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Ernste Gesichter bei der Pressekonferenz (von links): Rainer Schwarz, Klaus Wowereit, Matthias Platzeck und der Leiter der Pressestelle des Flughafens Ralf Kunkel.
© dapd
Update

Live-Ticker von 2012 zum Nachlesen: Als die Eröffnung des BER am 3. Juni 2012 platzte

"Wir wollen die Verzögerung so gering wie möglich halten" - hieß es damals auf der legendären Pressekonferenz zur Absage. Lesen Sie hier noch einmal, was damals verkündet wurde.

17:32 Für die Hotellerie hat die Terminverschiebung erhebliche Folgen. So sollte das Steigenberger Airport Hotel Berlin am 3. August mit 322 Zimmern direkt vor dem Terminal eröffnen. Es sei aber immer klar gewesen, „dass wir nicht vor dem Flughafen aufmachen“, sagt Gründungsdirektor Torsten K. Schulze, der sich „nicht überrascht“ von den Problemen zeigt . Wann das Hotel öffne, hänge von den weiteren Terminplänen der Flughafengesellschaft ab. Die Lage sei für Steigenberger aber „überhaupt nicht dramatisch“. Schulze bietet Privatkunden und Tagungsgästen an, in das ebenfalls von ihm geführte Steigenberger Hotel Berlin am Los-Angeles-Platz oder ins Intercity Hotel am alten Flughafen Schönefeld auszuweichen, das zur Unternehmensgruppe gehört. Im „Holiday Inn Berlin Airport - Conference Centre“ an der Hans-Grade-Allee in Schönefeld stehen die Telefone nicht still: „„Für uns hat das jede Menge Auswirkungen, es gibt viele Nachfragen und auch Abbestellungen“, sagt Sprecherin Gudrun Berg. Das Hotel hatte eigene Veranstaltungen anlässlich der ersten Flüge am Airport BER geplant, „weil man vom Dach einen tollen Blick auf die Startbahn hat“. Relativ gelassen reagiert der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Berlin, Willy Weiland. Da die alten Flughäfen in Betrieb blieben, werde es kaum Verluste im Städtetourismus geben. Die Terminverschiebung sei verschmerzbar, wenn es nach der Eröffnung ein „positives Echo“ gebe. „Das ist mir lieber als negative Erfahrungen, die uns zehn Jahre lang nachhängen würden“, sagte Weiland und erinnerte an das Chaos bei der Kofferabfertigung, zu dem es 2008 in einem neuen Terminal des Londoner Flughafens Heathrow gekommen war.

Sehen Sie hier einige Impressionen des Berliner Scheiterns:

16:48 "Jeder mittelständische Unternehmer wäre bei so einer Planung am Rande der Pleite oder würde in Schadensersatzansprüchen ersticken", sagt Frank Steffel, Berliner CDU-Bundestagsabgeordneter. Martin Lindner, FDP-Vorsitzender in Berlin, sagt: "Mit der heute bekanntgewordenen Verschiebung der Eröffnung des neuen Flughafens gibt Wowereit einmal mehr Berlin der Lächerlichkeit preis." Raed Saleh, SPD-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, wehrt sich gegen Attacken und sagt: "Die Besserwisserei der Opposition hilft in dieser schwierigen Situation nicht weiter."

Mittlerweile gibt es auch eine Rücktrittsforderung an die Adresse der Spitze der Flughafengesellschaft. Die neuerlichen Verzögerungen müssten „personelle Konsequenzen“ haben, sagte Eric Schweitzer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin. Er nannte keine Namen. Nach Kenntnis der Kammer sei der mit den Regierungschefs beider Länder besetzte Aufsichtsrat nur „unzureichend“ informiert worden.

16:44 FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat die verschobene Eröffnung als schweren Imageschaden kritisiert. „Für Deutschland, für die Bundeshauptstadt ist das eine peinliche Blamage“, sagte er am Dienstag. Zum x-ten Mal sei der Termin verschoben worden, nun auf den Herbst. „Ich kann das nicht mehr nachvollziehen.“ Brüderle attackierte Klaus Wowereit: Dieser solle sich intensiver um seine Aufrichtsratspflichten bei dem Großprojekt kümmern.

