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Eröffnung des neuen Lesesaals: Staunend in der Stabi

Der Umbau der Staatsbibliothek zu Berlin ist eine der langwierigsten und teuersten Baustellen der Stadt. Nun ist der neue zentrale Lesesaal im Haus Unter den Linden fertig. Ab morgen gibt es Führungen.

„Eine Kathedrale des Wissens“ nennt Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den neuen zentralen Lesesaal der Staatsbibliothek. Als der gläserne Neubau inmitten des historischen Gebäudekomplexes Unter den Linden am Dienstag nach achtjähriger Bauzeit feierlich eröffnet wird, ist kein Vergleich zu groß, um das Werk des Architekten HG Merz zu würdigen. Der Vizepräsident des Bundestages, Wolfgang Thierse, erinnert an die zeitgleiche Messe auf dem Petersplatz in Rom zur Amtseinführung des Papstes. „Wir huldigen einem anderen Gott – der Wissenschaft.“

Tatsächlich erlebten hunderte Gäste die Wiedereröffnung des Herzstücks der größten wissenschaftlichen Bibliothek im deutschen Sprachraum. Der Kuppellesesaal von 1914 wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört, seitdem fehlte die geistige Mitte. Jetzt konnte endlich die Fertigstellung einer wichtigen Etappe eines der langwierigsten und teuersten Bauprojekte der Stadt gefeiert werden.

Der zentrale Lesesaal mit den historischen Beständen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ist der größte Posten in der laufenden Generalsanierung der Staatsbibliothek. 406 Millionen Euro soll sie bis 2016 kosten. Das Herzstück sollte eigentlich schon 2011 fertig sein, pünktlich zum 350. Jahrestag der Gründung der damals noch Königlichen Bibliothek zu Berlin. Nach dem ersten Spatenstich 2005 ging auch vieles zügig voran.

Doch dann kam es fast wie beim BER: Der Rohbau war zwar im Juni 2011 fertig, fast zeitgleich aber verkündete die Bibliotheksleitung einen Wechsel in der Bauleitung – vom gefeierten Stuttgarter Büro HG Merz zur Berliner BAL Planungs- und Steuerungs GmbH. Maestro Merz erklärte, er brauche Zeit für die Staatsoper. Von der Bibliotheksleitung ausdrücklich ausgeschlossene Verzögerungen durch den Wechsel blieben trotzdem nicht aus. Erst wurde die Eröffnung auf das Frühjahr 2012 verschoben, vor einem Jahr dann auf den jetzigen Termin. Als Gründe nannte das zuständige Bundesbauamt Probleme bei der Verbindung mit dem Altbau und mit der Glasfassade sowie Insolvenzen von Handwerksbetrieben. Und dann kam auch noch der BER ins Spiel: Im Januar 2011 hieß es, sämtliche Handwerker seien durch die Fertigstellung des Großflughafens blockiert.

Am Donnerstag können endlich die Leser ihre neue Bibliothek erobern. Zur üblichen Öffnungszeit der „Stabi“ um 9 Uhr öffnen sich die Türen für all jene, die einen Benutzerausweis der Staatsbibliothek haben, er kostet 25 Euro im Jahr. Interessierte Berliner können den neuen Lesesaal bei kostenlosen Führungen erkunden. Sie werden ab Donnerstag bis zum 18. Mai dienstags bis freitags um 17 Uhr sowie samstags um 10.30 Uhr kostenlos angeboten (Start am Eingang Dorotheenstraße 27). Im neuen Lesesaal und auch im benachbarten Rara-Saal für historische Drucke jedenfalls ist jetzt alles fertig für den Normalbetrieb. Doch bis 2016 arbeiten Stabi-Nutzer weiter auf einer Baustelle. Auch im zweiten Haus in der Potsdamer Straße wird bis 2014/15 gebaut. Die dortige Asbestsanierung liege absolut im Zeitplan, versichert eine Sprecherin.

Und in Tempelhof wird es ab 2016 spannend: Die Zentral- und Landesbibliothek will Amerika-Gedenkbibliothek und Berliner Stadtbibliothek in einem 270-Millionen-Euro-Neubau auf dem Tempelhofer Feld vereinen. Geplante Eröffnung: 2021.

Amory Burchard

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