Warum nicht per PCR?: Mediziner zweifeln Trumps negativen Corona-Test an
Trump hat für den Wahlkampf die Quarantäne verlassen, sein Arzt bescheinigte ihm, er sei nicht mehr ansteckend. Doch bei den „vielen negativen Tests“ fehlt das entscheidende Ergebnis.
Mehrere Mediziner haben Zweifel an der Aussagekraft des negativen Corona-Tests von US-Präsident Donald Trump geäußert. Für Irritation sorgt, dass kein PCR-Test genutzt wurde, der in einer solchen Situation üblich wäre. Das negative Ergebnis beim Präsidenten wurde laut Weißem Haus vielmehr mit Antigentests gefunden.
Trump hatte nach seiner Covid-Erkrankung seine Wahlkampfrallye wieder aufgenommen. Nach eigener Einschätzung sei er nun immun. „Ich werde euch einfach allen einen dicken, fetten Kuss geben“, sagte er bei einem Auftritt in Orlando, Florida - ohne Maske und ohne Einhaltung der Abstandsregeln. Schon aus Selbstschutzgründen wäre das keine gute Idee, da vereinzelten Berichten zufolge auch nach einer Covid-19-Erkrankung eine erneute Infektion mit Sars-CoV-2 nicht unmöglich ist.
Das Weiße Haus hatte zuvor eine Erklärung des Trump-Arztes Sean Conley veröffentlicht. Demnach hätte es „wiederholt negative Antigen-Tests“ beim US-Präsidenten geben. Das zeige, in Verbindung mit weiteren Labordaten, dass es „keine nachweisbare Viren-Vermehrung“ mehr gebe.
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Das klingt für den Laien nach einer Entwarnung - doch Medizinern fehlt in der Mitteilung des Trump-Arztes die entscheidende Information: Dort steht nicht, dass der PCR-Test negativ ausgefallen sei. PCR ist weltweit die Standard-Technik für den Nachweis von Sars-Cov-2. Damit kann sehr zuverlässig gemessen werden, ob Viren-Erbgut vorhanden ist.
Messung nur sinnvoll bei positivem PCR-Test
In der Mitteilung von Trumps Leibarzt ist zwar die Rede davon, dass PCR genutzt wurde. Damit sei festgestellt worden, dass kein Schwellenwert überschritten worden sei.
Das bedeutet wohl, es wurde PCR verwendet, um die Menge an Viren-RNA zu bestimmen. Wenn der PCR-Test aber negativ ausgefallen wäre, dann wäre sicher gewesen, dass überhaupt keine Viren-RNA mehr vorhanden ist. Eine Schwellenwert-Messung hätte es dann nicht gebraucht. Diese ist nur sinnvoll bei einem positiven PCR-Test.
Nach Meinung des Trump-Arztes haben also PCR-Messungen gezeigt, dass Trump keine bedenkliche, also infektiöse Virenmenge mehr in sich trägt. Experten zweifeln die Aussagekraft dieser Messung an. „Eine geringere Virenmenge bedeutet nicht gar kein Virus“, sagte die Medizinerin Megan Ranney von der Brown University gegenüber Buzzfeed News. Ein solches Ergebnis könne nicht eindeutig zeigen, ob jemand noch ansteckend ist oder nicht.
„Wir wollen die PCR-Daten“
Für genauere Aussagen bräuchten Ärzte zudem die exakten Testergebnisse. „Wir wollen die PCR-Daten“, forderte die Medizinerin Krutika Kuppalli von der Medical University of South Carolina gegenüber Buzzfeed.
In der Mitteilung von Conley, dem Arzt von Trump, ist von wiederholten negativen Testergebnissen die Rede. Diese Ergebnisse seien per Antigen-Tests gefunden worden. Namentlich genannt wird der Test „Abbott BinaxNow“. Der Hersteller warnt aber, dass ein negatives Testergebnis eine Corona-Infektion nicht komplett ausschließen könne.
US-Behörde: Antigentests nicht zuverlässig genug
Die US-Gesundheitsbehörde CDC weist ebenfalls in ihren Richtlinien darauf hin, dass negative Ergebnisse von Antigentests in vielen Situationen nicht sicher genug seien. Damit könne nicht ausgeschlossen werden, dass jemand infiziert sei. Antigentests sollten „nicht die einzige Grundlage für die Behandlung und Handlungsvorgaben für Patienten sein“. Auch Entscheidungen zur Infektionskontrolle sollten nicht ausschließlich aufgrund von Antigentests getroffen werden.
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Beinahe alle Gesundheitsexperten setzten deshalb auf PCR-Tests. Das Problem dabei: Diese Tests messen die RNA, also das Viren-Erbgut. Ein Corona-Patient kann aber in Einzelfällen noch bis zu 60 Tage nach einer Infektion Erbgutschnipsel im Blut tragen, obwohl keine Viren mehr vorhanden sind.
In einem solchen Fall kann aber auch der PCR-Test anschlagen. Eine wirklich zuverlässige Messung, um dann eine Infektiosität auszuschließen, wäre zeitaufwendig - sie würde deshalb einem Patienten, der schnell die Quarantäne verlassen will, nichts bringen.
Laut Richtlinien müsste Trump wohl noch in Quarantäne sein
Wegen solcher Unwägbarkeiten setzt die US-Gesundheitsbehörde CDC auf streng festgelegte Quarantänezeiten. Bei schwachem Verlauf solle man zehn Tage nach den ersten Symptomen isoliert bleiben - bei schwerem Verlauf sind es 20 Tage.
Bei Trump gehen Beobachter davon aus, dass er einen schweren Verlauf hatte, immerhin musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Wenn der Präsident sich nach den Vorschriften seiner eigenen Behörde richten würde, müsste er noch längere Zeit in Quarantäne sein – egal was die Antigentests zeigen.