zum Hauptinhalt
Update

Temporäres Aus für BER-Terminal 5: Alter Flughafen Schönefeld schließt im März 2021

Wegen der Coronakrise wird das Terminal 5 vorübergehend dichtgemacht. Ab Dezember gibt es am BER Kurzarbeit, aber auch eine Corona-Prämie von 750 Euro.

Nach TXL läuft der nächste Countdown, um einen Flughafen der Hauptstadtregion zu schließen: Der frühere DDR-Flughafen Schönefeld, das jetzige BER-Terminal 5, wird ab März 2021 wegen der Corona-Pandemie zunächst vorübergehend außer Dienst gestellt.

Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB), der am Freitag erstmals nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des neuen Hauptstadt-Airports "Willy Brandt" tagte, hat diesen Plan von Chefmanager Engelbert Lütke Daldrup gebilligt. 

Das Terminal B5 soll zunächst für ein Jahr geschlossen werden, aber reaktivierbar bleiben, hieß es. Lütke Daldrup informierte das Kontrollgremium, dass die Vorbereitungen für den Stillstandbetrieb ab März 2021 angelaufen sind, bereits Gespräche mit Airlines wie dem bisherigen Hauptnutzer Ryanair, der Bundespolizei, Dienstleistern und Gewerbetreibenden geführt würden.

Im Aufsichtsrat gab es dem Vernehmen nach keinen Widerspruch zu dem Vorhaben, von dem sich Lütke Daldrup und Finanzgeschäftsführerin Aletta von Massenbach Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe versprechen. Ein förmlicher Beschluss wurde dazu nicht gefasst. Dass Schönefeld je wieder in Betrieb geht, gilt als eher unwahrscheinlich. 

Hintergrund für den Schließungsplan ist der erneut dramatische Einbruch im Luftverkehr wegen der Corona-Krise, der den BER nun kurz nach der Inbetriebnahme mit voller Wucht trifft. Das für 24 bis 27 Millionen Passagiere ausgelegte BER-Hauptterminal mit dem Tiefbahnhof darunter wird auf absehbare Zeit ausreichen, um dort alle Flüge abzuwickeln. 

Zusatzterminal wird derzeit nicht in Betrieb genommen

Vor der Krise waren an den Berliner Flughafen an einem Tag rund 80.000 Passagiere abgefertigt worden. Jetzt sind es nur wenige Tausend, etwa 7 Prozent der früheren Niveaus. Es wird so wenig geflogen, dass nicht einmal das für 200 Millionen Euro neben dem BER errichtete Zusatzterminal bisher in Betrieb genommen wurde. Die Flughafengesellschaft stellt sich inzwischen darauf ein, dass die Krise und die anschließende Erholung länger dauern wird. 

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Für das nächste Jahr wird kalkuliert, dass am BER 10 Millionen Passagiere abgefertigt werden, was 30 Prozent der Vorkrisenniveaus entspricht. Nach jahrelangem ununterbrochen Wachstum waren an den damaligen Altflughäfen in Tegel und Schönefeld 2019 rund 35,6 Millionen Passagiere abgeflogen oder gelandet. 

Bund plädiert für private Investoren

Die finanzielle Lage der Flughafengesellschaft, die schon vor Krise wegen der Milliardenkredite für den BER ein Sanierungsfall war, verschärft sich weiter. Schon vor der Sitzung waren Berlin, Brandenburg und der Bund informiert worden, dass die FBB 2021 rund 660 Millionen Euro von ihren drei staatlichen Eignern brauchen wird. Vor wenigen Wochen war noch eine Summe von 552 Millionen Euro genannt worden. Zum Vergleich: Das ist höher als die jährlichen Gesamtausgaben des Landes Brandenburg für Kindertagesstätten.

Die Debatte um die Finanzen der Flughafengesellschaft, die wegen des BER ein Sanierungsfall ist, geht somit weiter. Der Bund plädiert nach einem Bericht der „Abendschau“ des rbb jetzt offen dafür, private Investoren zu holen. Berlin und Brandenburg sind bisher dagegen.

Kurzarbeit und Sparprogramm

Wegen der Coronakrise führt die Flughafengesellschaft, die mit 2000 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber der Region ist, ab Dezember wieder Kurzarbeit ein. Parallel läuft ein striktes Sparprogramm. Zugleich haben die Flughafengesellschaft und die Gewerkschaft Verdi jetzt einen Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag mit dem Titel "Unser BER" abgeschlossen, wie der zuständige Gewerkschaftssekretär Holger Rössler, zugleich auf der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat dieser Zeitung sagte.

Danach legen die Mitarbeiter bei den Gehältern eine zweijährige Nullrunde einlegen, zugleich werden aber betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Außerdem erhalten die Flughafen-Mitarbeiter, so Rössler, wegen der besonderen Belastungen in diesem Jahr eine Covid-Prämie von 750 Euro. "Unter den aktuellen Bedingungen ist das ein ausgewogener und fairer Kompromiss", sagte Rössler. "Wir sind nicht realitätsfremd, wir sehen die Einbrüche im Luftverkehr und die Finanzlage  des Unternehmens."

Zur Startseite