16:30 Beim Ladies Lunch der Designerin Anna von Griesheim im Hotel Brandenburger Hof ging es am Dienstag eigentlich um ein neues Projekt für die Welthungerhilfe. Aber auch hier war der Airport ein Thema, manche Teilnehmerinnen wussten noch gar nichts von der Verschiebung, aber viele bekundeten ihre Liebe zu Tegel und vertraten die Auffassung, dass Berlin sowieso mehr als einen Flughafen brauche. Bärbel Dieckmann, ehemalige Oberbürgermeisterin von Bonn und Präsidentin der Welthungerhilfe sagte: „Ist das wirklich wahr? Ich fahre schon seit längerem immer mit dem ICE, da kann ich in Ruhe arbeiten. Aber ich habe schon vor einiger Zeit zu meinem Mann gesagt, dass es in Schönefeld ähnlich werden könnte wie in Heathrow.“ Schauspielerin Mariella Ahrens sagte: „Ich bin froh darüber, denn ich wohne ganz in der Nähe. Aus meiner Sicht könnte Berlin auch gut zwei Flughäfen vertragen.“ Designerin Anna von Griesheim hingegen fand: „Saublöd ist das. Jetzt haben doch alle schon so eine große Erwartungshaltung gehabt.“ Cornelia Pieper, FDP-Politikerin und Staatsministerin im Außenministerium, sagte: „Ich bin entsetzt.“ Stefanie Rau Gerdts, Frau des deutschen Botschafters in Rom, sagte: „Ich bin enttäuscht und entsetzt. Im Ausland tun wir immer so, als müsse alles so perfekt sein.“

16:00 Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol, hofft auf eine Eröffnung des neuen Berliner Flughafens im August. "Wichtig ist, dass sowohl der Bund als auch die beiden Länder jetzt weiter mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Probleme gelöst werden und der Flughafen bald eröffnet wird. Einen exakten Termin jetzt zu nennen, wäre wünschenswert, ist aber nicht seriös machbar. Wir hoffen auf die zweite Augusthälfte", sagte er dem Tagesspiegel. Bartol verteidigt die Verschiebung der BER-Eröffnung. "Das ist natürlich ein schlechter Tag für die Region Berlin-Brandenburg, aber die Sicherheit geht bei allem Ärger immer vor." Die Konsequenzen dieser Verschiebung seien natürlich immens - "es hat Folgen für die Reisenden, die Logistik und es wird leider auch einen finanziellen Schaden bedeuten. Jetzt kommt es darauf an, die Sache aufzuarbeiten und die Frage zu klären: Wie konnte es soweit kommen?"  Die Bundesregierung müsse nun Rede und Antwort stehen, denn auch der Bund sitze im Aufsichtsrat.

Sehen Sie in der Bildergalerie: So soll der neue Flughafen aussehen

15:50 Der für Verkehr zuständige CDU-Fraktionsvize Arnold Vaatz sieht durch die Verschiebung der Eröffnung den Ruf des gesamten Wirtschaftsstandorts Deutschland in Gefahr. "Es ist inakzeptabel, dass diese Entscheidung über Nacht getroffen wurde und dass die Verantwortlichen über die Zweifel, welche ja seit längerem da sein müssen, nicht vorher informiert wurden. Der Vorgang untergräbt das Vertrauen in das Flughafenmanagement und ist ein verheerendes Signal für den Standort Deutschland", sagte er dem Tagesspiegel. Wenn sich der Eindruck manifestiere, dass „unsere Verwaltungen mit jedem infrastrukturellen Großprojekt überfordert sind, dass permanent Zeitpläne und Kostenrahmen nicht eingehalten werden, dann schadet das unserem Ruf weltweit, von dem unser wirtschaftlicher Erfolg in hohem Maße abhängt.“ Vaatz sagt zwar auch: „Die Verschiebung ist berechtigt, wenn der Verdacht besteht, dass die Sicherheitssysteme nicht funktionieren.“ Aber: „Dass die Verschiebung notwendig geworden ist, deutet auf massive Managementfehler hin, die allerdings nun transparent gemacht werden müssen."

Sehen Sie hier in einer Bildergalerie, wie der neue Großflughafen entsteht:

15:25 Die verschobene Eröffnung wird für Air Berlin teuer. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft müsse nun umplanen, sagte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn. Dies stelle “alle Beteiligten vor gewaltige logistische Probleme, die außerdem erhebliche noch nicht kalkulierbare Mehrkosten verursachen werden“.

