Probleme mit Brandmeldeanlagen: Muss die BER-Eröffnung erneut verschoben werden?
Auf der BER–Baustelle ist die Lage ernst. Die Inbetriebnahme der Brandmeldeanlagen verzögert sich. Anton Hofreiter fordert, den Start 2020 zu verschieben.
Auf der Baustelle des neuen Hauptstadtflughafens spitzen sich erneut Probleme zu, was den geplanten Start im Oktober 2020 weiter gefährdet. Nach Tagesspiegel-Recherchen kommt es bei der Inbetriebnahme der Brandmeldeanlagen, die der Bosch-Konzern erst im Februar, dann im März 2019 abschließen wollte, zu weiteren Verzögerungen. Es gebe technische Schwierigkeiten, Bosch habe zusätzliche Spezialisten auf die Baustelle beordert, heißt es. Auch die Beseitigung von über dreitausend Mängeln an den Kabeltrassen im Terminal kommt immer noch nur langsam voran. Um den BER 2020 eröffnen zu können, müssten diese Mängel im Hauptterminal aber bis Spätsommer 2019 beseitigt sein, da noch aufwendige Tests, Abnahmen und der Probebetrieb folgen.
Am Freitag beriet der Aufsichtsrat der von Chefmanager Engelbert Lütke Daldrup geführten staatlichen Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) zum zweiten Mal in diesem Jahr über die Lage auf der Baustelle und den Zeitplan. Und zwar erneut gemeinsam mit Vertretern des TÜV Rheinland, der die sicherheitsrelevanten Anlagen prüft und abnehmen muss. Um diese sogenannten „Wirk- und Prinzipprüfungen“ (WPP) vornehmen zu können, müssen die Anlagen allerdings erst einmal fertig sein.
Ursprünglich sollte der Flughafen 2011 ans Netz gehen
In der Politik wachsen unterdessen die Befürchtungen vor einer neuen Verschiebung der Eröffnung des BER, an dem seit 13 Jahren gebaut wird und mittlerweile fünf Eröffnungstermine abgesagt wurden. Ursprünglich sollte der Flughafen im Jahr 2011 ans Netz gehen. Die Verantwortlichen, vor allem Lütke Daldrup selbst, halten bislang eisern am BER–Start im Oktober 2020 fest.
„Die Liste der Probleme wird immer länger und die Zeitplanung läuft offensichtlich aus dem Ruder. Wir brauchen jetzt eine ehrliche und transparente Bestandsaufnahme“, erklärte Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, gegenüber dem Tagesspiegel. „Es ist Zeit, den Menschen reinen Wein einzuschenken. Das sind Engelbert Lütke Daldrup und der Aufsichtsrat den Wählern in Brandenburg wie auch den Betroffenen im Umfeld von Tegel schuldig.“ In Brandenburg finden am 1.September Landtagswahlen statt. Hofreiter, der die Entwicklung um den BER seit längerem verfolgt, hatte sich im Februar mit Lütke Daldrup getroffen und die Baustelle zeigen lassen. Nun warnt er, dass sich „die Bundesregierung und die Landesregierungen Berlin und Brandenburg eine weitere peinliche Blamage wie 2012 nicht leisten können“. Seine Forderung: „Der Aufsichtsrat sollte sich lieber jetzt vom Eröffnungstermin 2020 verabschieden als den Menschen noch eineinhalb Jahre etwas vorzugaukeln.“
CDU-Obmann Gräff: "Immer mehr Probleme und nicht weniger"
Ähnlich sieht es Christian Gräff, Obmann der CDU im BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses: „Auf der Baustelle gibt es offensichtlich immer mehr Probleme und nicht weniger. Ich gehe nach allen Signalen davon aus, dass der neue Flughafen auch 2020 nicht ans Netz gehen kann“, sagte Gräff am Freitag dem Tagesspiegel. „Auch die Airlines brauchen Planungsicherheit. Eine kurzfristige Terminverschiebung wäre eine Katastrophe für die Unternehmen.“
Bei der Brandmeldeanlage, bei der in fünf Brandmeldezentralen im Hauptterminal die Signale von 30 000 Brandmeldern auflaufen, hatte zuletzt eigentlich ganz gut ausgesehen. Nach der Aufsichtsratssitzung Ende Januar hatte Lütke Daldrup zumindest vorsichtige Entwarnung gegeben, erklärt, dass Bosch aufgeholt habe. Doch nun zeigt sich, dass die Anlage auch im Zusammenspiel mit dem Notfallwarnsystem und der Entrauchung noch zu störanfällig ist.
Bosch war jüngst neben der Firma Caverion in die Kritik geraten, weil es einer Einladung in einen Berliner Parlamentsausschuss nächste Woche nicht folgt. Das sei keine Missachtung des Parlamentes, betonte ein Unternehmens-Sprecher gegenüber dem Tagesspiegel. Bosch sei am 14.März ausnahmsweise nicht dabei, da derzeit „die Hochphase der finalen Steuerungstests“ laufe. „Es handelt sich um aufwändige Tests, die extrem hohe Kapazitäten erfordern. Das hat aktuell Priorität.“ Bosch sei „seiner Verantwortung bei dem Projekt von Anfang an nachgekommen und wird dies auch weiterhin tun.“
Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de