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Das Meereis der Arktis nimmt stetig ab.
© David Goldman/AP/dpa

Tauwetter in der Arktis: Meereis weiter rückläufig

Polarforscher messen auch 2021 ein niedriges Jahresminimum. Es liegt zwar höher als in den Vorjahren, doch das sei kein Grund zur Entwarnung.

Der negative Trend bei der Ausdehnung des Meereises in der Arktis setzt sich fort. Aktuelle Messergebnisse von Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) zeigen, dass die saisonale Minimalausdehnung des Meereises in diesem Jahr am 12. September mit 4,81 Millionen Quadratkilometern ihr jährliches Minimum erreicht hat.

Vergleichsweise moderater Eisrückgang

Dieser Wert liegt zwar gut 1,5 Millionen Quadratkilometer über dem des bisherigen Negativrekords im Jahr 2012, als die Forschungssatelliten eine Restfläche von nur 3,27 Millionen Quadratkilometern erfasst hatten. „Von einer Erholung des arktischen Meereises kann trotz des vergleichsweise moderaten Eisrückgangs in diesem Jahr keine Rede sein“, erklärt aber Christian Haas vom AWI.

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Für die Polarforscher gibt es keinen Grund für eine Entwarnung. Denn ähnliche Sprünge in der verbleibenden Gesamteisfläche hat es nach ihren Daten beispielsweise vom Jahr 2012 auf 2013 sowie von 1995 auf 1996 gegeben.

Zudem liege auch das aktuelle Minimum weit unter den Werten der 1990er und 2000er Jahre. AWI-Forscher Haas sieht einen starken Abnahmetrend der Eisausdehnung von gut zehn Prozent pro Dekade bestätigt. 

40 Prozent Rückgang in vier Jahrzehnten

Eine andere Untersuchung sieht bei der Eisbedeckung sogar einen Rückgang von knapp 13 Prozent pro Jahrzehnt. Zwischen 1979 und 2020 habe das arktische Meereis eine Fläche verloren, die etwa der sechsfachen Größe Deutschlands entspricht, heißt es im Ocean-State-Report des Copernicus-Programms. Sollte das arktische Meereis weiter schmelzen, könnte das zur regionalen Erwärmung, der Erosion der arktischen Küsten und zu Veränderungen der globalen Wettermuster beitragen, warnen die Copernicus-Forschenden.

Der Weltklimarat IPCC hatte in seinem jüngsten Sachstandsbericht die Meereisausdehnung im September als eines der stärksten Anzeichen für den Klimawandel benannt. In den vergangenen vier Jahrzehnten ist sie nach Angaben des AWI um etwa 40 Prozent zurückgegangen. Die Polarforscher des AWI beziehen sich sowohl auf Satellitenmessungen als auch Vor-Ort-Beobachtungen, die die Abnahme der Eisdicke in der Arktis zeigen würden.

Auch die Population der Eisbären in der Arktis ist vom Rückgang des Meereises bedroht. 
Auch die Population der Eisbären in der Arktis ist vom Rückgang des Meereises bedroht. 
© imago images/Nature Picture Library

Als Ursache für die relativ langsame Eisschmelze in diesem Sommer sehen die AWI-Forschenden langanhaltenden niedriger Luftdruck in der zentralen Arktis. Dies habe vor allem im Juni und Juli den Zustrom warmer Luftmassen in die zentrale Arktis verhindert . 

Über dem europäischen Teil der Arktis etablierte sich dann im August ein Hochdrucksystem, das Tiefdrucksystem verlagerte sich in die Beaufortsee, was dort das Eis auseinander schob und Temperaturen von zwei bis drei Grad Celsius unterhalb des langjährigen Mittels zur Folge hatte.  

„Diese vergleichsweise kalte Luft verhinderte das Schmelzen des Eises, obwohl die Eiskonzentration in dieser Region teilweise sehr niedrig war”, erklärt AWI-Klimatologin Monica Ionita.

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