15:23 Die Deutsche Flugsicherung (DFS) ist von der verschobenen Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin-Brandenburg nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ überrascht worden. Die für die Koordinierung und Kontrolle der Flugrouten und Sicherheit der Flüge zuständige Gesellschaft sei erst am Dienstag darüber informiert worden, dass der geplante Termin am 3. Juni nicht gehalten werden kann, sagte DFS-Geschäftsführer Ralph Riedle dem Blatt. „Wir müssen alle betroffenen Fluggesellschaften weltweit darüber informieren, dass sie ihre Abläufe ändern müssen“, sagte Riedle. Das sei für alle Beteiligten ein erheblicher Aufwand. Der Fall sei wegen der kurzfristigen Informationspolitik der Betreibergesellschaft sehr ungewöhnlich.

Patrick Döring: "Es geht hier nicht um den Bau einer Würstchenbude"

15:14 Für die Berliner Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop ist die Verschiebung des Flughafen-Starts ein „Schlag ins Gesicht des Regierenden Bürgermeisters“. Wowereit habe die Fertigstellung des Flughafens zu seinem wichtigsten Projekt gemacht. Die erneute Verschiebung sei der vorläufige Höhepunkt eines „von Fehlplanungen, Intransparenz und Pannen begleiteten Flughafenbaus“. Diese „neue Posse“ passe zu den jahrelangen Täuschungen der Anwohner durch den Senat über die Flugrouten.

Der Ex-Wirtschaftssenator und verkehrspolitische Sprecher der Linken, Harald Wolf, nannte die Verschiebung des neuen Flughafens ein „Debakel“. Wowereit habe am Donnerstag im Abgeordnetenhaus eine Regierungserklärung abzugeben über Ursache und Auswirkungen dieser erneuten Verschiebung. „Alle Beteiligten müssen jetzt daran arbeiten, dass der Flughafen zügig funktioniert.“ Später habe man die Konsequenzen zu ziehen und die Frage der Verantwortlichkeiten zu klären.
15:11: Übrigens: Es ist schon das zweite Mal, dass der Eröffnungstermin für den neuen Flughafen verschoben wird. Ursprünglich sollte er nämlich schon am am 30. Oktober 2011 in Betrieb gehen. Dieser Start wurde im Juni 2010 um sieben Monate verschoben. Grund für die Verzögerung war der strenge Winter, in dem die Bauarbeiten wegen Frosts ruhen mussten. Zudem ging eine der Planungsfirmen pleite, weshalb die Pläne für den Innenausbau nicht rechtzeitig fertig wurden.

15:07 In der Bundespolitik reichen die Reaktionen von Überraschung über Schock bis zur Resignation. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), spricht von einer großen Peinlichkeit.  „Die erneute Verschiebung der Eröffnung ist beinahe konsequent und passt ins Bild dieses Pleiten-, Pech- und Pannenflughafens. Erst die Bauzeitverlängerung, dann steigende Kosten, der Zirkus um die Flugrouten und nun die Verschiebung der Eröffnung. Das ist alles ziemlich peinlich", sagt Hofreiter dem Tagesspiegel. Die Hauptverantwortung dafür trügen natürlich Berlin und Brandenburg, „aber der Bund trägt eine Mitverantwortung, denn auch der ist durch Staatssekretär Rainer Bomba im Aufsichtsrat vertreten.“

Entsprechend werde das auch kurzfristig Thema im Verkehrsausschuss am Mittwoch  sein, kündigt Hofreiter an. „Und ein Vertreter des Bundesverkehrsministeriums wird da Stellung beziehen müssen. Denn jetzt ist Aufklärung gefragt." Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums wird der zuständige Staatssekretär Rainer Bomba Rede und Antwort stehen. Mittlerweile gibt es laut Hofreiter sogar Gerüchte, dass die Eröffnung erst im September oder Oktober stattfinden könne, aber „Hauptsache bis zum 31.12. ist alles über die Bühne gegangen, denn da endet die Betriebserlaubnis für Tegel. Sollte das nicht der Fall sein, dann wäre das mehr als eine Posse."

