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In Brandenburg reißen Wölfe regelmäßig Schafe – in Berlin sind sie bisher kein Problem.
© Bernd Thissen/dpa
Update

Schaf auf Kinderbauernhof in Spandau gerissen: Angriff durch Wolf „sehr unwahrscheinlich“

Auf dem Vierfelderhof in Gatow wird ein totes Schaf gefunden. Medien schreiben von einem möglichen Wolfsangriff. Der Wildtierbeauftragte glaubt das nicht.

Auf dem Vierfelderhof in Gatow, einem Kinderbauernhof im ländlichen Süden von Berlin-Spandau, hat ein Mitarbeiter am Morgen des 31. Oktober ein totes Schaf gefunden. Das bestätigte die Sprecherin des Vierfeldhofes, Kerstin Stooff. In den Zeitungen "Bild" und "B.Z" wurde der Verdacht geäußert, es könne sich um einen Wolfsangriff handeln.

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Das hält der Wildtierbeauftrage der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Derk Ehlert, für "sehr unwahrscheinlich". Die Bisswunden würden nicht zu einem Wolf passen, sagte Ehlert – die Abstände zwischen den Reißzähnen seien zu klein. Das Schaf wird zurzeit im Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht.

Hunde reißen in Berlin mehrmals pro Jahr Tiere

Gewissheit soll eine genetische Untersuchung bringen, deren Ergebnisse Ehlert zufolge Ende des Monats erwartet werden. In der Hauptstadt gibt bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis für ein Wolfsvorkommen, sagt der Experte.

Es sei aber nicht das erste Mal, dass Nutztiere in Berlin gerissen werden. In den meisten Fällen hätten Hunde die Nutztiere getötet – das komme in Berlin mehrmals pro Jahr vor. Auch Rehe fallen Hunden zum Opfer, sagt Ehlert, etwa zwei bis fünf Mal im Jahr.

Die Halter können dabei in den wenigsten Fällen ermittelt werden – ebensowenig wie die genau Rasse. Allerdings müssen es natürlich große Tiere sein, sagt Ehlert, von der Statur von Huskies oder Schäferhunden. Dass die Tiere Menschen aber genau so gefährlich werden könne, wie Schafen und Rehen, denkt Ehlert aber nicht.

[Nachrichten aus den Wäldern von Gatow: Unseren Tagesspiegel-Newsletter für Spandau gibt es in voller Länge und kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Auch die Sprecherin des Vierfeldhofes, Kerstin Stooff, hält die Sorge für unberechtigt, dass ein Wolf das Tier getötet habe. Anwohner der Hofes hätten in der Gegend nie Wölfe gesehen – und Menschen müssten sich ohnehin keine Sorgen machen, Wölfe "äußerst scheu" seien.

Der Vierfelderhof ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Fahrradfahrer. Bis 2009 wurde der Bauernhof vom stadtbekannten "Bauern Barthe" geführt, ehe die Jockel-Stiftung das Grundstück kaufte und es zum "Vierfelderhof" umbenannte.

In Brandenburg habe sich die Wolfspopulation in den letzten Jahren vermehrt. Berlins Wildtierexperte Ehlert zweifelt aber, dass Wölfe in Brandenburg bis nach Berlin kommen können. Wölfe können zwar in einer Nacht bis zu 100 Kilometer zurücklegen und daher auch die Berliner Stadtperipherie streifen. Tatsächlich eindringen werden sie die Stadt aber nicht, da Berlin auch nicht zu ihrer Lebensumgebung passe.

Abschuss von Wölfen seit Mai erleichtert

Die Jäger in Brandenburg fordern seit Jahren, Wölfe anschießen zu dürfen– lange war das aufgrund des strengen Schutzes des Wolfes in Deutschland nicht möglich. Seit Mai dieses Jahrs wurde der Abschuss von Wölfen im Bundesnaturschutzgesetz gelockert.

[Wer hat die Schafe am Hahneberg in Berlin-Staaken geholt - der Wolf? Der Verdacht: Menschen haben die Tiere gegessen. Die Geschichte hier im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Den Newsletter in voller Länge gibt es unter leute.tagesspiegel.de]

Bisher durften Jäger nur Tiere abschießen, die nachweislich mehrfach Schafe oder Kälbchen gerissen haben. Erlaubt war nur der Abschuss des Täters, eine Gruppenhaftung des Rudels gibt es nicht.

Die Lockerung erlaubt es Jägern nun, Wölfe des Rudels zu erschießen, auch wenn sie dabei vielleicht einen Unschuldigen erwischen. Der Abschuss geht so lange, bis die Übergriffe auf Tiere der Bauern aufhören. Nötig ist aber weiterhin eine behördliche Ausnahmegenehmigung.

Lisa Kim Nguyen

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