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Gideon Joffe (l.), Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin, und Raed Saleh, Vorsitzender der SPD-Fraktion.
© Gregor Fischer/dpa

Friedrichshain-Kreuzberg: Erster Entwurf für Synagoge am Fraenkelufer

SPD-Fraktionschef Saleh will den Wiederaufbau des jüdischen Gotteshauses am Fraenkelufer. Geld könne man aus den verschiedensten Töpfen bekommen, meint er.

Am 9. November hatte er die Idee, am Donnerstag nun stellte SPD-Fraktionschef Raed Saleh gemeinsam mit dem Architekten Kilian Enders einen ersten Entwurf für den Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer vor. Auf 1300 Quadratmetern Grundfläche entstünde dann ein neuer Bau nach altem Vorbild: weiß, klassizistisch und mit Säulen wie ein griechischer Tempel.

Saleh pries das Vorhaben als „Leuchtturm“, jüdisches Leben müsse wieder Alltag sein in dieser Stadt – und genau hier, am historischen Ort, zudem an der Schnittstelle von Kreuzberg und Neukölln, sei genau der richtige Platz dafür. „Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben, wenn man sagt, man will jüdisches Leben in Berlin fördern“, sagte Saleh. „Man muss handeln, es einfach machen! Die Hindernisse sind überbrückbar.“

"Man muss handeln!"

In diesem Jahr jährt sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal; das neue Gotteshaus könnte zum 85. Jahrestag vielleicht fertig sein. Nach einer ersten Schätzung dürfte es rund 25 Millionen Euro kosten, wobei Architekt Enders diese Zahl als nicht aussagekräftig bezeichnete, da je nach Volumen und Innenraumgestaltung die Kosten sich stark unterschieden.

Saleh ist auch hier optimistisch. Das Grundstück gehöre dem Land, das sei schonmal ein überwindbares Hindernis, man müsse nur wollen. Und Geld könne man aus den verschiedensten Töpfen bekommen, etwa Lotto, Siwa, Siwana – und wäre es nicht wundervoll, in Kirchen, Moscheen und Synagogen am selben Wochenende Spenden für das Projekt zu sammeln?

Hier schaltete sich nun aber Bau- und Haushaltspolitikerin Iris Spranger (SPD) ein und stellte klar, dass in dem Moment, wo Steuermittel flössen, man nicht einfach irgendwas bauen könne, sondern es einen Architekturwettbewerb geben müsse, auch wenn der vorliegende Entwurf ihr persönlich natürlich gefalle.

"Keine Religion, vor der man sich fürchten muss"

Gideon Joffe, Chef der jüdischen Gemeinde, will am Standort eine Begegnungsstätte einrichten. „Wir wollen zeigen, dass das Judentum keine Religion ist, vor der man sich fürchten muss, und dass Juden Menschen sind, die man nicht hassen muss“, sagte Joffe. Dies dürfte ein lohnendes Ziel sein in einer Gegend, die stark von migrantisch-muslimischen Milieus geprägt wird. Joffe wies auch auf den starken Anstieg antisemitischer Straftaten hin, über den der Tagesspiegel am Donnerstag berichtet hatte.

Für ihn sei das dringendste Problem derzeit der Bau einer jüdischen Sekundarschule. Grund- und Oberschule seien vorhanden, aber die Sekundarschüler seien zum Teil massiven Anfeindungen ausgesetzt. Alle jüdischen Schulen nähmen auch nichtjüdische Schüler auf; ihr Anteil liege bei rund der Hälfte. Dieses Vorhaben ist bereits konkreter im Plan.

Eine erste Finanzierungsphase für die neue Schule in der Auguststraße ist erfolgreich geschafft, die Kosten sollen bei rund 12,5 Millionen Euro liegen. Gehofft wird auf Fertigstellung in zwei Jahren.

Auch Saleh wird mitunter angefeindet, weil er als Palästinenser und Muslim sich so für Juden engagiert. „Das muss ich aushalten“, sagt er dazu nur.

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