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Fordern und fördern. Noch stehen an der BER-Baustelle nicht nur die Kofferbänder still. Der Flughafenchef aber ist optimistisch, dass bald weitergebaut wird.
© dpa

Flughafen BER: 600 Wände müssen ausgetauscht werden

Der nächste Pfusch am BER wird bekannt. 600 Wände müssen eingerissen und neu gebaut werden. Also doch den BER abreißen? Zu teuer, sagt der Flughafenchef.

Und der nächste Pfusch: Nach dem Baustopp wegen zu schwerer Entrauchungs-Ventilatoren werden in der BER–Baustelle seit einigen Wochen 600 nicht ordnungsgemäß errichtete Brandschutzwände erneuert. Das hat Flughafenchef Karsten Mühlenfeld am Montag im BER–Sonderausschuss des brandenburgischen Landtages eher nebenbei publik gemacht – und damit ähnlich wie einst Vorgänger Hartmut Mehdorn eine Bombe platzen lassen.

Im Abgeordnetenhaus forderte die CDU-Fraktion prompt eine Erklärung der Regierenden Bürgermeisters und BER-Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Müller (SPD) und Mühlenfelds im Hauptausschuss. Der parlamentarische SPD-Geschäftsführer, Torsten Schneider, begrüßte den Vorstoß als „in der Sache sehr vernünftig“. Allerdings müsse auch BER–Aufsichtsrat und Innensenator Frank Henkel (CDU) geladen werden. Das Wandproblem war auf der Pressekonferenz zur Aufsichtsratssitzung letzten Freitag weder von Müller, noch von Mühlenfeld erwähnt worden.

Gasbeton-Steine wurden verwendet

Zwar gab Mühlenfeld in Bezug auf die Ventilatoren im Potsdamer Landtag nun vorsichtig Entwarnung. Er rechne damit, dass noch diese Woche der Baustopp aufgehoben werden könne, sagte er. Die Technikbühnen unterm Dach, auf denen die 2009 eingebauten – nach seinen Worten in Verantwortung des damaligen Generalplaners PG BBI – zu schweren Geräte stünden, würden erst provisorisch und dann richtig verstärkt.

Wozu braucht man heute noch Wände? Vergrößerte Partyzelte, die je nach Fluggastaufkommen erweitert oder verkleinert werden können, hätten ihren Zweck doch auch erfüllt. Sozusagen der atmende Airport.

schreibt NutzerIn mic13353

Doch dann machte der Flughafenchef das Problem mit den 600 Wänden öffentlich, das erst nach dem im Dezember 2014 verkündeten neuen Ziel einer BER-Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017 in Vorbereitung der Bauanträge entdeckt wurde. „Wir haben eine gehörige Zahl von Wänden, die als Brandschutzwände definiert sind, aber so nicht gebaut wurden“, sagte Mühlenfeld.

Hinweise auf das Problem gab es schon früher

Es müssten rund 600 Wände eingerissen und neu gebaut werden, weil unzulässigerweise Gasbeton-Steine verwendet wurden. Am Abend schwächte Mühlenfeld die Aussagen ab. Nur ein „sehr geringer Teil“ müsse komplett neu gebaut werden. Von Abrissarbeiten oder Teilentkernungen im Terminal könne keine Rede sein, sagte Mühlenfeld. „Das ist Unsinn.“

Hinweise auf das Problem gab es schon früher. Der Tagesspiegel hatte im Januar 2013 publik gemacht, dass Wände im Terminal neu errichtet werden müssen, weil das Gebäude porös sei, Brandschutzstandards in den Chaoswochen vor der geplatzten Eröffnung auch bei Arbeiten an Wänden nicht eingehalten wurden.

Die Abriss-Forderungen sind populistischer Blödsinn"

Das alles war damals dementiert worden. Im Roten Rathaus löst der Wandpfusch den nächsten Krach aus. CDU-Vizefraktionschef Stefan Evers erinnerte daran, dass bei der Mängelliste des früheren Technikchefs Horst Amann Brandschutzwände bereits 2013 Thema im Aufsichtsrat gewesen seien. „Damals war von genau einer Wand die Rede! Da hat man sich wohl ziemlich verzählt.“ Evers bezeichnete die Kommunikationspolitik der Flughafengesellschaft als „Katastrophe.“

Wir können doch 2 Flughäfen bauen und der, der schneller fertig wird, den nehmen wir dann - den anderen benennen wir einfach nach Heinrich Lübke.

schreibt NutzerIn yoda

Die Aussagen Mühlenfelds kamen mitten in der Debatte um Forderungen nach einen Abriss des BER-Terminals, die der brandenburgische CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Koeppen ausgelöst hatte. Zu denen war selbst die brandenburgische CDU auf Distanz gegangen – und auch die Berliner Union.

„Die Abriss-Forderungen dieser Tage sind populistischer Blödsinn. Aber mit 600 Brandschutzwänden kommen wir Abriss und Neubau des Terminals schon ziemlich nahe“, sagte Evers. „Wann wurde Michael Müller als Aufsichtsratsvorsitzender informiert und wie hat er seine Aufsichtsratskollegen in Kenntnis davon gesetzt?“

"Es ist möglich, das Gebäude fertigzustellen"

Forderungen, als Konsequenz aus immer neuem Baupfusch den unvollendeten BER-Airport in Schönefeld abzureißen und neu zu errichten, erteilte Mühlenfeld eine Absage. „Es würde länger dauern als fertigzubauen“, sagte er. Er erinnere daran, „wie viele Milliarden bereits geflossen sind“, wie lange das Projekt bereits laufe. Auch wären die Kosten eines Neustarts nach den Angaben des BER-Chefs immens. „Man kann das machen, wenn man noch zehn Jahre mit Tegel und Schönefeld/Alt leben will“, fügte Mühlenfeld hinzu. „Es ist möglich, das Gebäude fertigzustellen.“

Und der Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider aus Brandenburg sagte: „Ich akzeptiere ja, dass Bürger und Politik inzwischen die Schnauze voll haben.“ Dennoch wäre ein Stopp des BER teurer und würde jahrelange Verzögerungen nach sich ziehen. Eine Eröffnung 2017 sei „weiterhin möglich“, sagte Mühlenfeld. Bretschneider sagte das so: „Die Luft ist noch so groß, dass es theoretisch geht.“

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