Diskussion über die Einkaufsstadt Berlin: 67 Shoppingcenter und kein Ende in Sicht
In der Urania sprachen Experten über die noch immer wachsende Zahl von Shoppingcentern. Grund zur Besorgnis sahen sie kaum – anders als einige Bürger im Publikum.
Berlin ist die Stadt der Shoppingcenter: 67 gibt es schon, vier weitere sind geplant. Aber viele Bürger machen sich Sorgen um die Struktur ihrer Kieze, wie die Diskussion der Architektenkammer und des Tagesspiegels in der Urania über die „Einkaufsstadt Berlin“ am Montagabend zeigte. Unter den Gästen waren Sprecher einer Bürgerinitiative in Moabit, die ein Einkaufszentrum in der alten Schultheiss-Brauerei an der Turmstraße verhindern will.
Dagegen fand Jochen Brückmann, Stadtentwicklungsexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, die Gegend habe einen neuen Anziehungspunkt „dringend nötig“.
Im Publikum kam auch die Frage auf, ob Karstadt am Ku’damm abgerissen werde. Das verneinten die Experten und bestätigten damit Tagesspiegel-Informationen, wonach das Warenhaus in ein rundum geplantes Center einbezogen werden soll.
Center gegen Center
An beiden Projekten ist maßgeblich Bauherr Harald Huth beteiligt, der im Herbst 2014 die „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz in Mitte eröffnet hatte. Darin sind allerdings nicht alle Händler zufrieden. Der Wettbewerb „spielt sich vor allem zwischen den Centern ab“, sagte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des regionalen Handelsverbands.
Der große Bauboom ist vorbei
Insgesamt sahen die Fachleute die Entwicklung gelassen. Anders als in den 1990er Jahren „wachsen die Flächen nicht mehr exorbitant“, sagte Elke Plate, die in der Stadtentwicklungsverwaltung das Projekt „Berlin 2030“ leitet. Zum Glück sei der „Wettbewerb der Bezirksbürgermeister“ vorbei, sagte Busch-Petersen: Früher seien Zentren und Fachmärkte angesiedelt worden, um Kaufkraft im Stadtteil zu halten. Nun müsse sich die „erste Generation“ der Center erneuern, sagte IHK-Vertreter Brückmann. Alle Händler sollten auch auf das digitale Zeitalter reagieren. So gebe es den Trend, dass Online-Anbieter „in den stationären Handel dringen“.
Ein Zehntel des Umsatzes entfällt auf Online-Händler
Laut Busch-Petersen werden schon zehn Prozent des Berliner Einzelhandelsumsatzes im Internet erzielt – Tendenz steigend.
Das Center-Sterben in den USA sprach der Moderator und Leitende Redakteur des Tagesspiegels, Gerd Nowakowski, an. Offenbar seien Malls auf Dauer zu eintönig und müssten „zusätzlichen Nutzen“ wie ein Ärztehaus oder „zusätzliches Gewerbe“ bieten, wie das Bikini-Haus am Zoo mit seinen temporären „Popup-Stores“. Brückmann stimmte zu, sagte aber: Bisher habe kein größeres Center in der Region schließen müssen.
In Einkaufsstraßen sind Folgen erkennbar
Aus Sicht des freien Stadtplaners, Architekten und Soziologen Christian Spath gibt es aber Verlierer, etwa die Nonnendammallee in Siemensstadt. Nach der Eröffnung der Spandau Arcaden, des Centers am Juliusturm und der sechs U-Bahnstationen entfernten Wilmersdorfer Arcaden seien mittelständische Angebote in der Straße „immer lückenhafter“ und die Wege für Anwohner länger geworden.
Elke Plate betonte, der Senat wolle die alten Ortszentren stärken. Die Maßnahmen reichten vom „Stadtentwicklungsplan Zentren“, der Center nur noch an „integrierten“ Standorten erlaube, bis zum Einkaufsstraßen-Wettbewerb „Mittendrin Berlin“.
Zur Sprache kam auch das geschlossene Kongresszentrum ICC in Charlottenburg. Wie berichtet, lehnen Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und das Bezirksamt ein Einkaufszentrum darin ab.
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