Zahlreiche Schäden an Bauteilen und Fassaden: 251 Millionen Euro Sanierungsstau bei Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Trotz Corona-Krise nimmt der Bund Warnungen des Rechnungshofs vor schweren Schäden beim Kulturerbe ernst und verhandelt einen teuren Sanierungsplan.
Schonungslos hatte der Bundesrechnungshof im vergangenen Jahr über den Zustand von Museen, Zentralverwaltung, denkmalgeschützten Villen und andere Baudenkmälern der Stiftung Preußischer Kulturbesitz berichtet. Festzustellen seien „auf verschiedenen Liegenschaften zahlreiche und zu großen Teilen erhebliche Schäden an Bauteilen, zum Beispiel an Fassaden, Fenstern und Abdichtungen“, hieß es darin.
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Die Schäden würden sich demnach bereits auf die Nutzung der Gebäude auswirken. Und weil auch Räume betroffen seien, die zur Archivierung von Kunstwerken genutzt würden, seien auch an diesen Schäden zu befürchten.
Zumindest letzteres wies die Stiftung nach dem Tagesspiegel-Artikel über die Warnungen des Rechnungshofes zurück: Hier seien entsprechende Vorkehrungen getroffen worden. Die Schäden an den Bauten könnten aber mit den laufenden Mitteln nicht beseitigt werden.
Der Plan steht für die nächsten zehn Jahre
Auch das Bundesfinanzministerium hat reagiert und die Stiftung um eine Aufstellung von Sanierungsmaßnahmen und Kosten gebeten. Die liegt nun vor und auch ein Plan, wie die Schäden beseitigt werden können.
Entsprechende Vorschläge hat der Bund in einem Schreiben an den Haushaltsausschuss zusammengefasst. Der "Bericht zur Erfassung und zum Abbau des Bauunterhaltsstaus beim Immobilienbestand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz" liegt dem Tagesspiegel vor.
Demnach soll der Sanierungsstau in den kommenden knapp zehn Jahren abgebaut werden und eine Viertel Milliarde Euro in die Kulturbauten investiert werden. Dazu soll ein "Sonderprogramm Bauunterhalt" für die Stiftung aufgelegt werden, ähnlich wie zuvor jenes für die "Schlösser und Gärten" der Stiftung.
Zum Bauunterhalt in Höhe von rund 226,5 Millionen Euro kommen Personalkosten und Unterbringungskosten hinzu. So ergibt sich ein Bedarf von 251,5 Millionen Euro.
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Allein im kommenden Jahr sollen fast zehn Millionen Euro in den Bereich der "Staatlichen Museen" investiert werden. Das Neue Museum, der Museumskomplex in Dahlem sowie das Kunstgewerbemuseum zählen dazu und waren bereits im Rechnungshofbericht genannt worden.
Weitere Schwerpunkte der Investitionen sind das Geheime Staatsarchiv in Dahlem, das für mehr als zehn Millionen Euro in den kommenden vier Jahren instand gesetzt werden muss. Bei der Staatsbibliothek besteht ein Bedarf von rund fünf Millionen Euro bis zum Jahr 2024.
Da die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gemeinsam von Bund und Land Berlin finanziert wird, muss der Senat ein Viertel der Kosten übernehmen: 62,5 Millionen Euro. "Hierzu finden Gespräche mit dem Land Berlin statt", heißt es in der Vorlage.
Bisher hatte die Stiftung nur zehn Millionen Euro "Bauunterhalt"
Wie das Finanzministerium dem Haushaltsausschuss des Bundestages weiter berichtet, stehen der Stiftung zurzeit 10,3 Millionen Euro für den jährlichen "Bauunterhalt" zur Verfügung. Dieser Betrag werde auf 15 Millionen erhöht werden. "Ein Abbau des Bauunterhaltsstaus aus den Vorjahren wäre damit jedoch nicht verbunden".
Weil die erforderlichen Millionen aus dem Haushalt der kommenden Jahre fließen sollen, müssen nun die Haushälter und das Parlament die Millionen-Sanierung durchwinken.
Neubau für "Museum des 20. Jahrhunderts" im Plan
Neuigkeiten gibt es auch vom "Museum des 20. Jahrhunderts". Der teils als Museums-Discounter verspottete Entwurf der Stararchitekten Herzog&de Meuron mit den Landschaftsplanern Vogt für einen Neubau auf dem Kulturforum neben der Neuen Nationalgalerie wird sich nach einem aktuellen Bericht der Bundesministerin für Kultur auf "Gesamtkosten von bis zu 450,2 Millionen Euro belaufen".
Die reinen Baukosten betragen 354 Millionen Euro, hinzu kommen Rücklagen für "allgemeine Risikokosten" sowie "künftige Indexsteigerungen", um die in den kommenden Jahren steigenden Baupreise abzudecken, die in der Kostenschätzung nicht enthalten sind.
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Der Neubau soll eine "Gesamtnutzungsfläche von rund 16.000 Quadratmetern" haben, 9000 davon für Ausstellungen, der Rest für Büros, Depots, Foyer, Bildung und Vermittlung sowie ein Café und Restaurant. Neben der Sammlung der Nationalgalerie ziehen die Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch mit Schwerpunkt "Surrealismus" sowie Kunstwerke von Beuys in den Neubau. Im Erdgeschoss wird die Sammlung Erich Marx ausgestellt.
Die Fertigstellung des Neubaus ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Bisher sind gut 13 Millionen Euro für die Planung ausgegeben. Die genehmigte Bauunterlage soll "voraussichtlich" in diesem Monat bereit stehen.
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