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Erst Tegel, nun Schönefeld-Alt: Flughafenchef Mehdorn will das alte DDR-Terminal für Billigflieger offen lassen.
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BER, Schönefeld und Tegel: Hartmut Mehdorn will Flughafen Schönefeld-Alt offenhalten

Erst Tegel, nun Schönefeld-Alt: Flughafenchef Mehdorn will das alte DDR-Terminal für Billigflieger offen lassen, weil der BER bald zu klein ist. Das könnte Folgen haben - auch für Tegel.

Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat schon wieder eine Idee: Nachdem sein Vorhaben, den Flughafen Tegel auf Dauer weiterzubetreiben so gut wie gescheitert ist, besinnt er sich jetzt auf Schönefeld. Er will das alte Terminal aus DDR-Zeiten nicht schließen, sondern parallel zum neuen BER weiter zu nutzen. Vor allem die Billigfluggesellschaften sollen dann dort ihre Passagiere abfertigen. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass dann Tegel weiter als Regierungsflughafen herhalten muss. Mehdorn hat seit Beginn seiner Zeit als Flughafenchef permanent darauf hingewiesen, dass der BER bei der Inbetriebnahme – egal, wann sie sein wird – bereits dicht an der Kapazitätsgrenze von rechnerisch 27 Millionen Passagieren pro Jahr sein werde. 2013 zählte man bereits 26,3 Millionen Fluggäste. Und im Januar gab es erneut eine Zunahme um 7,9 Prozent. Durch Umbauten könne die BER-Kapazität zwar auf etwa 30 Millionen Passagiere erweitert werden, heißt es im Flughafen. Danach sei aber Schluss.

Nach den alten Plänen sollte der neue Flughafen erweitert werden – durch zwei neue Satellitengebäude auf dem Vorfeld. Schon der erste Bau würde bis zu einer Milliarde Euro kosten. Und dieses Geld ist nicht da. So bleibt Schönefeld-Alt. Diese Option prüfe man derzeit, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Damit vollziehen die Planer eine Kehrtwendung. Bisher wollten sie die gesamte Abfertigung unter einem Dach konzentrieren – unter anderem auch, um dort den Läden und Restaurants möglichst viele Kunden zuzuführen. Laufen die Geschäfte gut, profitiert der Flughafen, weil die Mieten umsatzabhängig sind. Die Flughafengesellschaft hatte sich deshalb früher auch vehement – und erfolgreich – gegen den Wunsch der Billigfluggesellschaft Easyjet gewehrt, im „alten“ Schönefeld bleiben zu dürfen. Dort dürften die Gebühren erheblich geringer sein als am neuen BER. Eine „Herzensangelegenheit“ sei der Umzug zum BER für die Billiglinien ja nie gewesen, heißt es jetzt am Flughafen.

Der Neubau in Schönefeld ist mit 310 Millionen Euro umstritten

Werden in den Alt-Anlagen aber weiter Passagiere abgefertigt, hat die Bundesregierung ein Problem. Der von ihr geplante Regierungsterminal, in dem auch Staatsgäste empfangen werden sollen, ist vor dem heutigen Terminal D geplant, dessen Abriss vorgesehen war. Und weil der Regierungsteil sich wie der BER um Jahre verspätet hat, wollte die Bundesregierung vorübergehend nach der Schließung von Tegel ins Terminal A in Schönefeld ziehen, das dafür umgebaut werden sollte. Wie sich diese Pläne mit der Absicht, Schönefeld-Alt weiter für den zivilen Verkehr zu nutzen, vereinbaren lassen, gehöre zum Prüfauftrag, sagte Kunkel.

Von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die für den Terminalbau der Bundesregierung zuständig ist, gab es bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme. Möglicherweise spielt Mehdorn hier dem Bund aber in die Hände. Der Neubau in Schönefeld ist mit veranschlagten 310 Millionen Euro sehr teuer und umstritten. Ein Verbleib der Flugbereitschaft in Tegel, mit dem der Bund nun liebäugeln könnte, wäre erheblich billiger, auch wenn in Tegel für einen Dauerbetrieb als Regierungsflughafen erheblich investiert werden müsste.

Auch die Unterhaltung des Flughafens würde erhebliche Summen verschlingen. Rechtlich wäre ein Weiterbetrieb möglich, wenn aus Tegel ein Militärflughafen würde. Dafür würde der bestehende Schließungsbeschluss nicht gelten. Ideen, Tegel als Regierungsflughafen zu nutzen und Geschäftsfliegern ein Gastrecht zu gewähren, hatte es bereits in der Vergangenheit gegeben. Ein Weiternutzen von Schönefeld-Alt würde auch den Umzug zum BER erleichtern, argumentiert man am Flughafen.

In Brandenburg vermutet man ein Ablenkungsmanöver Mehdorns

Das bisherige Konzept, mit Schönefeld und Tegel in nur einer Nacht komplett zum BER zu wechseln, stößt bei Mehdorn auf große Skepsis. Er will den BER Schritt für Schritt in Betrieb nehmen. Die Eigentümer des Flughafens reagieren dennoch zurückhaltend auf die neuen Ideen des Flughafenchefs, der bislang nicht einmal den von ihm favorisierten, ab 1.Juli 2014 geplanten Testbetrieb im Nordpier bei gleichzeitiger Sanierung der nördlichen Startbahn des Flughafens unter Dach und Fach hat. „Ob die Weiternutzung von Schönefeld/Alt ein gangbarer Weg ist, kann erst bewertet werden, wenn die Prüfungen abgeschlossen sind“, sagte Senatssprecher Richard Meng. In Brandenburg vermutet man ein Ablenkungsmanöver Manöver Mehdorns, bei dem sich das seit Monaten überfällige Gesamtfinanzierungs- und Eröffnungskonzept für den BER erneut verzögert, Bis März, dies verlautete jetzt, schafft er es nicht. Die kürzlich auf März vorgezogene Aufsichtsratssitzung wurde jetzt wieder auf April verlegt.

Allenfalls wenn Mehdorn mit seinem geplanten Testbetrieb am Nordpier weiterkäme, käme das Kontrollgremium ausschließlich zu diesem Thema vorher zusammen. Für den BER wurden insgesamt bereits 4,6 Milliarden Euro bereitgestellt, zuletzt 1,2 Milliarden durch die drei Gesellschafter im Jahr 2013. Das Geld ist aber weitgehend verplant und verbucht, so dass weitere Nachforderungen an die öffentliche Hand in Höhe von rund 700 Millionen erwartet werden. Noch ohne neue Ideen von Hartmut Mehdorn.

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