Staatsanwalt ermittelt gegen Superspreaderin: Nur drei neue Corona-Fälle nach Massentest in Garmisch
In Garmisch wurden mehr als 1000 Menschen auf das Coronavirus getestet. Der Landkreis macht eine 26-Jährige für einen größeren Ausbruch verantwortlich.
Nach einem schweren Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen sind bisher nur drei weitere Menschen positiv auf das Virus getestet worden. Etwa 1000 hatten wegen des Vorfalls von Freitag bis Montag einen Abstrich nehmen lassen. Etwa 700 der Tests waren am Dienstag ausgewertet, wie Landrat Anton Speer (Freie Wähler) bekannt gab.
Im Bereich der US-Streitkräfte, wo die 26-Jährige arbeitet, haben sich dem Landratsamt zufolge 24 Menschen infiziert. Ob sie die insgesamt 28 Menschen angesteckt hat oder es andere Quellen gibt, ist weiter unklar.
Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt inzwischen gegen die Frau. Dabei gehe es um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung, teilte Oberstaatsanwältin Andrea Mayer am Montag mit. „Was im Raum steht, ist eine mögliche Verletzung der Quarantänevorschriften.“ Zuerst hatte der „Münchner Merkur“ berichtet.
Die 26-jährige US-Amerikanerin, die in Garmisch-Partenkirchen lebt, soll trotz Krankheitszeichen durch Kneipen gezogen sein und könnte dabei mehrere Menschen angesteckt haben. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte Konsequenzen für sie. „Garmisch-Partenkirchen ist ein Musterfall für Unvernunft“, sagte Söder in München.
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Der Fall sei Beispiel dafür, wie schnell sich Infektionen verbreiten könnten. „Dieser Leichtsinn muss auch Konsequenzen haben.“ Es sei deshalb sinnvoll, mit „hohen Bußgeldern“ zu agieren.
Die Frau hatte einen Corona-Test gemacht und eigentlich die Auflage, bis zum Ergebnis in Quarantäne zu bleiben. In Bayern kann bei Verstößen gegen Quarantäne-Auflagen ein Bußgeld von 2000 Euro verhängt werden. Söder erklärte jedoch, dass geprüft werden müsse, inwiefern dies auch für die US-Amerikanerin gelte.
Die Anklagebehörde geht bei ihren Ermittlungen zunächst davon aus, dass die deutsche Justiz zuständig ist, weil sie eine zivile Angestellte der US-Armee sei und deshalb nicht unter das Nato-Truppenstatut falle. Die Frau arbeitete in einem Hotel für US-Streitkräfte und deren Familien. Die Ferienunterkunft wurde am Montag für zwei Wochen geschlossen, nachdem mehrere Beschäftigte positiv getestet wurden, wie das Hotel auf seiner Homepage mitteilte.
Seit Freitag hatten sich bis Montag etwa 1000 Menschen in Garmisch-Partenkirchen auf das Virus testen lassen.
Die 26-Jährige war nach Angaben der Behörde aus einem Urlaub in Griechenland zurückgekehrt. Ob sie sich auf der Reise angesteckt hat oder in Garmisch, war ebenfalls unklar.
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Als Superspreader (deutsch: Superverbreiter) gilt bei einer Epidemie, wer eine ungewöhnlich hohe Zahl von anderen Menschen ansteckt.
Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag in dem Ort zuletzt bei 55,39 und damit über dem kritischen Wert von 50. Bei diesem Wert müssen nach Vereinbarung von Bund und Ländern Maßnahmen umgesetzt werden. (dpa)