Patrick Döring, Generalsekretär der FDP und verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, wiederum zeigt sich erschrocken über die Verschiebung und erinnert daran, worum es geht: "Die Verschiebung ist sehr besorgniserregend, denn es geht hier nicht um den Bau einer Würstchenbude, sondern um eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Deutschland. Ich bin erschrocken", sagte Döring dem Tagesspiegel. Es sei wirklich bemerkenswert, dass „wir am Freitag noch gesagt bekommen haben, dass alles im Plan sei und nun gibt es diese Verzögerung auf Ungewiss. Da gilt es jetzt erst einmal, Verantwortungen zu klären", so Döring weiter. "Es ist schon erstaunlich, dass scheinbar sämtliche Frühwarnsysteme des Projektmanagements versagt haben und der Termin nur wenige Tage vor der geplanten Eröffnung erneut verschoben werden muss." Er sei gespannt, was Staatssekretär Bomba am Mittwoch im Verkehrsausschuss dazu sagen werde.

Sehen Sie in den Bildern: Probelauf am neuen Flughafen

15:00 Das Unternehmen BSB Brandschutz GmbH könnte einer der Gewinner der Verschiebung sein. Die kleine Firma aus Charlottenburg, seit 30 Jahren im Geschäft, hat den Aufbau der Brandschutzmaßnahmen für die beiden Tower der Deutschen Flugsicherung (DFS) betreut, war bisher aber nicht direkt am Flughafenterminal tätig. „Da war alles in Ordnung. Wir haben noch keine Mängelanzeigen“, hieß es bei der Firma. Sollte im Terminal beispielsweise bei der Verkleidung von Kabeln etwas schief gegangen sein, wäre man bereit, helfend einzuspringen, sagte eine Mitarbeiterin.

14:50 Die deutsche Luftfahrtbranche dringt darauf, dass die Probleme am Hauptstadtflughafen zügig behoben werden. Weder Passagiere noch die Fluggesellschaften sollten lange unter der Verzögerung leiden müssen, erklärte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch. Die Absage des Eröffnungstermins sei „natürlich ein unglücklicher Umstand“. Die Entscheidung sei aber zu respektieren. „Die Sicherheit der Passagiere geht immer vor.“

Unterdessen hat die Lufthansa ihren geplanten Jungfernflug mit dem Großflugzeug Airbus A 380 abgesagt. „Das kann am 3. Juni nicht stattfinden“, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag in Köln. Das Unternehmen hatte das Großraumflugzeug mit dem Namen „Berlin“ einmalig auf den Flugplan gesetzt, um der großen Nachfrage nach dem Erstflug LH 171 nach Frankfurt von der neuen Berliner Südbahn nachzukommen. Mit 526 Sitzen kann eine A 380 mehr als doppelt so viele Passagiere transportieren als die sonst auf dieser Verbindung eingeplante A 321.

14:43 Renate Künast hat die Flughafenplaner scharf angegriffen. Von Anfang an sei der Flughafen eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen gewesen, wobei Pech davon die geringste Rolle gespielt habe, sagte sie am Dienstag in Berlin. Fehlplanung, zwischendurch Korruption und durchgängig Intransparenz kennzeichneten das Projekt. „Es ist schon ein Trauerspiel, dass das Großprojekt nicht so betrieben wurde, dass es dann pünktlich fertig wird.“

Auch Vertreter der Wirtschaft melden sich zu Wort: „Das ist eine sehr, sehr peinliche Situation“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer Potsdam, Victor Stimming. Jetzt müsse alle Kraft darauf konzentriert werden, die Verschiebung so kurz wie möglich zu halten.

Auch Vertretern der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm haben mittlerweile die Verzögerung kommentiert. Die Vereinigung Spandauer Süden gegen Fluglärm warf den Flughafen-Verantwortlichen am Dienstag erneut „Inkompetenz bei Planung und Umsetzung“ vor. Der Sprecher des Aktionsbündnisses Berlin-Brandenburg, Matthias Schubert, nannte die Verschiebung „auf den ersten Blick erfreulich“. Allerdings seien die Probleme „Flugrouten-Betrug“, „Drehkreuz-Lüge“ und nächtlicher Fluglärm damit nicht gelöst. Die Friedrichshagener Initiative sagte ihre für den 3. Juni vor dem neuen Zufahrtsbereich in Schönefeld geplante Menschenkette ab.

