Hauptstadtflughafen: BER-Chef: Erweiterung jetzt kein Thema
Chefmanager Karsten Mühlenfeld bekräftigt weiteren Finanzbedarf für den BER, will momentan nicht über eine Erweiterung reden und zeigt sich bei Nachtflügen gesprächsbereit.
Um den für 2017 geplanten Start des neuen Hauptstadt-Flughafens in Schönefeld sicherzustellen, will der neue Chefmanager Karsten Mühlenfeld vorerst nichts von einer BER-Erweiterung wissen. „Wir müssen uns strikt auf die BER-Inbetriebnahme konzentrieren“, sagte der 51-Jährige im Tagesspiegel-Interview. „Keine Ablenkungen mehr.“ Zwar versicherte Mühlenfeld, „nach bestem Wissen, Stand heute, spricht nichts gegen eine Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017“. Zugleich bestätigte er aber erstmals, dass es bei der Sanierung des BER-Terminalgebäudes einen Rückstand gebe.
„Insgesamt haben wir 21 Prozent der anstehenden Restarbeiten geschafft, 23 Prozent müssten wir laut Plan haben“, erklärte Mühlenfeld. „Wir arbeiten hart daran, das aufzuholen.“ Der frühere Industriemanager hatte vor sechs Wochen die Nachfolge von Hartmut Mehdorn als Vorstandschef der Flughafengesellschaft angetreten. Er setzt, wie er in seinem ersten Zeitungsinterview deutlich macht, nun eigene Akzente. So hatte Mehdorn immer wieder auf zügige Ausbauentscheidungen am bereits zu kleinen BER gedrängt. Mühlenfeld sieht hingegen kein Problem darin, Deutschlands Hauptstadtflughafen 2017 mit Provisorien und Behelfsabfertigungen zu eröffnen. „Mit dem neuen Terminal und Interimsgebäuden können wir gut die drei bis vier Jahre überleben, bis wir den BER erweitern können.“
Bereits 2017 rechnet Berlin mit 34 Millionen Passagieren
Hintergrund ist das rasante Passagierwachstum, wonach Berlin 2017 bereits mit 34 Millionen Fluggästen rechnen kann. Im BER-Terminal können zum Start aber nur 22 bis 25 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Allein am alten Schönefelder Flughafen sollen mit der für diesen Herbst angekündigten Neuansiedlung von Ryanair nächstes Jahr zehn Millionen Passagiere abgefertigt werden. Der Flughafen, der in der Region zu Unrecht im Schatten Tegels stehe, werde dann so groß sein wie der in Köln-Bonn, sagte Mühlenfeld. Dem Vorstoß von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), die Berliner Kapazitätsprobleme durch eine Verlagerung von Flügen auf den nicht ausgelasteten Leipziger Flughafen zu lösen, erteilte er dabei eine Absage. „Wer nach Berlin will, fliegt nach Berlin. Das müssen wir ermöglichen.“
Mühlenfeld bestätigte, dass der Flughafen nach den jetzt bewilligten 1,1 Milliarden Euro Brandenburgs, Berlins und des Bundes weiteres Geld benötige. Und zwar insgesamt 2,2 Milliarden Euro, also weitere 1,1 Milliarden Euro. Dieser Rahmen sei auch bereits der EU in Brüssel angezeigt worden, sagte er. Noch nicht finanziert seien etwa die Interimslösungen und der Schuldendienst für die laufenden Kredite. Die Entscheidung darüber sollte nach seinen Worten „im nächsten Jahr“ fallen. Zur Forderung des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), das Nachtflugverbot am BER auszuweiten, äußerte sich Mühlenfeld differenziert. Er werde grundsätzliche Einschränkungen „nicht akzeptieren“. Anders als Mehdorn schloss er freiwillige Selbsteinschränkungen bestimmter Randzeiten nicht aus. „Allerdings nur bis auf Widerruf und nur dann, wenn es für den Flughafen ökonomisch ist.“
Das ganze Interview können Sie hier nachlesen.