Corona-Mittel soll Risiko sehr schwerer Verläufe halbieren: Pharmariese Merck will Zulassung für Anti-Covid-Pille beantragen
Im Kampf gegen Corona hat der US-Konzern Merck eine antivirale Pille entwickelt. Die Arznei soll die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe deutlich mindern.
Der Arzneimittelhersteller Merck will die Zulassung für die erste antivirale Pille gegen Covid-19 beantragen. Dies berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf eine Mitteilung des Pharmakonzerns.
Demnach sei in einer klinischen Studie gezeigt worden, dass das Medikament Molnupiravir das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder des Todes um die Hälfte reduziert, wenn es Hochrisikopatienten in einem frühen Stadium ihrer Infektion verabreicht wird.
An der Studie haben dem Bericht zufolge 775 Probanden teilgenommen. Bei denjenigen, die das Medikament erhielten seien die Risiken im Vergleich zu Placebo-Empfängern um 50 Prozent gesunken, teilte Merck mit. Acht Personen, die das Placebo erhielten, seien gestorben.
Laut der Mitteilung ist vorgesehen, bei der Behandlung über einen Zeitraum von fünf Tagen zweimal täglich jeweils vier Pillen des Therapeutikums namens Molnupiravir einzunehmen.
Arznei mit großem Wirkungspotenzial
Das Medikament könnte das erste in einer Reihe von antiviralen Pillen sein, die nach Ansicht von Experten ein wirksames neues Mittel zur Eindämmung der Pandemie darstellen könnten: Sie können potenziell mehr Menschen erreichen als die Antikörperbehandlungen, die in den Vereinigten Staaten für ähnliche Patienten eingesetzt werden.
„Ich denke, dass dadurch weltweit Tausende Leben gerettet werden können, insbesondere dort, wo der Zugang zu monoklonalen Antikörpern weniger gut ist“, sagte Robert Shafer, Spezialist für Infektionskrankheiten und Experte für antivirale Therapie an der Stanford University. Dies gelte demnach auch für die Vereinigten Staaten.
In den kommenden Monaten werden dem Bericht zufolge Studienergebnisse zu zwei weiteren antiviralen Pillen erwartet, von denen eine von Pfizer und die andere von Atea Pharmaceuticals und Roche entwickelt wurde.
Die Arznei von Merck wäre die erste antivirale Pille gegen Covid-19, zugleich jedoch das zweite zugelassene Medikament gegen die Erkrankung. Bislang gibt es bereits das Mittel Remdesivir des US-Pharmakonzern Gilead, das im Juli 2020 als in der EU zugelassen wurde und intravenös verabreicht wird.
Die Mitteilung von Merck stieß international auf große Beachtung. Zahlreiche Wissenschaftler begrüßten die Nachricht, warnten zugleich jedoch vor überhöhten oder gar falschen Erwartungen. „Es gibt immer noch keine ‚Heilung‘ für Covid“, betonte etwa Simon Clarke von der englischen Universität Reading. Demnach besteht der beste Schutz vor dieser Krankheit „nach wie vor darin, sich gar nicht erst anzustecken“. Hierfür sei eine Impfung eine der wirksamsten Möglichkeiten. „Medikamente wie Molnupiravir können vor allem dann sinnvoll sein, wenn der Impfstoff nicht so gut wirkt wie erhofft“, räumte Clarke zugleich ein. (Tsp)