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Ungewissheit. Zika schädigt vermutlich das Gehirn von Föten. Schwangere sollten deshalb die Epidemiegebiete meiden. Aber auch Reiserückkehrer können beim Sex ihre Partnerin anstecken.
© REUTERS

Sexuelle Übertragung von Zika: Reiserückkehrer sollten Kondome benutzen

In Texas hat sich eine Person beim Sex bei einem Reiserückkehrer mit Zika angesteckt. Seuchenbehörden passen nun ihre Empfehlungen an, auch das Merkblatt des Auswärtigen Amtes wurde ergänzt.

Rund um das Haus in Dallas County gab es keine Aedes-Mücken, die Person war auch nicht ins Ausland gereist. Trotzdem bekam sie typische Zika-Symptome. Ein Test bestätigte den Verdacht: Ein US-Amerikaner - ob Mann oder Frau ist nicht bekannt - hat sich innerhalb des Landes mit Zika infiziert. Vermutlich ist es beim Sex mit einem Touristen passiert, der krank aus einem Epidemiegebiet zurückgekehrt war. Die Einzelheiten des Falles werden noch ausgewertet, teilte die Gesundheitsbehörde des Bundesstaates Texas mit. Ein Fötus sei aber nicht in Gefahr. Bei der Person handelt es sich also nicht um eine schwangere Frau. Zika steht im Verdacht, das Gehirn ungeborener Kinder schwer zu schädigen.

Die Ansteckung beim Sex gilt als selten

„Die sexuelle Übertragung bleibt ein Randphänomen. Wir denken nicht, dass so ein Ausbruch verursacht werden kann“, sagt Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Allerdings sei die Information für Reiserückkehrer relevant, auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Brasilien. Männer sollten nach einer Reise in die betroffenen Gebiete einen Monat lang keine Samenspende abgeben, keine Frau schwängern und beim Sex mit einer Schwangeren ein Kondom benutzen. Das gelte seiner Ansicht nach sowohl für Männer, die Symptome wie Ausschlag, leichtes Fieber oder Gelenkschmerzen hatten als auch für die, die sich nicht krank fühlten.

Das Merkblatt des Auswärtigen Amtes wird entsprechend ergänzt“, sagt der Virologe. Dort heiß es nun: Weil eine sexuelle Übertragbarkeit nicht ausgeschlossen werden könne, sei der Gebrauch von Kondomen „bis 28 Tage nach einer möglichen Exposition eine sinnvolle Vorsorgemaßnahme“. Die amerikanische Seuchenbehörde CDC empfiehlt dagegen Männern, die in den Epidemiegebieten waren, während der gesamten Schwangerschaft ihrer Partnerin bei Vaginal-, Anal- und Oralsex Kondome zu benutzen. Seit Beginn der Epidemie wurde bei 15 deutschen Reiserückkehrern aus Lateinamerika das Zika-Virus gefunden.

Wie lange überleben Zika-Viren im Sperma?

Der Fall in Dallas sei nicht unerwartet, sagt Peter Horby von der Universität Oxford. Aber er werfe viele Fragen auf: Wie groß ist dieses Risiko? Wie lange überleben die Zika-Viren im Sperma? Wie ist es bei Männern, die sich nicht krank fühlten? „Das zeigt unsere Ignoranz im Zusammenhang mit diesem Virus“, sagt er.

Zwei Mal stand bisher die Möglichkeit einer sexuellen Übertragung des bis vor kurzem obskuren Virus im Raum. Beide Male war die Entdeckung Zufall. Anfang 2014 bemerkte ein 44-jähriger Mann auf Tahiti Blut im Sperma, seine Ärzte konnten jedoch keine der üblichen Infektionen feststellen. Als der Mann ihnen erzählte, dass er nach einer Reise nach Französisch-Polynesien mehrfach leichtes Fieber und Gliederschmerzen hatte, testeten sie sein Blut, Sperma und Urin auf Zika. Tatsächlich gab es im Sperma noch vermehrungsfähige Viren.

Beim Bier erzählte der Kollege von der Forschung seines Großvaters

Dass die Ansteckung auf diesem Wege möglich ist, hatte unbeabsichtigt ein amerikanischer Forscher bereits im Jahr 2008 bewiesen. Der damals 36-jährige Brian Foy von der Colorado State University hatte gemeinsam mit einem Kollegen im Senegal Mücken für die Malariaforschung gesammelt und war dabei zerstochen worden. Fünf Tage nach ihrer Rückkehr wurden beide krank, sie hatten Ausschläge und waren extrem müde, der Kopf tat ihnen weh, die Gelenke waren geschwollen und schmerzten. Foy hatte Blut im Sperma. Ein paar Tage später fühlte sich seine Frau krank. Sie konnten sich nicht erklären, was passiert war – alle Tests kamen negativ zurück. Eine Analyse der Antikörper im Blut legte nahe, dass zumindest die beiden Männer Dengue hatten.

Ein Jahr später war Foy wieder im Senegal und unterhielt sich beim Bier mit einem Kollegen. Der erzählte von der Forschung seines Großvaters zu Zika bei Affen in Uganda. Die Zika-Symptome klangen seltsam vertraut. Foy testete später alle drei Blutproben auf Zika-Antikörper – mit Erfolg. „Plötzlich ergab alles einen Sinn“, erzählte er dem Fachmagazin „Science“. Er hatte offenbar seine Frau kurz nach der Rückkehr beim Sex angesteckt.

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