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Ein zerstörtes Gebäude der Universität Aleppo.
© AFP

Syrische Akademiker in Deutschland: Sie wollen als Aufbauhelfer zurückkehren

Syrische Absolventen deutscher Universitäten sammeln sich in Berlin und gründen einen Verein. Sie stehen bereit, beim Wiederaufbau zu helfen.

Für Adnan Hariri ist es eine Rückkehr, als er 2013 aus Damaskus in Berlin ankommt. In den 80er Jahren hat er Luft- und Raumfahrttechnik an der TU studiert, dann 20 Jahre lang bei Airbus in Hamburg und Bremen gearbeitet. Als Vertreter des Elektrokonzerns AEG geht er 2006 nach Syrien. Acht Jahre später ist Hariri wieder hier – als Kriegsflüchtling. Anschluss an seine Industriekarriere findet der heute 63-Jährige nicht. Hariri arbeitet in der Flüchtlingsberatung, vermittelt Landsleute in Sprachkurse und Jobs.

Wie Hariri geht es vielen Geflüchteten mit einem deutschen Hochschulabschluss. Die jetzt in Berlin gegründete Vereinigung SADUnet (Netzwerk der Syrischen Absolventen Deutscher Universitäten) will das ändern. „Die meisten arbeiten unterhalb ihrer Qualifikation, obwohl sie Fachleute sind“, sagt der Pharmakologe Abdul Ghani Maa Bared, ehemaliger Rektor der Universität Damaskus, Gast an der Humboldt-Universität und Mitbegründer von SADUnet. Bei einem ersten Berliner „Alumni-Seminar“ am Wochenende an der TU stellte er das Programm des Vereins vor, syrische Akademiker in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren und sie damit auch auf den Wiederaufbau in ihrer Heimat vorzubereiten.

Hochschuldidaktik und moderne Verwaltung - auch für Polizisten

Die Berliner Hochschulen sollten ihren Absolventen – darunter auch solchen, die mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst zwischen 2003 und 2011 zur Promotion nach Deutschland gekommen sind – Arbeitsplätze anbieten, fordert Maa Bared. Zudem sollten sie ihre hochschuldidaktischen Kurse für die Geflüchteten und Gestrandeten öffnen, um sie für den Wiederaufbau der syrischen Hochschulen nach dem Krieg fit zu machen. Einsetzen wolle sich SADUnet ebenso für Verwaltungsmitarbeiter, Polizisten oder Lehrkräfte, die in Deutschland gezielt weitergebildet werden müssten. Hier strebe man Kooperationen mit Berliner Behörden an.

Die Karte für den Wiederaufbau Aleppos steht schon

Konkret an Wiederaufbauprojekten für Syrien arbeiten bereits geflüchtete Architekten. Yaser Hantouch forscht an der TU als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Wärmeenergie-Management und hat an der BTU Cottbus bei der „Altstadtkarte Aleppo“ mitgewirkt. Diese Plattform vereint unter anderem 500 Grundrisse historischer Gebäude im zerstörten alten Zentrum Aleppos – „ein Medium, über das sich alle am Wiederaufbau Beteiligten verständigen können“. Der TU-Informatiker Nazir Peroz, seit langem engagiert für den Aufbau von IT-Strukturen in Krisenländern, entwirft Pläne, wie nach den Krieg nachhaltige Infrastrukturen und ein modernes Ausbildungssystem entstehen könnten.

Nicht zu alt für eine aktive Rolle in der Heimat

Doch wann und unter welchen politischen Vorzeichen der Wiederaufbau in Syrien überhaupt beginnen kann, ist vollkommen unklar. Eine politische Agenda verfolge SADUnet bewusst nicht, betont Maa Bared. Eine gemeinsame Linie gebe es aber: „Wir sind offen für alle, die sich für ein geeintes Syrien der Freiheit, der Demokratie und der Säkularität einsetzen.“ Adnan Hariri ist dabei. „Für deutsche Unternehmen bin ich vielleicht zu alt, nicht aber für eine aktive Rolle beim Wiederaufbau.“

Wie Berliner Hochschulen bei der Integration von Studierenden mit Fluchtgeschichte vorankommen, lesen Sie hier.

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