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An der Baustelle des neuen Flughafens BER wird bereits der Dauerbetrieb geprobt - um Fehler bis zum Start zu beseitigen.
© dpa

Probleme auf BER-Baustelle: Neuer Flughafen startet als Provisorium

Brandschutz- und Abfertigungsanlagen könnten nicht rechtzeitig fertig werden, Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck sieht den geplanten Eröffnungstermin jedoch nicht in Gefahr. Für den Schallschutz soll es indes mehr Geld geben.

Die Eröffnung des neuen Hauptstadt-Flughafens BER in Schönefeld wird doch zur Zitterpartie: Sechs Wochen vor dem Start gibt es auf der Baustelle des Zwei-Milliarden-Euro-Projektes ernsthafte Probleme. Das größte besteht darin, dass Brandschutzanlagen, konkret die Rauchentlüftung, im Flughafen nicht rechtzeitig fertig zu werden drohen. Ohne diese dürfte aber keine Abnahme und Freigabe durch die zuständige Bauaufsicht des Landkreises Dahme-Spreewald erfolgen. Die „Sicherung des vorbeugenden Brandschutzes“ sei „extrem zeitkritisch“, aber „noch beherrschbar“, hieß es. Flughafen, Baufirmen und Kreis bemühen sich um eine Klärung, um die Eröffnung am 3. Juni nicht zu gefährden.

Das Problem wurde am Freitag in Schönefeld auch auf einer Sitzung des Flughafen-Aufsichtsrates erörtert. „Das Thema Entrauchung ist sensibel und bautechnisch enorm anspruchsvoll“, hieß es hinterher. Derzeit liefen die Notfall-Simulationen. Hintergrund für die äußerste Vorsicht bei den Verantwortlichen ist die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen 1996. Wegen der fehlerhaften Rauchentlüftung starben bei dem Unglück 17 Menschen, 88 wurden verletzt.

Bildergalerie: So entsteht der neue Flughafen

Fest steht, dass der neue Großflughafen, den der Bund, Berlin und Brandenburg neben dem alten DDR-Zentralflughafen in Schönefeld errichten, am 3. Juni zunächst nur mit einer Sondergenehmigung den Betrieb aufnehmen darf. Das bestätigte der Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD). Laut Gesetz ist eine Sondergenehmigung nur möglich, „wenn wegen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung Bedenken nicht bestehen“. Hintergrund für den Start nur per Sondergenehmigung sei, so der Landrat, dass nicht alle Bereiche des Fluggastterminals zur Inbetriebnahme vollständig fertig sein werden. So würden die Pavillons planmäßig erst im März 2013 eröffnet. Bei den anderen Gebäuden sei erkennbar, dass sie „fertiggestellt und genutzt werden können“. Am Landratsamt werde die Eröffnung aber nicht scheitern.

Die Probleme, die aber nicht wie beim Brandschutz die Inbetriebnahme berühren, hängen mit nachträglichen Erweiterungen der Check-In–Bereiche zusammen. Es geht dabei um zwei zusätzliche Abfertigungshallen, deren Bau erst nachträglich beschlossen worden war. „Es war klar, dass diese nicht zur Inbetriebnahme fertig sind“, sagte der Geschäftführer der Flughafengesellschaft, Rainer Schwarz. Der Flughafen stelle sich deshalb auf Engpässe nach der Eröffnung ein und bereitet, wie berichtet, zusätzliche provisorische Abfertigungsgebäude vor: „Zur Kompensation eventueller Ausfälle bei der Abfertigung und im Hinblick auf den zu erwartenden Ansturm zu Ferienbeginn“, so der Landkreis, sei „eine Containeranlage als Interims-Check-In“ sowie „eine Zeltkonstruktion als Interimsterminal“ geplant. „Der Eröffnungstermin steht“, betonte Schwarz. „Es gibt eine Vielzahl von Schwierigkeiten, wie bei jedem Projekt dieser Größenordnung. Aber wir arbeiten das systematisch ab.“

Unterdessen bemühen sich Flughafen und Eigner um eine Entschärfung der Lärmschutz-Problematik. Erst in 1300 von 24 000 betroffenen Wohnungen wurden bisher Schallschutzfenster eingebaut. Auf Drängen Brandenburgs beschloss am Freitag der Aufsichtsrat eine Aufstockung des Schallschutz-Programms um 17 Millionen auf 147 Millionen Euro. Das Geld muss die Flughafengesellschaft selbst aufbringen. Bezahlt werden sollen davon bislang verweigerte Schallschutz-Einbauten für kleine Wohnküchen, Wintergärten und niedrigere Räume (unter 2,50 Meter Höhe). Zudem wird die umstrittene „Abgeltungsklausel“ in den Kostenerstattungsvereinbarungen ersatzlos zum Verzicht auf alle Ansprüchen gegenüber dem BER gestrichen, wegen der Anrainer und kommunale Wohnungsgesellschaften ihre Unterschrift verweigert hatten.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte nach der Sitzung des Aufsichtsrates, er sehe die Inbetriebnahme nicht gefährdet. Mit den 17 Millionen Euro würde den am stärksten vom Fluglärm betroffenen Anwohnern geholfen. Die Anti-Flughafen-Initiative BVBB dagegen sprach von einer „Verhöhnung der Lärmopfer“. Um Anwohner angemessen zu schützen, seien weitere 500 Millionen Euro nötig.

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