Medizinstudium: Mehr Gesundheit für Brandenburg
Im Land soll eine Gesundheitsfakultät entstehen. Davon profitieren die Unis Potsdam und Cottbus – und die private Medizinuniversität.
Wie kann in einem Flächenland wie Brandenburg die medizinische Versorgung sichergestellt werden – und zwar auch in abgelegenen Orten? Was wird neben Landärzten gebraucht, etwa an Pflege und Betreuung älterer Menschen? Um diese Fragen dreht sich eines der Großprojekte der Brandenburgischen Wissenschaft: Der Aufbau einer gesundheitswissenschaftlichen Fakultät, die gemeinsam von den Unis in Potsdam und Cottbus sowie der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) getragen werden soll. Demnächst steht eine Grundsatzentscheidung an: Im April wird der Landtag über die Mittel für 16 neue Professuren für das Vorhaben entscheiden.
Sieben Professuren sollen nach Potsdam gehen
Oliver Günther, Präsident der Uni Potsdam, hat jetzt in der „PNN“ Details des Projekts vorgestellt. Von den 16 Professuren sollen sieben nach Potsdam gehen, fünf nach Cottbus und vier an die MHB mit ihren Standorten in Neuruppin und Brandenburg/Havel. Außeruniversitäre Institute sind ebenfalls in die Planung einbezogen. Auch bei neu zu entwickelnden Studiengänge werden alle Standorte berücksichtigt. „Eine gewisse Mobilität wird also Voraussetzung für das Studium sein“, sagt Günther. Es gehe ja eben darum, „die medizinische Forschung und Lehre in die Fläche des Landes zu bringen“. Günther rechnet mit zwei bis drei Jahren für den Aufbau. Mit welcher Summe das Land die Professuren ausstatten will, steht noch nicht fest. Günther fordert mindestens 500.000 Euro pro Professur, also insgesamt acht Millionen Euro im Jahr.
Mit den neuen Professuren würde das Land indirekt auch in die Finanzierung der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg einsteigen, was bei deren Gründung 2014 noch ausgeschlossen wurde. Aktuell sind an der MHB 140 Studierende in der Medizin und 130 im Fach Psychologie eingeschrieben. Eigentlich hatten sich Berlin und Brandenburg in den 1990ern in einem Staatsvertrag geeinigt, dass Berlin die Hochschulmedizin für beide Länder vorhält – auch, weil sich Brandenburg die teure Medizin nicht leisten konnte. Zu hören ist, dass es bei der Einrichtung der MHB denn durchaus Ärger mit der Charité gab. Nicht so sehr wegen finanzieller Fragen (Brandenburg beteiligt sich nicht am Zuschuss für die Charité), sondern weil die Charité keine Konkurrenz bei den Vertragskrankenhäusern im Umland wünschte.
"Keine kostspieligen Doppelungen"
Inzwischen soll der Streit beigelegt sein. Aus Sicht Brandenburgs tangiert die Gesundheitsfakultät ohnehin nicht die alte Abmachung, weil dort Aspekte wie Pflege, Rehabilitation, neue Versorgungsangebote oder Ernährung überwiegen. „Wir versuchen das auch in Kooperation mit Berlin zu machen“, sagt ein Sprecher von Wissenschaftsministerin Martina Münch. Günther betont ebenfalls, dass es man sich „nicht als Konkurrenzveranstaltung, sondern vielmehr als Ergänzung zu beiderseitigen Vorteil“ verstehe. Er habe sich mehrfach mit Charité-Chef Karl Max Einhäupl ausgetauscht: „In kostspieligen medizinischen Disziplinen wird es keine Dopplungen geben.“ Ein Schwerpunkt Brandenburgs soll gleichwohl die Medizin des Alterns sein, auch den Dr. med. soll man an der Fakultät machen können.
Einen Gründungsbeauftragten hat die neue Fakultät bereits: Die Aufgabe wird Joachim Dudenhausen übernehmen – der einst auch Dekan der Charité war.