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Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup nach der Sitzung des BER-Aufsichtsrates am Freitagabend in Schönefeld.
© Paul Zinken/dpa

Geplanter Start gefährdet?: BER-Chef bestätigt neue Probleme mit Brandmeldeanlagen

Auf der Flughafenbaustelle kommt es zu weiteren Verzögerungen. Doch Engelbert Lütke Daldrup hält an einer Eröffnung im Oktober 2020 fest.

Die für den Oktober 2020 geplante BER-Eröffnung scheint gefährdet. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bestätigte am Freitagabend Tagesspiegel-Recherchen, wonach es neben der zu langsamen Beseitigung von über 2000 Kabelmängeln aktuell bei der Inbetriebnahme der Brandmeldeanlagen zu Verzögerungen kommt. Von einer Startabsage wollen die Verantwortlichen gleichwohl nichts wissen. „Die Flughafengesellschaft hält weiter daran fest, dass der BER im Oktober 2020 eröffnet wird“, sagte Lütke Daldrup nach einer Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) in Schönefeld.

Die Brandmeldeanlage sollte der Bosch-Konzern erst Anfang Februar, dann Anfang März 2019 fertigstellen. Nun nannte Lütke Daldrup unter Verweis auf einen vergangene Woche mit Bosch geschlossenen Vertrag diesen neuen Termin: „Die Firma Bosch schuldet uns die Fertigstellung der Brandmeldeanlage bis zum 29. März.“ Danach würden Strafzahlungen fällig. Und Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider wird in der offiziellen Pressemitteilung so zitiert: „Wir haben uns heute intensiv mit den Kabelgewerken und der Brandmeldeanlage beschäftigt. Hier müssen sich die verantwortlichen Firmen noch kräftig anstrengen, um die versprochenen Termine zu halten.“

Und wenn Bosch es nicht bis Ende März schafft? „Der Zeitplan fällt nicht wie ein Kartenhaus zusammen. Es gibt Puffer“, sagte Lütke Daldrup. Nach seinen Worten bleibt es dabei, dass im Sommer die sogenannten Wirk- und Prinzipprüfungen durch den TÜV Rheinland stattfinden und im Herbst die Baufertigstellungsanzeige bei den Behörden eingereicht wird.

In der Politik wachsen längst die Befürchtungen, dass sich der BER-Start wieder einmal verzögert. „Die Liste der Probleme wird immer länger und die Zeitplanung läuft offensichtlich aus dem Ruder. Wir brauchen jetzt eine ehrliche und transparente Bestandsaufnahme“, sagte Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, dem Tagesspiegel. „Es ist Zeit, den Menschen reinen Wein einzuschenken. Das sind Engelbert Lütke Daldrup und der Aufsichtsrat den Wählern in Brandenburg wie auch den Betroffenen im Umfeld von Tegel schuldig.“ In Brandenburg finden am 1. September Landtagswahlen statt.

Hofreiter hatte sich im Februar von Lütke Daldrup die Baustelle zeigen lassen. Nun warnt er, dass sich „die Bundesregierung und die Landesregierungen Berlin und Brandenburg eine weitere peinliche Blamage wie 2012 nicht leisten können“. Seine Forderung: „Der Aufsichtsrat sollte sich lieber jetzt vom Eröffnungstermin 2020 verabschieden als den Menschen noch eineinhalb Jahre lang etwas vorzugaukeln.“

Ähnlich sieht es Christian Gräff, Obmann der CDU im BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses: „Auf der Baustelle gibt es offensichtlich immer mehr Probleme und nicht weniger. Ich gehe nach allen Signalen davon aus, dass der neue Flughafen auch 2020 nicht ans Netz gehen kann“, sagte Gräff dem Tagesspiegel. „Auch die Airlines brauchen Planungssicherheit. Eine kurzfristige Terminverschiebung wäre eine Katastrophe für die Unternehmen.“

Flughafenchef kritisiert die „Unberufenen“ aus der Politik

Lütke Daldrup reagierte verärgert auf solche Wortmeldungen von „Unberufenen“: „Ich rate jedem, der sich öffentlich äußert, auch im Blick zu haben, wie es auf Mitarbeiter wirkt, die einen harten Job auf der Baustelle haben, zehn, zwölf, vierzehn Stunden am Tag, an den Wochenenden.“

Bei der Brandmeldeanlage, bei der in fünf Brandmeldezentralen im Hauptterminal die Signale von 30.000 Brandmeldern auflaufen, hatte es Ende Januar noch ganz gut ausgesehen. Bosch war jüngst neben der Firma Caverion in die Kritik geraten, weil das Unternehmen einer Einladung in einen Berliner Parlamentsausschuss in der kommenden Woche nicht folgt.

Das sei keine Missachtung des Parlamentes, betonte ein Firmensprecher auf Anfrage. Bosch sei am 14. März ausnahmsweise nicht dabei, „da derzeit die Hochphase der finalen Steuerungstests“ laufe. „Es handelt sich um aufwendige Tests, die extrem hohe Kapazitäten erfordern. Das hat aktuell Priorität.“

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