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Blick in ein Dachgeschoss mit einer aufwändigen Kuppelkonstruktion, in der Mitte steht eine Gruppe von Menschen.
© Rainer Jensen/dpa

Großbaustelle der Staatsbibliothek zu Berlin: Prachtsäle mit versteckter Technik für die Stabi

Es geht voran mit den nächsten Bauabschnitten im Haus der historischen Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden. 2019 soll die neue alte "Stabi" fertig sein.

Das gute Ende naht. Das ist die Botschaft, die dieser Tage bei einer Begehung der Großbaustelle der Staatsbibliothek Unter den Linden verkündet werden konnte. Petra Wesseler, Präsidentin des ausführenden Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), führte den fast vollendeten vierten Bauabschnitt mit Werkstätten und Verwaltungsräumen vor und gab Einblick in den fünften und letzten Abschnitt, der Ende nächsten Jahres baulich fertiggestellt und 2019 in Betrieb genommen werden soll.

In den kommenden Wochen werden 30 Regalkilometer Bücher und Medien aus dem Magazin Westhafen wie aus dem Haus 2 an der Potsdamer Straße – von dort vor allem die wertvolle Handschriftensammlung – nach Mitte transportiert, erläuterte Barbara Schneider-Kempf, die Generaldirektorin der Staatsbibliothek. Beinahe verschämt öffnete sie ihr künftiges Direktorenzimmer – dimensioniert und ausgestattet nach den Maßstäben der späten Kaiserzeit. Es soll, beschwichtigte sie, auch als Sitzungsraum „für zehn Teilnehmer“ mitbenutzt werden.

HG Merz restauriert Historisches und baut modernste Technik ein

Die historischen Räume, die Chefarchitekt HG Merz restaurieren lässt, aber zugleich mit modernster, hinter den Wandtäfelungen elegant versteckter Technik wie der Buchförderanlage ausrüstet, umfassen unter anderem Sitzungs- und Veranstaltungssäle. Intern genutzt wird der mit den Bildnissen aller früheren Generaldirektoren – und, zu DDR-Zeiten, einer Generaldirektorin – geschmückte Sitzungssaal, den Schneider-Kempf sogleich dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Raum für Stiftungsratssitzungen offerierte.

Hermann Parzinger, interessierter Teilnehmer der Baustellenführung, machte fleißig Fotos von den neuen Prachtsälen, unter denen der größte nach Wilhelm von Humboldt benannt wird. Er weist eine neue Deckengestaltung auf, da hier die einstige Kassettendecke vollständig verloren war; in anderen Sälen hatte sie die nicht eben denkmalfreudige DDR-Zeit überdauert.

An alten Fotografien orientiert

Nicht überdauert haben das Tonnengewölbe über der Haupttreppe, die künftig wieder in den allgemeinen Lesesaal führen wird, und die Kuppel über dem Vestibül. Hier waren zu DDR-Zeiten Zwischengeschosse eingezogen worden, deren Stahlträger in die vorhandenen Mauerwände gerammt worden waren. Beide Schmuckräume werden exakt wiederhergestellt. Für das Tonnengewölbe mussten neue Stahlträger eingezogen werden, da sich die vorhandenen als rissig erwiesen.

An solchen Komplikationen ist das Haus reich, zumal der Denkmalschutz seinen Tribut forderte. Was vorhanden war, musste unbedingt bewahrt werden. Wo keine Spuren mehr zu finden waren, orientierte sich das Büro Merz an historischen Fotografien oder schuf Gestaltungen, die als heutige zu erkennen sind und sich doch harmonisch in den Bestand an dunkelhölzernen Täfelungen und Regalen einfügen. Sogar das ingeniöse Regalsystem im Magazinbereich, bis zu acht Geschosse hoch, wurde durch Austausch tragender Stahlteile zur Gänze bewahrt.

Tag der offenen Tür am 10. Juni

„Und alles bei laufendem Betrieb!“, wie Parzinger einwarf und hinzufügte, das Haus sei „eine Verneigung vor der Wissenschaft, vor Wissen überhaupt“. Damit alle Bürger teilhaben können am Fortgang der 470 Millionen Euro teuren Stabi-Erneuerung, wird es am 10. Juni einen Tag der offenen Tür geben, ferner am 20. Juni eine Podiumsdiskussion im Humboldt-Saal.

Bernhard Schulz

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