Medizin: Was das Risiko für eine Kaiserschnitt-Geburt erhöht
Das Becken der Mutter ist zu klein, der Kopf des Kindes zu groß. Es folgt ein Kaiserschnitt. Das Risiko dafür ist erblich.
Frauen, die per Kaiserschnitt geboren wurden, bringen ihre Kinder eher durch einen solchen Eingriff zu Welt, als Frauen die natürlich geboren wurden. Das prognostizieren Forscher der Universität Wien und dem Kinderkrankenhaus Cincinnati im Wissenschaftsjournal „Proceedings of the National Acadamy of Science“ mit einem mathematischen Modell.
Der Kaiserschnitt ist längst ein Routineeingriff. Um die 30 Prozent aller Babys in Deutschland kommen so zur Welt. Einer der medizinischen Gründe für den Eingriff ist, dass der Geburtskanal im Becken der Frau zu klein oder der Kopf des Kindes zu groß ist. Dieses Problem und der resultierende Kaiserschnitt treten laut den Voraussagen des Modells der Forscher 2,8 Mal häufiger bei Frauen auf, deren Kopf selbst zu groß für eine natürliche Geburt war.
Grund dafür sei die durch den medizinischen Fortschritt fehlende Selektion. Frauen, deren Becken zu schmal ist für die Kinder, die in ihnen heranwachsen, wären früher häufiger bei der Geburt gestorben oder das Kind hätte oft nicht überlebt. Die dafür verantwortlichen Genkombinationen wären also seltener weitervererbt worden.
Empirische Studien stützen das Modell
Mehrere Studien, in denen Forscher eine Verbindung zwischen Komplikationen bei der Geburt von Frauen in mehreren Generationen festgestellt haben, stützen das Modell der Wissenschaftler. Sie ergaben, dass eine Frau, bei deren Geburt es Komplikationen gab, ein 1,6 bis 1,8 Mal höheres Risiko hat, auch bei der Entbindung ihrer eigenen Kinder Probleme haben wird, als Frauen, die ohne Komplikationen zur Welt kamen.
Eine weitere Studie, die sich speziell mit Kaiserschnitten beschäftigte, fand ein zweifach höheres Risiko für Frauen, ihre Kinder mit Kaiserschnitt entbinden zu müssen, wenn sie selbst so auf die Welt kamen.
Die von den Forschern aus Wien und Cincinnati errechnete 2,8 Mal höhere Wahrscheinlichkeit bestätigen diese Studien zwar nicht, räumen die Forscher ein. Sie sehen sich jedoch trotzdem in ihren Grundannahmen bestätigt. „Die theoretische Vorhersage stimmt erstaunlich gut mit den Ergebnissen der bereits durchgeführten, empirischen Studien überein“, sagt Philipp Mitteröcker, einer der Entwickler des Modells. „Diese Übereinstimmung ist auch insofern bemerkenswert, als es kaum erfolgreiche quantitative Modelle von so komplexen medizinischen und epidemiologischen Phänomenen gibt“, sagt der Forscher.