Berlin-Charlottenburg: Frühlingsstimmung im Bikini-Haus
Kurz vor dem einjährigen Jubiläum des Einkaufszentrums am Zoo musste ein großes Restaurant schließen, weil es insolvent ist. Davon abgesehen sind viele Händler optimistisch – das besondere Konzept funktioniert nun besser.
Es war ein stilles Jubiläum ohne Fest, als sich die Eröffnung der Einkaufspassage „Bikini Berlin“ am Zoo über Ostern zum ersten Mal jährte. Wahrscheinlich war niemand in Feierstimmung, denn gerade hatte das insolvente Restaurant „The Eats“ schließen müssen. Trotzdem kam es am Karsamstag zu einem Ansturm: Innerhalb von vier Stunden drängten sich etwa 2500 Menschen aus dem In- und Ausland bei der Vernissage der Ausstellung „Red Hot : Berlin“ im ersten Stock.
Noch bis zum 3. Mai präsentiert der Bruno Gmünder Verlag, der auf schwule Literatur spezialisiert ist, Bilder des Fotografen Thomas Knights. In dessen Buch „Red Hot 100“ geht es um die 100 erotischsten rothaarigen Männer der Welt.
17 000 Besucher pro Tag
Es hat also auch gute Seiten, dass nicht alle Ladenräume im modernisierten Bikini-Haus aus den 1950er Jahren vermietet sind – denn so entstand die Idee für den Veranstaltungssaal. Insgesamt seien derzeit 90 Prozent der Geschäftsräume vermietet, sagt Centerchef Ted Walle. Die Besucherzahl liege im Durchschnitt bei 17 000 pro Tag, der Spitzenwert werde sonnabends mit rund 25 000 Gästen erreicht, rund die Hälfte davon Touristen. Grundsätzlich sei man „sehr zufrieden“, sagt Walle. Allerdings „bewegen wir uns nach wie vor in der Entwicklungsphase“.
Anders einkaufen
Angetreten ist „Bikini Berlin“ mit dem Anspruch, anders zu sein als übliche Center. „Shop different“, heißt der Werbeslogan. Es gibt viele Designerläden und wenig Filialisten. Eine Besonderheit sind die hölzernen Boxen im Parterre, die immer nur für ein paar Monate vermietet werden – diese Chance nutzen vor allem kleine Start-Up-Unternehmen.
Im Vergleich zum vorigen Herbst schienen die Besucherzahlen in der vorigen Woche etwas höher. Auch die Stimmung unter den Händlern hat sich gebessert. So lobt die Ladenchefin des italienischen Modelabels LABO.ART in der ersten Etage ihren steigenden Umsatz und die „kosmopolitische Atmosphäre“ mit Besuchern aus aller Welt. „Nur für junge Hipster ist es nichts.“ Die Angebote richteten sich an Kunden mit „Anspruch auf Design und und Qualität“.
Der Berliner Designerladen-Betreiber Andreas Murkudis spricht von einem „tollen Konzept in einem sehr besonderen Raum mit hohem Entwicklungspotenzial“.
Die Restaurant-Pleite gilt als Einzelfall
Das dreistöckige Restaurant „The Eats“ hatte den Ansprüchen offenbar nicht genügt, es gab Kritik an hohen Preisen und schlechtem Service. Was aus den Räumen wird, steht noch nicht fest. Laut Insolvenzverwalter Philipp Hackländer hatte der Bauherr und Vermieter des Centers, die Bayerische Hausbau, dem Restaurant bereits im Januar wegen Mietschulden gekündigt. Daran sei sein Versuch gescheitert, den Betrieb mit einem neuen Konzept zu retten.
„The Eats ist bis dato der einzige Mieter, der bei uns aufgeben musste“, betont Walle. In neuen Centern sei es „nicht unüblich“, dass fünf Prozent der Mieter im ersten Jahr schließen müssen.
Andererseits gibt es auch eine Expansion: Das Designermodegeschäft LNFA hat neben seinem Geschäft in der ersten Etage einen zweiten Laden aufgemacht. „Der Platz im ersten Store war etwas zu knapp geworden“, sagt Geschäftsführerin Sevil Ugus, jetzt könne man Mode von 20 weiteren Designern präsentieren. Der zusätzliche Raum hatte lange leer gestanden, das Center zeigte darin eine Diashow mit Bildern aus der Geschichte des Baudenkmals am Zoo. Nun teilt sich „LNFA2“ den großen Saal mit der Einrichtungskette Rahaus, die Möbel im Retro-Stil verkauft.
Blick auf den Affenfelsen
Ugus war von Beginn an eine der zufriedensten Mieterinnen. Zwar sei „der Februar furchtbar“ gewesen, doch sei eine Schwächephase nach Weihnachten normal im Einzelhandel. Auf das Frühjahr setzt auch eine Verkäuferin im Laden des deutschen Modelabels ODEEH im zweiten Stock: Bei gutem Wetter fülle sich ja wieder die benachbarte Terrasse. Tatsächlich ist der Blick auf den Affenfelsen im Zoo – entweder von der Terrasse oder durch die Panoramafenster im Erdgeschoss – eine der größten Attraktionen.
Vom Zoo-Palast bis zur Monkey-Bar
Zu „Bikini Berlin“ gehören auch das wiedereröffnete Kino Zoo-Palast, das weiße Hutmacher-Hochhaus am Hardenbergplatz und das Hotel 25hours in einem früheren Bürobau neben dem Elefantentor des Zoos. Im zehnten Stock des Hotels haben sich das Restaurant Neni und die Monkey Bar zu Szenetipps entwickelt. Wer im „Neni“ essen will, muss deshalb in der Regel eine Woche vorher reservieren. Und am Aufzug zur „Monkey Bar“ gibt es regelmäßig Warteschlangen. So standen dort am frühen Donnerstagabend schon mehr als 20 Gäste an.
Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.