Hauptstadtflughafen: BER schon wieder im Krisenmodus
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke steht hinter dem Veto gegen einen neuen Technikchef.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat das Veto des Landes verteidigt, für den BER-Pannen–Airport keinen vierten hochdotierten Manager zu installieren. Dies hatte unmittelbar vor der Sitzung des Flughafen-Aufsichtsrates am Freitag in Tegel maßgeblich zum Absprung des Münchener Flughafen-Immobilienchefs Carsten Wilmsen geführt, den Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und der BER-Chefaufseher und brandenburgische Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider zum neuen BER-Technikchef und vierten Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) hatten machen wollen. Dem Vernehmen wollte auch der Bund vor Bildung der neuen Jamaika–Regierung keine solche Entscheidung treffen.
„Vermeintliche Retter gab es in der Geschichte dieses Flughafens schon viele“
Woidke machte am Freitag auf Anfrage klar, dass die Ablehnung der Personalie kein Alleingang des für Unternehmensbeteiligungen zuständigen Finanzministers Christian Görke von den Linken war, sondern die Position Brandenburgs. Zu den Gründen hielt er sich bedeckt, sagte aber zumindest folgendes: „Vermeintliche Retter gab es in der Geschichte dieses Flughafens schon so viele wie sonst nirgendwo.“ Aber er erinnerte an das Stühlerücken im FBB-Management, das erst ein halbes Jahr her ist. Damals hatte der Flughafenchef und frühere Industriemanager Karsten Mühlenfeld, den 2015 Woidke geholt hatte, seinen Posten räumen müssen.
Und zwar gegen den Widerstand Brandenburgs. „Es gab damals Vorschläge der alten Geschäftsführung und bei den anderen Gesellschaftern eine andere Meinung als bei uns. Mehr will ich dazu nichts sagen“, so Woidke. Mühlenfeld hatte damals Technikchef Jörg Marks gefeuert, dem er nach einer Kette von Pannen und permanent gerissenen Terminen - zuletzt dem Eröffnungstermin 2017 - eine zeitnahe Eröffnung des neuen Berliner Airports nicht mehr zutraute.
Und er hatte den früheren Bahnmanager Christoph Bretschneider zum Marks-Nachfolger gemacht. Doch vor allem Müller, Lütke-Daldrup als damaliger Berliner Flughafenkoordinator und der Bund sorgten damals dafür, dass Marks zurückgeholt wurde, aber Mühlenfeld gehen musste.
Für ihn kam Lütke Daldrup. In Tegel beriet der FBB-Aufsichtsrat am Freitag, dem 17. November, neben der regulären Tagesordnung – Baustelle, Finanzen, Masterplan – auch notgedrungen über die Konsequenzen aus der Abfuhr für die FBB-Führungsriege durch Eigner. Lütke Daldrup, Bretschneider, und einige Aufsichtsräte hatten Wilmsen gewonnen, weil sie nicht überzeugt sind, dass die FBB mit ihrem jetzigen Struktur die Baustelle wirklich im Griff hat. Mit einem BER–Start vor 2020 ist nicht zu rechnen.
Thorsten Metzner