Ritalin-Verbrauch geht zurück: Phillipp zappelt weniger
Der Verbrauch des ADHS-Medikaments Ritalin ist leicht gesunken - erstmals seit 20 Jahren. Dennoch ist es wohl eher als "positives Signal", denn als Trendwende zu deuten.
Bei der Verschreibung von Medikamenten gegen das sogenannte Zappelphilipp-Syndrom zeichnet sich eine Trendwende ab: Erstmals seit 20 Jahren ist der Verbrauch des zur Behandlung von ADHS zugelassenen Wirkstoffes Methylphenidat leicht gesunken. Das teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Dienstag in Bonn mit.
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 1803 Kilogramm des ADHS-Wirkstoffes, besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin, verbraucht. Das waren zwei Prozent weniger als im Vorjahr. In den zehn Jahren zuvor hatte sich der Verbrauch noch verdreifacht.
Im Barmer/GEK-Ärztereport des vergangenen Jahres wurde ein Anstieg der ADHS-Diagnosen zwischen 2006 und 2011 festgestellt. Der leitende Psychologe an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Würzburg, Thomas Jans, erklärte das in einem Interview mit dem Tagesspiegel mit der verbesserten Versorgung, statt einen tatsächlichen Anstieg der Fälle. Rund fünf Prozent der Bevölkerung würden im Lauf ihres Lebens an ADHS leiden.
"Von einer echten Abwärtstendenz können wir derzeit sicherlich noch nicht sprechen", schränkte denn auch BfArM-Präsident Walter Schwerdtfeger ein. Gleichwohl sei der erstmalige leichte Rückgang ein "positives Signal, das möglicherweise auf einen kritischeren Umgang mit Methylphenidat hindeutet".
Auch Picasso, Einstein und Bill Gates hatten ADHS
Die sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - kurz ADHS - ist die häufigste psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen und kann bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Das Problem der Betroffenen: Sie sind extrem aufmerksamkeitsfähig, können die ganzen Informationen aber nicht verarbeiten, weil sie nicht entscheiden können, was wichtig ist und was nicht. Oft handelt es sich bei den Betroffenen um besonders sensible und kreative Menschen. Doch trotz ADHS schrieben zum Beispiel Größen wie Pablo Picasso, Albert Einstein und Bill Gates Geschichte. Gleichzeitig werden Menschen mit einer Hyperaktivitätsstörung häufiger straffällig - und ebenfalls häufiger überführt.
Bislang gibt es keine eindeutige Erklärung für die Entstehung von ADHS. Die Hauptursache wird in der Veränderungen der Funktionsweise des Gehirns vermutet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass neben genetischen Faktoren zum Beispiel auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Schätzungen zufolge sind rund 500.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland betroffen, Jungen dabei drei- bis viermal so häufig wie Mädchen.
Seit den 1990er Jahren waren die Verordnungen von Arzneimitteln gegen das sogenannte Zappelphilipp-Syndrom steil nach oben gegangen. Im Zusammenhang mit ADHS-Medikamenten wurden allerdings Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Wachstumsstörungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden bekannt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen hatte deshalb 2010 die Verordnung der Mittel eingeschränkt. (AFP/Tsp)
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