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Häufig in Fläschchen verkauft, wird CBD in Online-Shops als Nahrungsergänzungsmittel oder Aromaöl beworben.
© FOTOLIA

Cannabidiol in Produkten: Was sich hinter dem Hype um den Cannabis-Wirkstoff CBD verbirgt

In Deutschland sind CBD-Produkte im Trend. Doch wie wirkt Cannabidiol im Körper – und könnten Menschen davon abhängig werden? Ein Psychopharmakologe gibt Antwort.

Es findet sich mittlerweile in Ölen, in Sprays, in Cremes und Gels, in Tabletten und auch in Kartuschen von E-Zigaretten: Die Rede ist von Cannabidiol, kurz CBD. Der Wirkstoff lässt sich aus der weiblichen Cannabispflanze gewinnen und erfreut sich auch in Deutschland Beliebtheit. Selbst in der Gastronomie hat der Wirkstoff einen Platz ergattert: So gibt es CBD-Cafés, wo der Cappuccino, der Tee oder die Limo mit einem kleinen Schuss CBD-Öl über den Ladentresen geht.

Das Geschäft mit dem CBD ist im Aufwind, wenn man Zahlen aus den USA traut: Dort könnte die Cannabidiol-Industrie bis zum Jahr 2025 auf 16,8 Milliarden US-Dollar anwachsen, wie Schätzungen des Datenanalysten Brightfield Group zeigen. Belastbare Zahlen für Deutschland gibt es zwar nicht, doch die immer breitere CBD-Produktpalette und Verkaufsschlager in Onlineshops deuten auf einen lukrativen Markt hin.

Die Wissenschaft hinkt dem regen CBD-Konsum jedoch hinterher. So wissen Forschende immer noch vergleichsweise wenig über Fragen wie: Wie genau wirkt CBD im menschlichen Körper? Kann der Wirkstoff süchtig machen – und könnten auch Patienten von dem Cannabinoid profitieren? Bekannt ist: Im Gegensatz zum THC, das ebenfalls aus der Hanfpflanze gewonnen wird, macht CBD Menschen nicht „high“, führt also zu keinem Rausch oder einer Bewusstseinsveränderung.

Diejenigen, die zum Beispiel CBD-Öle einnehmen, erhoffen sich häufig einen besseren Schlaf, mehr Entspannung oder weniger Schmerzen. Rainer Spanagel, Psychopharmakologe am Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, erklärt: „Um CBD wird nun ein großer Wirbel gemacht, der sich auch aus dem Hype um medizinisches Cannabis entwickelt hat.“

Doch die Wissenschaft habe bislang nur wenige Erkenntnisse zu der Wirkung von Cannabidiol: „Für bestimmte Epilepsieformen bei Kindern konnten Untersuchungen zeigen, dass Cannabidiol die Leiden lindert.“ Auch wenn die Wirkung von CBD bei dieser Erkrankung „erstaunlich“ sei, bleibe CBD weit entfernt davon, ein Wundermittel zu sein.

Psychopharmakologe hält CBD-Produkte für „Blödsinn“

„Cannabisabhängige haben zum Beispiel ein bisschen weniger gekifft, wenn sie CBD eingenommen haben. Allerdings waren diese Effekte nicht sonderlich berauschend", sagt Spanagel. „Positive Effekte waren auch bei Studien zur Behandlung von Heroinabhängigen mit CBD zu sehen – auch hier waren sie allerdings eher schwach.“

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Zwar gibt es laut Spanagel viele mit CBD angereicherte Produkte wie Salben oder Cremes auf dem Markt. „Aus pharmakologischer Sicht sind solche CBD-Produkte Blödsinn, denn es gibt keine belastbaren Hinweise auf schmerzlindernde, angstlösende oder schlaffördernde Effekte, zumal das CBD bei solchen Produkten häufig sehr gering konzentriert ist.“

Aus der weiblichen Cannabispflanze lässt sich neben CBD auch das bewusstseinsverändernde THC gewinnen.
Aus der weiblichen Cannabispflanze lässt sich neben CBD auch das bewusstseinsverändernde THC gewinnen.
© AFP/Philippe Lopez

Allerdings sagt der Wissenschaftler auch: „Was man dem CBD zugutehalten kann, sind seine geringen Nebenwirkungen. Wer zum Beispiel CBD über längere Zeit nimmt und dann absetzt, muss nicht mit Entzugserscheinungen rechnen.“ Geringe Nebenwirkungen deuten Spanagel zufolge jedoch häufig auch auf eine schwache Hauptwirkung hin.

