Sommerprognose: Wenn am Siebenschläfertag die Sonne scheint
Zum Stichtag der wohl bekanntesten Bauernregel lädt das Wetter zu vielerlei Spekulationen ein. Aber kann man sich am Ende auch wirklich auf sie verlassen?
Brennende Sonne und kein Wölkchen am Himmel – traut man den Bauernregeln für den heutigen Siebenschläfertag, dann wird es in den nächsten sieben Wochen wonnig warm bleiben. Wie aber konnten Bauern wahrscheinlich schon im Mittelalter das Wetter für einen so langen Zeitraum voraussagen, wenn Meteorologen maximal für die nächste Woche eine Prognose abgeben wollen?
Zum einen gab es damals die schlichte Notwendigkeit, zumindest Anhaltspunkte für Grau oder Blau, Nass oder Trocken in den nächsten Wochen zu finden. Bauern sind bis heute großteils abhängig vom Wetter. Durch langjährige Beobachtungen versuchten sie, Regeln in der unbeständigen Abfolge von Sonne und Wolken zu finden. Daraus entstanden dann Weisheiten wie "Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne" oder "Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass".
Siebenschläfer hat nichts mit Nagern zu tun – aber mit Papst Gregor
"So genaue Voraussagen kann man aber schon deshalb nicht machen, weil sich der Siebenschläfer nicht auf einen Tag herunterbrechen lässt", sagt die Meteorologin Lisa Brunnbauer vom Deutschen Wetterdienst. Aus historischer Sicht sei es sinnvoll, den Siebenschläfertag etwas auszuweiten. Denn dass er heute immer noch auf den 27. Juni falle, sei eigentlich falsch. Eigentlich hätte sich das Datum durch die Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 auf den 7. Juli verschoben.
Der 27. Juni wurde aber beibehalten, weil er sich – möchte man der Legende glauben – an einen historischen Tag anlehnt. Denn das Wort Siebenschläfer bezieht sich nicht auf den plüschigen Nager. Es geht zurück auf eine Gruppe von Gläubigen, die während der Christenverfolgung im dritten Jahrhundert in einer Berghöhle nahe Ephesos in der heutigen Türkei Unterschlupf fanden. Diese "Sieben Schläfer von Ephesus" wurden, nachdem man sie ausfindig machte, lebendig eingemauert. Der Legende nach sind sie aber nicht gestorben, sondern schliefen dort bis zur ihrer Entdeckung 195 Jahre später – am 27. Juni 446.
Wenn man sich statt des 27. Juni auf die ersten Tage des Juli beziehe, sei die Trefferquote der Wettervorhersagen für den Siebenschläfertag sogar noch erhöht. dann liege sie "bei 60 bis 70 Prozent", sagt Brunnbauer. Das gelte zumindest für die nächsten drei bis vier Wochen. Auch für die Eisheiligen Anfang Mai oder die Schafskälte im Juni erziele man so ähnlich gute Quoten.
Bauernweisheiten sollte man nicht blind vertrauen
Ob sich das Siebenschläferwetter langfristig hält, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sogenannte Strahlströme, besser bekannt als Jetstreams, die in über acht Kilometern Höhe wehen, lenken Hoch- und Tiefdruckgebiete und gleichen niedrige Temperaturen aus den Polargebieten und Hitze aus den Subtropen aus. Im Moment steht die Sonne sehr hoch, daher weht der Strahlstrom besonders nördlich. "Jetzt haben Hochdruckgebiete eine ziemlich gute Chance", erklärt Brunnbauer. Zudem würden sich die Luftströme um diese Zeit auf ein bestimmtes Muster einpendeln. Deshalb treffe die Siebenschläferregel häufig zu – eine Garantie aber gebe es natürlich nicht. Von Sprüchen wie "Wie sich die Sonne zum Frühling wendet, so auch unser Sommer endet" sei eher weniger zu halten. Sind die Frühjahrsmonate besonders heiß und die Böden in der Folge stark ausgetrocknet, bleibt zwar im Sommer weniger Wasser, das verdunsten und als Regen wieder vom Himmel fallen kann. Aber das gelte dann nur für die betreffende Region, erklärt Brunnbauer. Entscheidend sei immer die Großwetterlage. "Wenn wir eine Kaltfront haben, die Schauer und Gewitter bringt, dann ist es unerheblich, ob der Boden trocken oder feucht ist", sagt Brunnbauer. Dann sei die Gewitterwahrscheinlichkeit einfach sehr hoch und es werde wahrscheinlich regnen, egal wie der Boden beschaffen sei.
Insgesamt sind die Bauernregeln also eher kritisch zu sehen, allerdings gehören jene zum Siebenschläfertag noch zu den vergleichsweise verlässlichen. Trotzdem kann es nicht schaden, hin und wieder einen Blick auf die aktuelle Wettervorhersage zu werfen.