"Riesenpleite für den Berliner Senat"

14:40 Die Lufthansa hält auch nach der verschobenen Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin-Brandenburg an ihren Plänen für eine deutliche Ausweitung des Flugbetriebs in Berlin fest. Die geplanten zusätzlichen Flüge sollten in jedem Falle starten, erklärte Deutschlands größte Fluglinie. Derzeit befinde sich die Lufthansa in Gesprächen, um die dafür notwendigen Start- und Landerechte (Slots) am Flughafen Berlin-Tegel zu sichern. Aus Sicht der Lufthansa ist die Genehmigung des Brandschutzes nicht das einzige Problem, das noch gelöst werden muss. “Wir haben in den Testläufen in den vergangenen Tagen und Wochen feststellen müssen, dass noch an vielen Stellen Handlungsbedarf besteht“, erklärte die Fluggesellschaft. Nach der kurzfristigen Verschiebung erwarte die Lufthansa nunmehr mit dem neuen Eröffnungsdatum eine verlässliche Planungsgrundlage.

14:34 Oliver Höfinghoff, verkehrspolitischer Sprecher der Piratenfraktion Berlin, spricht von einer "Riesenpleite für den Berliner Senat". Neben dem katastrophalen Imageschaden für Berlin entstünden voraussichtlich immense wirtschaftliche Verluste. "Jedes von Wowereits Leuchtturmprojekten, sei es das ICC, die Landeszentralbibliothek, die Nachnutzung des Flughafens Tegel und jetzt eben auch der Flughafen BER, zeichnet sich durch eine sagenhaft stümperhafte Planung aus. Einen aufstrebenden Wirtschaftsstandort bewirbt man anders." Jetzt so zu tun, als sei eine Brandschutzverordnung vom Himmel gefallen, von der man vorher keine Kenntnis hatte, sei im höchsten Maße unglaubwürdig. "Wenn der Geschäftsführer weniger als einen Monat vor der geplanten Eröffnung diese auf unbestimmte Zeit verschiebt, ist offensichtlich mehr schiefgelaufen als jetzt zugegeben wird." Auch glaubt Höfinghoff: "Die vom Senat genannten Kosten in Höhe von von 15 Millionen Euro pro Monat, in dem der Flughafen nicht bezogen wird, bilden unter keinen Umständen den tatsächlich entstehenden Schaden ab. Sämtliche externe Faktoren, wie Einbußen für die Tourismusindustrie, Zulieferer und schlicht alle, die in irgendeiner Form vom Flughafen abhängig sind, werden nicht berücksichtigt. Der Senat muss jetzt politische Verantwortung übernehmen, klar kommunizieren, wie es zu diesem Ausfall kommen konnte und ein realistisches Konzept für die Fertigstellung des Flughafens präsentieren."

14:32 Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) bedauert die Verschiebung der BER-Eröffnung. "Es ist höchst bedauerlich, dass der Flughafen nicht pünktlich eröffnet." Klar sei aber: "Bevor der BER startet und die ersten Maschinen abheben, müssen alle bautechnischen Anforderungen erfüllt sein." Ein reibungsloser und absolut sicherer Betrieb müsse gewährleistet sein. "Das ist für die Fluggäste und alle Mitarbeiter ebenso wichtig wie für den Ruf des neuen Hauptstadtflughafens. Berlin kann sich keinen Pannenflughafen leisten."

14:27: Erst gestern schickte uns unser Leser Hans-Stefan Madlung einen Screenshot. "Bis zum 5. Juni Flüge nach Tegel buchen... Das dürfte schlecht gehen, denn wegen der Eröffnung des neuen Großstadtflughafens soll Tegel schon am 2. Juni schließen", lautete gestern unsere Bildunterschrift dazu. Inzwischen scheint die Fluggesellschaft weitsichtiger, als zuerst gedacht.

