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Kurs auf die Erde? Sorgen machen den Foschern vor allem noch unentdeckte Asteroiden mit einem Durchmesser unter einem Kilometer.
© Nasa, dpa

Asteroiden auf Crashkurs: Steinschlag aus weiter Ferne

Asteroiden seien eine vorhersehbare Naturkatastrophe, sagen Forscher. In einem Offenen Brief plädieren sie für die Erkundung der Geschosse aus dem All und Tests zur Abwehr.

Forscher wollen für den Fall eines drohenden Asteroiden-Einschlags auf der Erde gewappnet sein. Sie haben sich am Montag mit der Kampagne „I support AIM“ dafür ausgesprochen, in einer Mission einen Asteroiden zu erkunden und von seiner Bahn abzulenken. „Wenn wir uns jetzt keine Maßnahmen überlegen, hat die Generation nach uns ein Problem“, sagte Kai Wünnemann vom Museum für Naturkunde in Berlin. Bei einem solchen Einschlag handle es sich um „eine der wenigen vorhersagbaren Naturkatastrophen“.

Wünnemann ist einer von Dutzenden Experten aus dem In- und Ausland, die einen Offenen Brief zu dem Thema unterzeichneten. Sie gehen davon aus, dass etwa 1700 erdnahe Asteroiden der Erde gefährlich werden könnten. Ziel sei es, herauszufinden, ob sich der Kurs eines Asteroiden tatsächlich verändern lasse. Sorgen bereiten den Forschern vor allem kleine, noch unentdeckte Asteroiden. Jene mit Durchmessern von mehr als einem Kilometer seien bekannt – sie drohten in den nächsten 100 bis 200 Jahren nicht zum Problem zu werden, sagte Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Anfang Dezember wird über die Weltraumprogramme beraten

Hintergrund der Forderungen sind Budgetfragen der europäischen Raumfahrtagentur Esa, über die bald entschieden werden soll. Bei einem Ministertreffen der 22 Esa-Staaten und Kanadas stehen Anfang Dezember Vorschläge für die Weltraum-Programme der kommenden Jahre auf der Tagesordnung. Darunter ist die noch nicht genehmigte Asteroidenmission AIM. Sie wäre der europäische Beitrag für ein internationales Vorhaben. Die Esa-Mission sieht unter anderem vor, ab 2020 ein Doppel-Asteroidensystem zu erkunden. Über Eigenschaften wie Dichte und Porosität sei bislang wenig bekannt, sagen die Forscher.

In der daran anschließenden Mission der US-Raumfahrtbehörde Nasa soll eine Sonde auf dem kleineren der Asteroiden mit sechs Kilometern pro Sekunde einschlagen und ihn von seiner Bahn ablenken. Die Kosten für das gesamte europäische Vorhaben bezifferte Cornelius Schalinski vom Raumfahrtunternehmen OHB am Montag auf 250 Millionen Euro.

Tscheljabinsk zeigte, dass die Gefahr real ist

Von der Mission erhoffen sich die Forscher neben dem Erproben der Technik bessere Simulationen: Anhand der Daten könnte im Modell genauer berechnet werden, wie sich ein Himmelskörper im Fall des Falles verhalten würde. Mit AIM könne man zudem anknüpfen an die Erfahrungen der kürzlich beendeten Rosetta-Mission, hieß es.

Kosmische Treffer wurden lange als abstrakte Gefahr wahrgenommen. Man dachte an den Einschlag vor 66 Millionen Jahren, in dessen Folge die Dinosaurier ausstarben oder die Tunguska-Explosion in Sibirien im Jahr 1908. Tscheljabinsk hingegen machte die Gefahr spürbar. 2013 explodierte ein etwa 20 Meter großer Meteorit über der russischen Millionenstadt: Rund 7000 Gebäude wurden dabei beschädigt, etwa 1500 Menschen verletzt, aber niemand getötet. Es hätte anders ausgehen können, wäre der Brocken nur etwas steiler herangeschossen und in geringerer Höhe zerfetzt worden – oder er hätte gar eingeschlagen. Bereits die Explosion soll die zerstörerische Kraft von 30 bis 40 Hiroshima-Atombomben gehabt haben. dpa

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