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Suchhund Maple schnüffelt für die Wissenschaftlerin Laura Hollerbach nach Kot von seltenen Wildtierarten, die nur schwer zu finden und zu zählen sind.
© Lisa Hanke

Wildtierbiologie: Schnüffeln für den Naturschutz

Die feine Nase eines speziell ausgebildeten Suchhunds hilft Senckenberg-Forschern beim Aufspüren von Hinterlassenschaften seltener Arten.

Es gibt sie da draußen, die Luchse, Wildkatzen und Wölfe, die Fischotter und Feldhamster. Doch wie viele dieser streng geschützten, zurückgezogen lebenden Tiere durch Deutschland ziehen, weiß niemand so genau. Zählungen sind aufwendig, teuer und meist zu ungenau. Doch Naturschützer sind auf Angaben über Verbreitungsgebiete und Populationsgrößen angewiesen, um wirksame Maßnahmen zum Schutz der Tiere zu planen. Deshalb ist jede Hilfe willkommen, die das Zählen von Wildtieren erleichtert. Auch die von Maple, einer Labrador-Hündin.

Feine Nase für Wildtier-Kot

Maple, oder vielmehr ihre schwarz glänzende, feine Nase, steht im Dienst des Senckenberg-Instituts in Gelnhausen bei Frankfurt. Laura Hollerbach vom Fachgebiet Naturschutzgenetik hat den Vierbeiner ausgebildet, die Hinterlassenschaften eines Luchses oder anderer seltener Arten zu erschnüffeln. Das kann die Hündin viel besser als ein Mensch es selbst mit ausgetüftelten, naturwissenschaftlichen Methoden könnte. Hat Maple die Losung eines Luchses entdeckt, muss Hollerbach den Kot oder die Haare nur noch einsammeln und für eine Erbgut-Analyse ins Institut bringen.

Je mehr solcher Proben die Forscher in die Finger bekommen, umso mehr erfahren sie über diese Art. Und für die Behörden, die regelmäßig zählen und melden müssen, wie viele Wildtiere in ihren Zuständigkeitsbereichen leben, könnten Suchhunde wie Maple endlich bessere Informationen liefern.

Die Ausbildung eines Profis wie Maple braucht allerdings seine Zeit. „Und sie dauert ein ganzes Hundeleben lang“, sagt Hollerbach. Der Labrador kam bereits als achtwöchiger Welpe zur Forscherin nach Gelnhausen. Nach einer Eingewöhnungszeit beginnt eine zunächst recht spielerische Ausbildung. Dabei legt Hollerbach irgendwo in einem Raum die Losung eines Luchses aus. Über kurz oder lang entdeckt Maple den Kot und schnuppert neugierig daran. In diesem Moment hört der Hund ein Klicken, das er nur zu gut kennt: Sobald seine Chefin dieses Geräusch mit einer kleinen Metall-Apparatur erzeugt, gibt es einen Leckerbissen für das Tier.

An den folgenden Tagen taucht die Luchs-Losung dann an einem weiteren Platz im Zimmer auf, später an noch einem anderen und schließlich auch ein wenig versteckt. Jedes Mal, wenn Maple den Kot erschnüffelt, klickt Hollerbach und der Hund weiß, dass er gleich belohnt wird. Alsbald zeigt Maple ihrem Boss eifrig jeden Kot von Luchsen, der ihre Riechnerven kitzelt.

Wertvolle Informationen über scheue Wildkatzen und Wölfe

„Bei dieser sogenannten Konditionierung kann man allerdings viele Fehler machen“, sagt die Forscherin. So riechen die Hinterlassenschaften eines Luchses anders, wenn das Tier anstelle der typischen Beute Reh zum Beispiel Rindfleisch gefressen hat. In Zoos kommt das häufiger vor und von dort holt die Forscherin den Kot normalerweise. Um zu vermeiden, dass Maple nur die Hinterlassenschaft von Luchsen meldet, die das für diese Art in der Natur völlig unübliche Rindfleisch auf dem Speiseplan hatten, bringt Laura Hollerbach daher möglichst viel Abwechslung in die Schnüffelproben für Maple. Dazu gehört zum Beispiel auch Kot von Tieren verschiedenen Alters und Geschlechts, dessen Geruch sich in der Nase eines Hundes ebenfalls deutlich unterscheidet.

Es gibt sehr viele Fallen, in die das Team aus Mensch und Tier tunlichst nicht tappen sollte. Obendrein stehen noch einige weitere Lektionen auf Maples Lehrplan. So gehören Labrador-Hunde zu den Retrievern, die darauf gezüchtet wurden, von einem Jäger geschossene Enten und andere Wasservögel zu ihrem Besitzer zu bringen.

Nur würde die Losung eines Luchses kaum einen Transport in der Hundeschnauze überleben. Und vor allem wollen die Forscher ja das Erbgut des Luchses analysieren, dessen Qualität durch einen Kontakt mit Hundespeichel erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte. Also lernt Maple, von einer entdeckten Hinterlassenschaft Abstand zu halten, und ihre Chefin zum Fund zu führen. Und das nicht nur für die Losung von Luchsen, sondern auch von Wildkatzen und Wölfen. In Zukunft könnte Maple auch noch lernen, Arten wie Feldhamster und Fischotter zu erschnuppern.

Luchse, Wildkatzen und Wölfe im Bayerischen Wald aufgestöbert

Nach etlichen Testläufen in den Wäldern in der Nähe von Gelnhausen hat Maple noch vor ihrem ersten Geburtstag eine Art Abschlussprüfung mit Auszeichnung hervorragend gemeistert. Im Nationalpark Bayerischer Wald hat sie gemeinsam mit einem anderen Suchhund in wenigen Wochen nicht nur 50 Losungen von gleich neun verschiedenen Luchsen aufgestöbert, sondern Laura Hollerbach auch noch zu den Hinterlassenschaften von Wildkatzen und Wölfen geführt. „Ohne Suchhund hätte man dafür erheblich länger gebraucht und das auch noch mit einer schlechteren Trefferquote“, ist Laura Hollerbach überzeugt.

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