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Ein Gemälde zeigt einen auf einem Sessel sitzenden Mann, neben im steht ein Globus.
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Alexander von Humboldts Reisetagebücher online: world.wide.humboldt

Humboldt, ein ewiges Forschungsobjekt: 1799 begann die große Amerika-Reise des Berliner Naturforschers, jetzt stehen seine Reisetagebücher allgemein verfügbar im Netz.

Fünf Jahre dauerte die Reise durch Süd-, Mittel- und Nordamerika, von 1799 bis 1804. Sie ist das Herz seines Lichts und seiner Finsternis, eine Grundlage seiner Forschung und Publikationen. Zu Ende ist die Reise noch immer nicht. Sie beschäftigt nach wie vor ganze Stäbe von Wissenschaftlern und regt zu poetisch-gelehrten Vorträgen und Abschweifungen an. Alexander von Humboldt wird gebraucht. Und sei es nur, um dem Humboldt-Forum Identität zu geben.

Ein gewaltiges Forschungsprojekt ist nach drei Jahren jetzt fürs Erste abgeschlossen. Humboldts Nachlass – dazu gehören die vor wenigen Jahren von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erworbenen Tagebücher der Amerikareise – steht im Netz. Beeindruckend sind diese Zahlen: 33 000 Blatt wurden digitalisiert. Dazu waren 75 000 Scans notwendig. Zwei Drittel des Nachlasses liegen in Berlin, ein Drittel in Krakau. Das hat die digitale Erfassung nicht leichter gemacht. Zuvor wurden die Bücher und die Blätter aus dem Nachlass restauriert, je nach Zustand geglättet, stabilisiert, beweglich gemacht.

Bis an den Rand vollgeschrieben, eine kunstvoll-chaotische Collage

Der Zustand des Nachlasses ist insgesamt gut. Alexander von Humboldt allerdings hatte eine spezielle Art, mit seinen Reisetagebüchern umzugehen. Sie waren unterwegs ein ständiger Bezugspunkt, immer dabei, er hat sie oft bis an den Rand vollgeschrieben, überschrieben, auch überklebt. Tierzeichnungen, Tabellen, Diagramme, Landschaftsprofile stehen zwischen engsten Schriftblöcken, der Gesamteindruck gleicht einer kunstvoll-chaotischen Collage. Man steht in einem endlosen Strom von Daten, Assoziationen, Eintragungen in mehreren Sprachen. Es ist die Handschrift eines Künstlers: schwer lesbar, wenn überhaupt.

Dass dieser zoologische Schriftgarten online durchwandert werden kann, ist das Verdienst des Forschungsprojekts der Staatsbibliothek zu Berlin und der Universität Potsdam, unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Hinein in die Nachlasskisten und Reisetagebücher kommt der Humboldt-User über die Homepage der Staatsbibliothek. Das nützt vor allem Wissenschaftlern, die Humboldt-Forschung ist ein internationales Geschäft. Die Wege zu Humboldt sind schneller, kürzer. Die amerikanischen Notate können nun ausgewertet werden, ohne dass man sie permanent – wofür sie letztlich zu kostbar sind – in die Hand nehmen muss.

Geplant ist eine vollständige Edition von Humboldt Manuskripten

Es würde dem Wissensvermittler Humboldt gefallen. Denn auch bei ihm kam nie etwas an den Punkt des komplett Fertigen: Die Berliner und Potsdamer Humboldt-Hüter haben noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zu tun. Angestrebt wird die vollständige Edition der Manuskripte Alexander von Humboldts zum Komplex Reisen; dazu zählen Reisejournale, Tagebücher, Denkschriften. Daraus entstehen gewiss wieder neue Forschungsprojekte und Publikationen, denn bei Humboldt ist alles miteinander vernetzt, zerfließen die Grenzen von Kultur und Natur, Poesie und Wissenschaft.

Eine aktuelle Betrachtung der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy über Alexander von Humboldt als Sammler finden Sie hier.

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