Hellseherische Fähigkeiten? - "Bei Air Berlin lassen sich für den 5. Juni noch Flüge nach Tegel buchen", schrieb unser Leser Hans-Stefan Madlung bereits am 5. Mai. Das Desaster um die verspätete Eröffnung des neuen Hauptstadt-Flughafens war da noch nicht bekannt und alle Welt ging davon aus, dass Tegel ab dem 3. Juni dicht ist.
Hellseherische Fähigkeiten? - "Bei Air Berlin lassen sich für den 5. Juni noch Flüge nach Tegel buchen", schrieb unser Leser Hans-Stefan Madlung bereits am 5. Mai. Das Desaster um die verspätete Eröffnung des neuen Hauptstadt-Flughafens war da noch nicht bekannt und alle Welt ging davon aus, dass Tegel ab dem 3. Juni dicht ist.
© Hans-Stefan Madlung

14:10 Nun hat der Flughafen dem Tagesspiegel auch offiziell bestätigt: Ein Testlauf im Rahmen des Probebetriebs endete am vergangenen Donnerstag in Chaos. Es ist ein Indiz dafür, dass der noch nicht abgenommene Brandschutz nicht die einzige Ursache für die Verzögerung sein könnte. Dennoch sagte Klaus Wowereit, der Flughafen sei und bleibe eine Erfolgsgeschichte - und erntete dafür Gelächter. Auch bekräftigte Wowereit, es müsse noch in diesem Jahr über eine weitere Erweiterung des Flughafens entschieden werden. Die Verzögerung, sagte er zudem, bringe schließlich auch Vorteile mit sich: Nun bleibe mehr Zeit, um für Schallschutz zu sorgen.

Ob der Flughafenbau durch die Verzögerung insgesamt teurer werde, sei noch nicht bekannt, hieß es in der Pressekonferenz zudem.

14:05 Am morgigen Mittwoch wird sich der Verkehrsausschuss des Bundestages außerplanmäßig mit dem Berliner Großflughafen beschäftigt. Auch ein Vertreter des Bundesverkehrsministerium soll dann Rede und Antwort stehen, eingeladen ist Staatssekretär Rainer Bomba.

14:00 Bei der Bahn heißt es, man sehe keine Probleme durch die spätere Eröffnung. "Wir sind auf Standby und können jederzeit starten", sagte ein Sprecher am Dienstag. "Unser Bahnhof ist fertig, die Züge stehen bereit." Derzeit läuft der Probebetrieb in der Regional- und Fernbahnstation unter dem Abfertigungsgebäude. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg müsse nun sagen, wie er sich den Zugverkehr ab dem 3. Juni vorstelle.

13:46 Der verkehrspolitische Sprecher der Europafraktion der Grünen, Michael Cramer, hat sich aus Los Angeles, wo er momentan zu Gast ist, zu Wort gemeldet. Er sei "völlig überrascht". "Das ist ein Desaster für Berlin und Deutschland", sagte Cramer. Die Flughafengesellschaft hätte den Aufsichtsrat schon lange zuvor darüber informieren müssen, dass Genehmigungen offenbar noch nicht vorgelegen hätten. Er frage sich, ob das im Aufsichtsrat schon thematisiert worden sei. "Aller schlechten Dinge sind drei", sagte Cramer, "die in Berlin können nicht nur S-Bahn nicht, sondern auch nicht Flughafen nach mehreren Verschiebungen des Starttermins."

"Ich verhehle nicht, dass ich stocksauer bin"

13:42 Auf der Pressekonferenz der Verantwortlichen sagt Klaus Wowereit, an den brandenburgischen Genehmigungsbehörden habe die Verzögerung nicht gelegen - schließlich hätten die erst gar keine Unterlagen vorgelegt bekommen. Regressforderungen hatte sich Wowereit ohnehin bereits vorbehalten.

13:38 Geschäftsführer Schwarz bekräftigt, die geplanten zusätzlichen Flüge der Lufthansa könnten auch in Tegel abgefertigt werden.

13:37 Chefplaner Manfred Körtgen sagt: "Mit dem Thema Sicherheit spielt man nicht." Risiken könne man nicht nach dem Prinzip Hoffnung bewerten.

13:29 Trotz der Verschiebung werde der Flughafen nach wie vor eine "Erfolgsgeschichte" sein, gibt Klaus Wowereit zu Protokoll.

13:27 "Das Projekt ist zu groß, um es auf so schmale Naht am Ende genäht zu haben", sagt Matthias Platzeck.

13:25 Wowereit wundert sich darüber, dass der Termin an der Frage einer Entrauchungsanlage, "selbst wenn es die größte der Welt ist", gescheitert sei. "Dass man nicht in der Lage ist, so ein Ding hinzukriegen oder rechtzeitig Alarm zu schlagen, dafür hat meine Fanatasie bisher nicht ausgereicht", sagt der Regierende Bürgermeister.

