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In Madrid nahmen Pflegekräfte die Ebola-Infektion ihrer Kollegin zum Anlass, vor dem Krankenhaus La Paz für bessere Ausstattung und Arbeitsbedingungen zu protestieren und den Rücktritt des spanischen Gesundheitsministers Ana Mato zu fordern.
© Reuters
Update

Ebola in Madrid: Weitere Europäer in Quarantäne

Nachdem sich eine Krankenschwester in einem Madrider Krankenhaus bei einem Ebola-Patienten angesteckt hat, sind inzwischen vier weitere Personen unter Beobachtung. Ihr Hund wird eingeschläfert.

Nach der ersten Ebola-Ansteckung in Europa sind in der Madrider Fachklinik Carlos III jetzt fünf Patienten im Zusammenhang mit der
Epidemie in Behandlung. Eine Pflegehelferin sei seit Dienstagabend mit leichtem Fieber zur Beobachtung dort, berichteten spanische Medien. Außerdem seien in dem Krankenhaus die an Ebola erkrankte Pflegehelferin und ihr Ehemann. Unter Beobachtung stehen auch ein spanischer Ingenieur, der zuvor in Nigeria war, und eine Krankenschwester der Intensivstation. Bei beiden sind Ebola-Tests bislang jedoch negativ geblieben.

Die Krankenschwester, die derzeit mit Antikörpern aus dem Blut genesener Ebola-Patienten behandelt wird, infizierte sich während der Pflege zweier Priester. Sie hatten sich in Sierra Leone angesteckt, wurden in Madrid versorgt und sind inzwischen aber gestorben.

Hund der Pflegerin wird eingeschläfert

Der Hund der Krankenschwester soll nun vorsichtshalber eingeschläfert werden. Der Ehemann der Krankenschwester startete zwar von der Quarantäne-Station des Krankenhauses aus per YouTube-Video eine Kampagne zur Rettung des Hundes. „Er ist allein in der Wohnung, hat Nahrung und Wasser. Da kann er niemanden anstecken“, sagte der Ehemann der Zeitung „El País“. Die Behörden hatten angeordnet, die Wohnung des Ehepaares in der Madrider Vorstadt Alcorcón zu desinfizieren und das Tier zu töten. Tierschützer setzten sich im Internet für das Tier ein. Experten wiesen darauf hin, dass die Gefahr einer Ebola-Infektion bei Hunden bisher kaum erforscht sei. „Wir dürfen kein Risiko eingehen“, sagte der Präsident der Madrider Veterinärvereinigung, Felipe Vilas, der Zeitung. „Es ist logisch, das Tier zu eliminieren.“ Ein Madrider Gericht stellte am Mittwoch den Behörden die Erlaubnis aus, die Wohnung zu betreten und den Hund einzuschläfern. Laut Agenturmeldungen war ein Expertenteam am Mittwochvormittag bereits auf dem Weg zu dem Haus.

Über 50 Kontaktpersonen unter Beobachtung

Mit solchen Maßnahmen will Spanien die weitere Ausbreitung des lebensgefährlichen Virus verhindern. Allerdings können die Gesundheitsbehörden bislang nicht grundsätzlich ausschließen, dass die Krankenschwester schon andere Menschen in ihrem Umfeld angesteckt hat. Die Behörden erstellten Listen aller Personen, mit denen die Infizierte zuletzt Kontakt hatte. Dazu gehören die rund 30 Mediziner und Pfleger, die mit ihr zusammengearbeitet hatten, sowie 22 Menschen aus ihrem privaten Umfeld und Mitarbeiter des Krankenhauses in der Madrider Vorstadt Alcorcón, in dem die Virus-Infektion festgestellt wurde. Sie wurden unter Beobachtung gestellt. Die infizierte Pflegehelferin wurde in der Nacht zum Dienstag in die Quarantäne-Station der Fachklinik in Madrid verlegt. Sie hatte nach Angaben der Behörden bereits seit einer Woche leichtes Fieber. Die Mediziner hatten dem aber zunächst keine Bedeutung beigemessen. Der Zustand der Frau sei stabil, hieß es.

Hilfsmaßnahmen der EU laufen an

Die Europäische Union richtet eine Luftbrücke in die von der Ebola-Epidemie betroffenen Staaten in Westafrika ein. Mit rund einer Million Euro sollten Flüge nach Sierra Leone, Liberia und Guinea finanziert werden, kündigte die EU-Kommission am Dienstagabend in Brüssel an. Die erste von drei Großraummaschinen vom Typ Boeing 747 werde am Freitag rund 100 Tonnen Hilfsgüter von Amsterdam in die sierra-leonische Hauptstadt Freetown bringen. Mit weiteren drei Millionen Euro will die EU ein Evakuierungssystem aufbauen, mit dem im Notfall infizierte internationale Hilfskräfte in weniger als 48 Stunden in europäische Krankenhäuser gebracht werden können. Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika hat die EU-Kommission nach eigenen Angaben bereits rund 180 Millionen Euro zur Unterstützung der betroffenen Staaten bereitgestellt.

Bundeswehr bereitet sich auf Hilfseinsatz vor

Bei der Bundeswehr laufen die Vorbereitungen für Ausbildungskurse, die freiwillige Helfer vor ihrem Einsatz im Ebola-Gebiet Westafrikas absolvieren sollen. Voraussichtlich in Hamburg sollen am 20. Oktober die Schulungen beginnen, berichtete Pressestabsoffizier Matthias Frank in Hamburg. Rund 3000 Soldaten und Zivilisten haben sich freiwillig für solche Hilfseinsätze gemeldet. Die Auswahl der Kandidaten ist aber noch nicht abgeschlossen. Es ist auch noch offen, wann und wo genau die Einsätze erfolgen werden.

Pflegepersonal beunruhigt

Auch in Deutschland wird die Entwicklung in Spanien mit großer Aufmerksamkeit beobachtet. Für die Frankfurter Uniklinik ist die Madrider Ebola-Infektion allerdings vorerst kein Anlass, die eigenen Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Bisher habe man bei Überprüfungen kein Leck festgestellt, sagte Hans-Reinhard Brodt, Leiter der Infektiologie. In Frankfurt wird ebenfalls ein Ebola-Patient behandelt - ein Arzt aus Uganda, der sich in Sierra Leone mit dem Virus angesteckt hatte. Brodt sagte, noch fehlten Informationen darüber, wie es in Spanien zu der Ansteckung kommen konnte. „Wir wissen noch nicht, ob es ein Systemfehler war oder nicht.“ Der Fall beunruhige das Personal, fügte er hinzu.

Die Infektion der Krankenschwester in Spanien wird nach Überzeugung eines führenden Experten keine Epidemie zur Folge haben. Ein solcher Fall sei erwartbar gewesen, sagte Peter Piot von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in einer Telefonkonferenz der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf. „Die Behandlung von Ebolapatienten ist riskant, und gerade medizinisches Personal kann sich leicht infizieren.“ In Guinea, Liberia und Sierra Leone sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits weit mehr als 3400 Menschen an Ebola gestorben. Täglich werden neue Infektionen und Todesfälle bekannt. In den USA war vor rund einer Woche bei einem Mann aus Liberia Ebola diagnostiziert worden. Es war die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie. (skb/dpa)

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