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Grundschulkinder sitzen in einem Klassenraum und melden sich, die Lehrerin hebt auch den Finger.
© imago images / photothek

Kultusminister berechnen Lehrerbedarf neu: Überschuss an Lehrkräften für die Grundschule ab 2024

Die Kultusminister kommen beim Lehrkräftebedarf auf andere Ergebnisse als Bertelsmann. Außer am Gymnasium aber bleiben Jobchancen für Junglehrer bis 2030 gut.

Der Lehrermangel wird die Schulen in den nächsten zehn Jahren ganz unterschiedlich treffen. Neue Modellrechnungen der Bundesländer zeigen, dass je nach Land und Schultyp einerseits drastische Lücken und andererseits auch ein Überangebot an Lehrern erwartet werden.

Die entsprechende Prognose mit dem Titel „Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2019 - 2030“ wurde am Donnerstag in Berlin von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossen und liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Sie listet auf, wie viele Lehrer pro Jahr, Bundesland und Schultyp jeweils voraussichtlich neu gebraucht und wie viele verfügbare Absolventen dem voraussichtlich gegenüberstehen werden.

Die zentralen Befunde: Durchgängig bis 2030 sind vor allem Engpässe an Berufsschulen und Schulen der Sekundarstufe I (Haupt- und Realschulen) zu erwarten. Ebenfalls durchgängig ist dagegen mit einem Überangebot an Gymnasiallehrern zu rechnen, und zwar deutschlandweit.

An den Grundschulen stellt sich die Lage differenzierter dar. Bis einschließlich 2023 prognostizieren die Kultusminister eine sehr große Lücke von insgesamt rund 12.400 fehlenden Lehrern und sprechen bis dahin von einer sehr angespannten Situation. Ab 2024 zeigt die Prognose aber in die andere Richtung. Dann wird auch an den Grundschulen rechnerisch ein Lehrerüberschuss erwartet, ab 2027 sogar ein deutlicher.

Quereinsteiger nicht berücksichtigt?

Grundsätzlich erwarten die Länder, dass sich der durchschnittliche jährliche Lehrereinstellungsbedarf in fast allen Schulbereichen im Vergleich zu den letzten Prognosen von 2018 erhöht. Hauptgründe seien steigende Schülerzahlen durch mehr Geburten und Zuwanderung.

Vor allem über die Lage an den Grundschulen war zuletzt heftig diskutiert worden. Die Bertelsmann-Stiftung hatte im September Schlagzeilen mit einer Studie gemacht, wonach bis 2025 mindestens 26.300 Lehrer an den Grundschulen fehlen würden. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, äußerte sich mit Blick auf diese Prognose skeptisch: „Weil sie nämlich die Bedarfslücken von Jahr zu Jahr addiert und nicht berücksichtigt, dass die Länder den größten Teil der Bedarfslücken durch Quereinsteiger, die aber eine dauerhafte Anstellung erhalten, füllt“.

Im Grundschulbereich rechnen die Länder mit deutlich steigenden Absolventenzahlen ab Mitte der 20er Jahre. Jährlich erwarten sie dann rund 8000 junge Menschen pro Jahr, die ihre Ausbildung zum Grundschullehrer abschließen - rund 2000 mehr als heute. Meidinger sagte, es gebe mittlerweile im Grundschullehramt „dramatisch gestiegene Anfängerzahlen“. Die Jobchancen für angehende Lehrer bleiben gut. Nach der Prognose der KMK bestehen mit Ausnahme des Gymnasialbereichs deutschlandweit bis 2030 „gute Einstellungschancen im Schulsystem“.

Die neuen Modellrechnungen der Länder zur voraussichtlichen Lücke zwischen Lehrerbedarf und Angebot gäben allerdings noch keinen Aufschluss über den eigentlichen Lehrermangel an den Schulen, darauf weist die KMK in ihrem Papier auch hin. Begründung: Die Länder steuern jedes Jahr mit Maßnahmen, wie der Reaktivierung von Pensionären oder dem Einsatz von Quereinsteigern gegen. In Deutschland gibt es nach KMK-Angaben rund 798.000 hauptberufliche Lehrkräfte. (dpa)

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