Forschende tappen im Dunkeln bei CBD

„Auch ich habe CBD-Tropfen ausprobiert“, sagt Spanagel, „und bei mir hat es jedenfalls nicht zu einem besseren Schlaf geführt.“ Große Studien, die der Wirkung von CBD auf den Grund gehen, fehlen nach Einschätzung des Psychopharmakologen Spanagel. „Das gilt auch weitgehend für medizinisches Cannabis, wo die Wissenschaft immer noch keinen richtigen Durchblick hat.“

Dennoch erwecken einige Studien zu Cannabinoiden wie CBD den Eindruck, dass der Stoff den Patienten dabei hilft, besser ein- und durchzuschlafen. Allerdings ist die besagte Wirkung in den bisherigen Studien nur nebensächlich erforscht worden und die Zahl der untersuchten Probanden klein gewesen, resümieren kanadische Forscher der McMaster Universität in einer Auswertung mehrerer Untersuchungen.

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Überzeugend ist die Datenlage also nicht, was einen besseren Schlaf mithilfe von CBD angeht. Immerhin: Der CBD-Wirkstoff hat ein eher geringes Suchtpotenzial, wie Untersuchungen zeigen. Beispielsweise wirkten gängige Mittel wie Alprazolam oder medizinisches THC auf gesunde Patienten viel anziehender und süchtig machender als CBD, fand ein kanadisch-US-amerikanisches Forschungsteam um Kerri Shoedel und Isabella Szeto heraus.

Weltgesundheitsorganisation sieht CBD als unbedenklich an

Zudem „haben hohe und übertherapeutische Dosen von CBD spürbare Wirkungen verglichen mit Placebos.“ Doch die Effekte auf die Patienten seien sehr viel geringer als die Vergleichsmedikamente Alprazolam und THC, dem „high“-machenden Wirkstoff in Cannabis. Die Weltgesundheitsorganisation sieht jedenfalls keinen Grund zur Sorge beim CBD: „Zwar ist die Zahl der Untersuchungen begrenzt, aber die Befunde streng kontrollierter Experimente zeigen, dass CBD nicht im Zusammenhang mit Missbrauchsrisiko steht“, schreibt ein Expertenkommittee der Vereinten Nationen in einem Report zum Cannabinoid.

Auch in Kapselform wird CBD von seinen Nutzern eingenommen.
Auch in Kapselform wird CBD von seinen Nutzern eingenommen.
© Robert Michael/dpa

Fraglich bleibt, ob das in bestimmten Produkten enthaltene CBD überhaupt eine Wirkung abseits des Placebo-Effekts hat. Häufig werben Hersteller explizit mit dem Cannabinoid auf der Verpackung – dabei ist es in den Produkten recht gering konzentriert. So enthalten zum Beispiel 20 Gramm „Muskelsalbe“ eines bestimmten Herstellers 55,5 Milligramm Cannabidiol.

Selbst wer sich mit der kompletten Salbe eincremen würde, kommt nicht annähernd auf die Dosis von 300 bis 600 Milligramm, ab der Forscher eine angstlindernde Wirkung bei gesunden Patienten beobachtet haben. Hinzu kommt: diese vielfache CBD-Dosis wurde gelöst in Öl heruntergeschluckt, und nicht gecremt wie bei der gering konzentrierten Salbe.

Das CBD-Marketing funktioniert offenbar

Dass die Hersteller trotzdem mit Cannabidiol werben, zeigt, wie erfolgreich das CBD-Marketing offenbar den Verkauf ankurbelt. In Drogerien und Apotheken gibt es allerdings auch höher konzentrierte CBD-Öle in Fläschchen zu kaufen. In der Regel fassen sie 10 Milliliter, werden als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder Aromaöl gepriesen und enthalten insgesamt etwa 1000 Milligramm CBD.

Wer mit der Idee spielt, CBD einzunehmen und auf eine angstlindernde Wirkung hofft, müsste nach den bisherigen Forschungsergebnissen mindestens drei Milliliter entsprechend konzentrierten CBD-Öls täglich schlucken. Selbst dann wäre allerdings eine Wirkung nicht garantiert – die Studienlage ist nämlich immer noch sehr dünn und orientiert sich in erster Linie an Menschen mit psychischen Störungen wie Sozialphobikern oder Suchtkranken.

Die Politik glaubt offenbar trotzdem ans medizinische Potential von CBD: Bis 2021 förderte der Bund die Behandlung von Schizophrenie-Patienten mit dem CBD-Medikament Arvisol mit mehr als 2 Millionen Euro. Mehr Erkenntnisse zu den Wirkungen von CBD auf gesunde Menschen werden voraussichtlich noch einige Jahre auf sich warten lassen.

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