13:23 Schwarz sagt, vermutlich kämen auf den Flughafen nun Schadenersatzforderungen zu. Das werde man in den kommenden Tagen mit den Kunden zu diskutieren haben.

13:18 Geschäftsführer Rainer Schwarz spricht von einer "bitteren Enttäuschung". Er sagt: "Wir können uns nur entschuldigen." Schwarz sagte aber auch, er wolle auf seinem Posten weitermachen: "So intensiv, wie ich bisher für dieses Projekt gearbeitet habe, bin ich bereit, weiterzuarbeiten, und das wird auch so der Fall sein."

13:14 "Ich verhehle nicht, dass ich stocksauer bin", sagt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Insbesondere mit Blick auf Planung und Projektmanagement dürfe eine solche Verzögerung nicht passieren. Platzeck sagt auch: "Wir müssen die Nerven behalten." Die offizielle Eröffnungsfeier werde selbstverständlich nicht stattfinden: "Dafür gibt es derzeit keinen Anlass."

Jedermann könne wie geplant von Berlin aus fliegen, sagt Platzeck an die Adresse der Bürgerinnen und Bürger, die bisherigen Flughäfen würden in Betrieb bleiben. Die Fluggesellschaften haben allerdings Zweifel daran, ob sie ihre Flugpläne aufrecht erhalten können.

13:13 Die geplanten Tage der Offenen Tür sollen Wowereit zufolge wie geplant am kommenden Wochenende stattfinden.

13:12 Klaus Wowereit sagt, er erwarte eine Eröffnung im August, wolle sich aber nicht festlegen. Jetzt werde nicht einfach der Griffel fallen gelassen auf der Baustelle: "Wir wollen die Verzögerung so gering wie möglich halten."

13:09 Klaus Wowereit sagt, auch wenn zusätzliches Geld in die Hand genommen werde, sei der Eröffnungstermin nicht zu halten. Er bitte, auch zu berücksichtigen, was tagtäglich geleistet werde, damit Berlin einen leistungsfähigen Großflughafen bekomme. "Sicherheit hat Vorrang", sagt Wowereit. Nun werde Aufklärungsarbeit zu leisten sein, vor allem zur Frage, ob die Verzögerung nicht früher zu erkennen gewesen wäre.

13:06 Klaus Wowereit spricht: "Dies ist ein schlechter Tag für den Flughafen und auch für die Bürgerinnen und Bürger unserer beiden Länder." Er sagt, er habe bisher reinen Gewissens gesagt: "Der Eröffnungstermin steht." Man habe alles unternommen, um Dinge, die im Rückstand waren, aufzuholen, zuletzt habe man dafür auch kostenintensive Maßnahmen beschlossen. Es gebe aber Bereiche, die sich einer Beschleunigung entzögen, nämlich überall dort, wo es um die Sicherheit von Menschen gehe. "Dies ist eine bittere Erkenntnis, es ist aber eine Erkenntnis, die wir zu akzeptieren haben." Es könnte zwar sein, dass es mit einer Eröffnung noch klappen würde - mit diesem "könnte" wolle man aber nicht planen.

13:05 Chefplaner Manfred Körtgen sagt, er rechne mit voller Funktionsfähigkeit und einer Eröffnung nach dem Sommer.

13:03 Der Flughafenumzug ist gestoppt. Der Flugverkehr soll weiter auch über Tegel abgewickelt werden. Schwarz sagt, dass auch der für den Großflughafen zusätzlich eingeplante Flugverkehr über die beiden bestehenden Flughäfen abgewickelt werden solle.

Jeder Monat Verzögerung kostet 15 Millionen Euro

13:01 Die Pressekonferenz ist eröffnet, Flughafenchef Rainer Schwarz spricht. Es habe im Rahmen des Probebetriebes eine Reihe von Tests gegeben, man sei der Meinung gewesen, das Terminal sei betriebsfähig. Nun habe man aber feststellen müssen, beim Brandschutz nicht den Grad erreicht zu haben, der eine Abnahme erlauben würde. Es sei klar, dass ohne abgenommene Brandschutzanlagen ein solches öffentliches Terminal nicht in Betrieb gehen könne.

