum betreibt. Für den neuen 7.000 Quadratmeter großen Campus mit Kita, Grundschule, Gymnasium, Sporthalle, Bibliothek, Jugendclub und Festsaal soll am 10. Juni der Grundstein gelegt werden, sagte der Vorsitzende von Chabad, Rabbiner Yehuda Teichtal, am Dienstag in Berlin. Dazu werde unter anderem Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erwartet.

Finanziert wird das Projekt unter anderem mit Mitteln des Bundes, des Landes, aus Privatspenden und aus Stiftungsmitteln, wie der Stiftung Lebendige Stadt oder der Berliner Sparkassenstiftung. Einer der Hauptspender ist die britisch-jüdische Pears Foundation, die auch Namensgeber des künftigen „Pears Jüdischer Campus“ ist. Zwölf Millionen Euro der Gesamtkosten seien bereits gedeckt, weitere Spender würden gesucht, sagte Teichtal.

„Vor fünf Jahren war es noch ein Traum, jetzt wird es Realität“

Der Rabbiner bezeichnete das bundesweit bislang einmalige Projekt als weiteren Schritt der Wiederbelebung jüdischen Lebens in Deutschland. „Wer baut, zeigt Vertrauen in ein dauerhaftes, lebendiges und positives jüdisches Leben in Deutschland“, sagte Teichtal. Der Campus werde von den drei Säulen Bildung, Kultur und Sport getragen und werde nicht nur für jüdisch-orthodoxe Menschen offen stehen. Unter anderem bestehe bereits reger Kontakt zu dem benachbarten Evangelischen Campus Daniel.

Erste Pläne für den Jüdischen Campus gab es nach Angaben Teichtals bereits 2008, im Jahre 2013 wurde mit den Kaufverhandlungen für das Grundstück begonnen. „Vor fünf Jahren war es noch ein Traum, jetzt wird es Realität“, sagte der Rabbiner. Das ganze Projekt verstehe er auch als „konkrete Antisemitismusbekämpfung“.

Die streng konservative Ausrichtung stößt oft auf Kritik

Das fünfstöckige blaue Gebäude hat die Form einer gebogenen Ellipse und entsteht nach Plänen des Berliner Architekten Sergei Tchoban. Wie alle jüdischen Einrichtungen wird es besonderen Sicherheitsvorkehrungen unterliegen. So werden beispielsweise Spezialfenster und -türen eingebaut. Der Architekt ist kein Unbekannter in Deutschland und Russland. Unter anderem hat er das DomAquaree in Berlin-Mitte und das Wohn- und Geschäftshaus Living Levels an der Berliner East Side Gallery errichtet und das Mediazentrum für die Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi. Zudem ist Tchoban Gründer und über seine Stiftung Träger des Berliner Museums für Architekturzeichnungen.

In Berlin ist Chabad Lubawitsch seit 1996 ansässig und wächst seitdem laut Teichtal kontinuierlich. Weltweit ist die jüdische Gemeinschaft nach eigenen Angaben an rund 3.300 Orten aktiv. Das Hauptquartier der orthodoxen Bewegung liegt im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Das erklärte Ziel der chassidischen Bewegung ist es, Juden wieder zu ihrem Glauben zurückzubringen. Ihre streng konservative Ausrichtung stößt bei liberalen Juden häufig auf Kritik. Der Name „Chabad“ steht für die Anfangsbuchstaben der hebräischen Worte Weisheit, Einsicht und Wissen. „Lubawitsch“ verweist auf den Ursprungsort der Bewegung in Weißrussland. (epd)

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