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Altbau am BER wird geschlossen: Altem Flughafen-Bahnhof Schönefeld droht der Abriss

Die Fahrkartenschalter sind geschlossen, die Toiletten auch. Bis Herbst 2014 ziehen auch die letzten Mieter aus dem DDR-Bau aus. Denn diesen Bahnhof benutzen weniger als 10.000 Menschen am Tag - den BER derzeit allerdings noch weniger.

Neulich wieder am Flughafenbahnhof Schönefeld. Ein paar Fluggäste spuckt die olle Regionalbahn aus, es dämmert bereits, Urlaubsgefühle kommen hier schon lange nicht mehr auf. Fahrstühle sind nicht in Sicht, der Weg gen SXF-Terminal ist lang. Im dusteren Tunnel unter den Gleisen stehen ein paar italienische Touristen ratlos vor dem S-Bahn-Ticketschalter. Das aufregende Berlin? Ach, weit weg.

Und das nicht nur an diesem Wochenende vom 12. bis 15. September, an dem nicht mal mehr eine S-Bahn nach Schönefeld fährt. Fluggäste müssen die Regionalbahn nutzen oder den Ersatzschnellbus.

600 Millionen Euro: Der neue BER-Bahnhof ist längst fertig

Dieses alte Bahnhofsgebäude, erbaut zu DDR-Zeiten Ende der 70er, hat seine besten Jahre schon lange hinter sich. Ein Fernbahnsteig ist längst geschlossen, die Toiletten oben im Empfangsgebäude sind genauso verriegelt wie die Ticketschalter der Bahn. "Weniger als 10.000 Menschen am Tag" nutzen den Bahnhof, heißt es am Freitag in der Bahnzentrale am Potsdamer Platz. Deshalb wird das große, graue, triste Empfangsgebäude im Herbst 2014 "leergezogen", wie es so schön heißt. Also geschlossen. Blumenladen, Kiosk, Casino, Frittenbude - alle müssen raus. Durch die Halle geht ja kaum jemand. Die meisten bleiben im Untergrund, laufen mit ihren Koffern durch den Tunnel unter der B96a - und gehen dann den überdachten Weg gen SXF.

Der neue Flughafenbahnhof einige Kilometer weiter ist längst fertig, er liegt nur zwei S-Bahnstationen entfernt. Mehr als 600 Millionen Euro hat der Bahnhof unter dem BER-Terminal gekostet. Zwei Fernbahnsteige, ein S-Bahnsteig, 3000 Meter Tunnel. Die Bahn war mit ihrer Baustelle - auf dem das BER-Terminal steht - pünktlich.

Sogar die Entrauchungsanlage funktioniert, im Gegenteil zu dem Gerät acht Meter höher im Abflugbereich. Den neuen BER-Bahnhof sollen mehr Menschen nutzen, da halten die Züge ja auch direkt unter dem Haupthaus. Der Weg ist kürzer und bequemer (und auch moderner) als jetzt am SXF.

Der alte SXF-Bahnhof, an dem bis vor einigen Jahren sogar noch ICE-Züge nach Leipzig/München hielten, sollte längst geschlossen sein, oder zumindest: fast. Die Fern- und Regionalzüge sollten weiter zum BER rollen, genauso wie die S-Bahn, die derzeit nur leer durch den BER-Tunnel rollt, damit dort nichts rostet und sich kein Schimmel bildet.

Die S-Bahn würde später auch im Bahnhof "Schönefeld" halten (nur halt ohne Namenszusatz "Flughafen") genauso wie in Waßmannsdorf - noch so eine S-Bahnstation, die fertig, aber nicht in Betrieb ist, so lange der BER nicht in Betrieb ist. Das kostet Geld, viel Geld. Fahrgäste erreichen die unterirdische Station nur am Bahnsimulator.

In Schönefeld hält dann nur noch die S-Bahn

Ob das alte DDR-Bahnhofsgebäude in Schönefeld im Herbst 2014 nicht nur geschlossen, sondern auch abgerissen wird? Nun, offiziell wissen sie das nicht bei der Bahn. "Alles steht auf dem Prüfstand. Vielleicht gibt es ein interessantes Konzept für die Nachnutzung." Vielleicht hat Hartmut Mehdorn eins. Der BER-Chef will das alte DDR-Flughafenterminal weiterhin für Flieger nutzen. An der BER-Entrauchungsanlage geht es immerhin voran.

Der Versuch, den schönsten Flughafen Europas zu bauen, wurde zur Blamage einer Region. Wie konnte es so weit kommen? Der Tagesspiegel zeichnet das Desaster in einem nun erschienenen E-Book nach.

André Görke

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