12:58 Offenbar ist der Brandschutz nicht das einzige Problem auf dem neuen Flughafen. Nach Tagesspiegel-Informationen endete der Testlauf am BER vergangenen Donnerstag im Chaos. Dreimal mussten die Tests abgebrochen werden, weil es diverse Probleme gab. So funktionierten die Türöffner teilweise nicht, Schalter fielen aus und die Gepäckbeförderung machte Probleme.

12:56 Auch die Flugsicherung weiß nicht, wie es nun weitergeht. Die gesamte Planung war bis jetzt auf den 3. Juni abgestimmt und muss nun analysiert werden. Alles, was rechtsverbindlich beschlossen wurde - etwa die Flugrouten für diesen Tag - muss nun zurückgenommen werden, teilte die Flugsicherung mit.

12:52 Bei der Lufthansa heißt es, man habe ein Stück weit Verständnis für die technischen Probleme. "Ein Chaos wie London-Heathrow darf sich in Berlin nicht wiederholen", sagte ein hochrangiger Lufthanseat. In London war es im Jahr 2008 nach Eröffnung des fünften Terminals zu etlichen Flugausfällen und Gepäckchaos gekommen. Zu möglichen Schäden, Regressansprüchen und Alternativplanungen in Berlin wollte sich das Unternehmen erst äußern, wenn Fakten zur Verschiebung der für den 3. Juni geplanten Eröffnung vorliegen. Lufthansa will in der Hauptstadt seinen Verkehr erheblich ausbauen.

12:50 Die Fluggesellschaften sind völlig ratlos, es droht ein Chaos. Für den Großflughafen sind zusätzliche Flüge eingeplant, weltweit haben Menschen Tickets gebucht und Fluggesellschaften ihre Pläne darauf abgestimmt. Es ist völlig unklar, wie nun damit umgegangen werden soll, in Tegel und im bisherigen Flughafen Schönefeld gibt es nicht genügend Kapazitäten, die Flüge abzufertigen. Vermutlich wird es dazu kommen, dass Flüge ausfallen. Problematisch ist auch, dass in Tegel bereits Bodenpersonal abgebaut wurde und somit teilweise ab Juni nicht mehr zur Verfügung stünde.

In Bildern: Menschen, die am neuen Flughafen arbeiten

12:44 Um 13 Uhr beginnt eine Pressekonferenz, auf der die Verantwortlichen über die Verzögerung informieren wollen. Wir werden hier im Blog live berichten.

12:40 Bei den Statisten des Probebetriebs, die am Dienstag das "Einchecken" für einen Flug nach Genf probten, machte die Nachricht von der geplatzten Flughafeneröffnung am Vormittag die Runde. Allerdings nicht offiziell. "Ein Statist neben mir checkte über sein Smartphone die Internetseiten und sah die Nachricht auf dem Handy. Wir waren alle erst einmal total überrascht", sagt die 36-jährige Sandra L. Doch die Proben wurden nicht unterbrochen. "Gleich sollen wir so tun, als ob wir nach Bangkok fliegen", sagt sie.

Um kurz vor zwölf am Dienstag wurde erstmals bekannt: Der geplante Eröffnungstermin des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg am 3. Juni ist geplatzt. Grund für die Verschiebung ist, dass das neue Terminal nicht rechtzeitig fertig geworden ist und nicht abgenommen werden kann. Dies hängt mit der Brandschutzproblematik zusammen. Einen Ersatztermin für die Eröffnung gibt es noch nicht.

Welche Folgen die Verzögerung haben wird, ist noch kaum absehbar. Weltweit sind die Flugpläne auf den Umzugstermin abgestimmt. In der Kabinettssitzung hieß es, jeder Monat Verzögerung koste 15 Millionen Euro. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck zeigten sich dem Vernehmen nach "stinksauer".

In den vergangenen Tagen und Wochen hatte es immer wieder Zweifel daran gegeben, ob der Zeitplan eingehalten werden könne. Schon vor sechs Wochen hatte der Tagesspiegel recherchiert, dass die Rauchgasentlüfter, Brandmelde- und Sprinkleranlagen im Airport nicht rechtzeitig fertig werden könnten. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte damals, er sehe die Inbetriebnahme nicht in Gefahr.

Auch die Fluggesellschaft war bemüht, Zuversicht zu verbreiten. Damals hieß es allerdings auch, es gebe keinen Plan B: Weder die Lufthansa noch Air Berlin haben demnach für den Fall einer Verzögerung vorgesorgt.

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