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Arbeiter mit Leiter vor Flughafen-BER-Schild.
© dpa

Flughafen Berlin-Brandenburg: Irischer Student forscht zum BER

Dominic Judge, ein 22-jähriger Student aus Irland, will verstehen, was beim Bau des BER schief läuft – und glaubt nicht an eine Eröffnung 2020.

Herr Judge, Sie sind Ire, 22 Jahre alt, und studieren an der Universität Dublin. Was haben Sie denn dort mit dem BER zu tun?

Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit über den neuen Berlin-Brandenburger Flughafen. Ende April, Anfang Mai soll sie fertig sein.

Was wollen Sie einmal werden?

Ich studiere in Dublin Luftverkehrsmanagement. Ich möchte in meiner Karriere Flughäfen bauen, neue Terminals. Ich möchte unbedingt das neue Terminal in Dublin errichten. Allerdings wird es noch zehn, 15 Jahre dauern, bis das geplant wird.

Wie sind Sie für Ihre Bachelorarbeit denn ausgerechnet auf den BER gekommen?

Ich habe dafür ein Projekt gesucht. Und da erinnerte ich mich an eine Geschichte, die mir meine Mutter vor einigen Jahren erzählt hat, nämlich die über den Berlin-Brandenburger Flughafen, der 2012 plötzlich nicht eröffnet werden konnte. Sie ist Deutsche, kommt aus Hornhausen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Magdeburg. Ich bin auch oft nach Berlin geflogen, um meine Großeltern dort zu besuchen. Ich hatte mich schon gewundert, warum ich immer noch nichts von einer Eröffnung gehört habe. Auch meine Lehrer und Freunde in Dublin wussten es nicht, als wäre der Airport ein Geist. Das hat mein Interesse geweckt.

Was wollen Sie denn zum BER erforschen?

Ich will herausfinden, was da los war, warum das schiefging. Von technischen Problemen, etwa mit den Anti-Feuer-Systemen, hatte ich schon gehört. Ich will wissen, wie es dazu kommen konnte, ob die Experten, die das geplant und gebaut haben, überhaupt das Wissen und das nötige Know-how hatten. Mich interessiert dabei die Managementperspektive. Ich will wissen, ob das Projekt richtig strukturiert war, wie mit Hinweisen auf Fehler und Missstände umgegangen worden ist. An der Uni sollen wir ja lernen, wie man Projekte gut managt.

Wie weit sind Sie?

Ich habe schon viel Material. Ich war jüngst zwei Tage in Berlin, habe zum Beispiel mit dem Brandenburger Landesrechnungshof, einem Hochschuldozenten oder auch mit Ihnen gesprochen. Der Flughafen selbst hat leider ein Gespräch abgelehnt. Auch andere Projektbeteiligte, die ich über LinkedIn kontaktierte, haben unter Verweis auf ihre Verschwiegenheitspflicht abgesagt. Andreas Otto von der Fraktion der Grünen im Abgeordnetenhaus hat mir Unterlagen geschickt. Das alles ist sehr hilfreich.

Sie studieren Luftverkehrsmanagement. Wie erleben Sie aus dieser Perspektive als Passagier die alten Berliner Flughäfen?

Ich bin bisher immer über Schönefeld nach Berlin gekommen, mit Ryanair. Während meines Studiums habe ich vor ein paar Jahren ein Projekt gemacht, wie man Sicherheitskontrollen am Dubliner Flughafen verbessern, die Abläufe beschleunigen kann. Als gutes Beispiel habe ich damals das Schönefelder Terminal C angeführt, wo man nur reingeht und, wenn man nicht mehr als Handgepäck hat, gleich durch die Sicherheitskontrolle kann, ohne mit den anderen Passagieren warten zu müssen.

Der BER soll nun 2020 eröffnen. Glauben Sie, dass es diesmal klappt?

Ehrlich gesagt: Das glaube ich nicht. Ich schätze, der BER wird vielleicht einmal eröffnet, aber bestimmt nicht 2020.

Würde es Sie auch reizen, in Berlin einen Flughafen zu bauen?

Klar, das würde ich gern machen. Beim nächsten Berliner Flughafen könnte man ja alles besser machen.

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