zum Hauptinhalt
Nichts wie weg: Manche Schulen bitten ihre Eltern, wegen überbelegter Horte ihre Kinder direkt nach dem Unterricht abzuholen
© Philipp Schulze/dpa

Berliner Grundschulen am Limit: Auch Horte kämpfen in der Coronakrise mit Personalmangel

Mindestens 350 Erzieherinnen und Erzieher fehlen in Berlin Corona-bedingt bei der Betreuung. Ein Vertretungsbudget gibt es bisher nicht für sie.

Berlins Grundschulen müssen Corona-bedingt nicht nur auf über 400 Lehrkräfte, sondern auch auf rund 350 Horterzieherinnen und -erzieher verzichten. „Es dürfte sich nach ersten Schätzungen um gut fünf Prozent handeln“, teilte ein Sprecher der Bildungsverwaltung auf Anfrage mit. Zu der Frage, ob Stellen ausgeschrieben werden, um die Lücken zu füllen, sagte er: „Dazu laufen Gespräche, außerdem wird ein Nachtragshaushalt verhandelt“. Personalräte gehe sogar von sieben Prozent, somit also über 450 fehlenden Horterziehern, aus.

In etlichen Grundschulen macht sich der Personalmangel bemerkbar: Eltern werden gebeten, ihre Kinder früher abzuholen oder gar nicht in den Hort zu bringen. Wie viele Schulen zum eingeschränkten Hortbetrieb übergegangen sind, konnte die Verwaltung nicht sagen.

Dem Tagesspiegel liegen mehrere Elternbeschwerden vor. So bat die Schule an der Victoriastadt in Lichtenberg die Eltern, „in Absprache mit unserer Schulaufsicht und Fachaufsicht ... aufgrund der sehr angespannten Personalsituation zu prüfen, ob eine Betreuung ihres Kindes im aktuellen Umfang notwendig ist“. Damit wolle man „die Machbarkeit der Fürsorge und Aufsichtspflicht wieder herstellen“.

Dem Vernehmen nach soll Personal aus Zeitarbeitsfirmen dazu beitragen, die Situation zu entspannen. Auch aus der überfüllten Karlshorster Grundschule gibt es Berichte über erhebliche Engpässe. Für diese Schule stehe „eine stabile Lösung kurz bevor“, teilte die Verwaltung mit. Es werde „Entlastung durch regionale Umsetzungen geschaffen“.

Schulleiter fordern auch für Erzieherinnen Vertretungsgelder

Die Interessenvertretung der Berliner Schulleitungen (IBS) fordere seit langem, auch für Erzieher ein Vertretungsbudget zu gewähren, berichtete am Donnerstag die IBS-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse von der Schule an der Köllnischen Heide. Bislang gibt es das so genannte Personalkostenbudget (PKB) nur für Lehrer.

Allerdings ist auch dieses Budget keine Garantie dafür, dass Unterricht vertreten werden kann: Viele Schulleiter finden schon lange keine geeigneten Kräfte mehr - weil die geeigneten in der Not bereits als Seiteneinsteiger in die Kollegien geholt wurden - oder sie geben an, dass sie bereits jetzt das gesamte Budget für die Lehrer verbraucht haben, die mit Vorerkrankungen zu Hause sind. Nun sei kaum noch etwas übrig, wenn die Grippewelle komme.

Die Bildungssenatorin verhandelt über einen Ersatzpool

Zwar hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zum Ferienende berichtet, dass sie mit dem Finanzsenator über einen Ersatzpool für vorerkrankte Lehrer verhandelt. Bisher haben diese Gespräche aber offenbar keine vorzeigbaren Ergebnisse erbracht. Darauf deutet zumindest die Tatsache, dass noch nichts Dergleichen auf Tagesspiegel-Nachfrage kommuniziert wurde.

[In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken befassen wir uns regelmäßig unter anderem mit Schul- und Bildungsthemen. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

In anderen Ländern ist es leichter, den Corona-Ausfällen etwas entgegen zu setzen: Hamburgs Schulen haben feste Vertretungsreserven im eigenen Kollegium - wie früher auch in Berlin - , Bayern hat darüber hinaus bereits vor zwei Monaten 800 Stellen für einen Ersatzpool ausgeschrieben.

Zunächst war Scheeres davon ausgegangen, dass bis rund sieben Prozent der Lehrer ausfallen könnten. Das hätte rund 2000 Lehrern entsprochen. Später wurde aufgrund von Schulmeldungen auf drei Prozent reduziert. Das wären rund 900 und anteilig für die Grundschulen die oben genannten 400 Lehrer.

Zur Startseite