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Übung an einer Hightech-Puppe im Medizinstudium.
© dpa - Bildfunk
Update

Zulassung zum Medizinstudium: Medizin ohne Wartezeit, aber mit Chancen für "versteckte Talente"

Bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen haben sich die Kultusminister der Länder auf Änderungen geeinigt: Die Wartezeit wird abgeschafft, dafür eine "Talentquote" eingeführt.

Auf das Medizinstudium zu warten, soll künftig nicht mehr möglich sein – darauf haben sich die Kultusminister am Freitag auf ihrer Sitzung in Erfurt nun auch offiziell geeinigt. Die Abschaffung der Wartezeitquote gehört zu den Eckpunkten für einen Staatsvertrag, der die Studienplatzvergabe in der Medizin neu regeln soll. Der erste Entwurf für den Staatsvertrag soll Mitte Oktober vorliegen.

Neue Regeln für die Studienplatzvergabe in der Medizin sind nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Ende 2017 nötig geworden: Karlsruhe hatte den bisherigen Vergabemodus in dem Fach in Teilen für verfassungswidrig erklärt. Dazu gehörte auch, dass die Richter überlange Wartezeiten monierten.

Diskutiert wird ein Bonus für bereits laufende Wartezeiten

Die Politik geht mit der Abschaffung der Wartezeitquote sogar über die Vorgaben Karlsruhes hinaus. Bislang werden 20 Prozent der Plätze an die Bewerber vergeben, die am längsten warten. Zur Frage, was aus denjenigen Bewerbern wird, die bereits jetzt seit Jahren warten, hieß es von der Kultusministerkonferenz (KMK), man prüfe "Möglichkeiten der Bonierung von Wartezeit". In der Wartezeit erworbene Qualifikationen und Kompetenzen könnten darüber hinaus "in anderen Quoten" berücksichtigt werden.

Ersetzt soll die Wartequote jedenfalls durch eine „Talentquote“, in der andere Qualifikationen als die Abiturnote eine Rolle spielen. Auch darauf einigten sich die Kultusminister im Grundsatz. Dazu erklärte Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, die die KMK-Arbeitsgruppe zur Neuordnung der Medizin-Zulassung leitet, "der eigene Lebenslauf und individuelles Engagement" könnten eine wichtige Rolle spielen. Die Rede ist auch von einer Quote für "versteckte Talente".

"Mindestens" 20 Prozent der Plätze sollen weiterhin an die Abiturbesten vergeben werden. Der große Rest der Plätze soll ebenfalls wie gehabt im Auswahlverfahren der Hochschulen verteilt werden. Auch hier sollen neben der Abiturnote weitere Kriterien wie etwa der Medizinertest, Auswahlgespräche, Motivationsschreiben oder berufliche Vorerfahrungen gelten.

Unterschiede beim Abitur sollen ausgeglichen werden

Die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Vergleichbarkeit der Abiturnoten aller Bundesländer soll zunächst durch einen "Ausgleichsmechanismus" sichergestellt werden. Dabei würden für die jeweiligen Länder Prozentränge vergeben, erklärte die KMK.

In Erfurt haben sich die Kultusministerinnen und -minister aber auch darauf geeinigt, weiter in Richtung eines bundesweiten Zentralabiturs in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache zu gehen. Zumindest sollen die Länder Arbeitsthemen aus dem gemeinsamen Pool der Abituraufgaben ab 2021 nicht mehr individuell ändern können. Wie viele Aufgaben aus dem Pool übernommen werden müssen, will die KMK in einem künftigen Bildungsstaatsvertrag regeln.

Probleme mit notwendiger neuer Bewerbersoftware

Karlsruhe hatte Änderungen bis Anfang 2020 gefordert. Fest steht bereits, dass die Bewerbersoftware bis dahin nicht vollständig neu programmiert werden kann, sondern es stattdessen ein vereinfachtes Übergangsverfahren geben wird. Das muss bis spätestens Mai 2019 programmiert sein, wie aus einer Machbarkeitsanalyse der für die Vergabe zuständigen Stiftung für Hochschulzulassung hervorgeht, die dem Tagesspiegel vorliegt. Dort ist von „extrem knappen Zeitvorgaben“ die Rede, die Arbeit an der Programmierung müsse sofort beginnen.

In der Übergangsphase werden wahrscheinlich nur Abiturnoten, der Medizinertest sowie Berufserfahrung zählen. Auf jeden Fall sollen die Kriterien auf solche beschränkt werden, für die Bewerber Nachweise direkt bei der Stiftung für Hochschulzulassung einreichen können. Auswahlgespräche an den Hochschulen sollen dagegen vorerst entfallen. Für die vollständige Programmierung wird es noch weitere ein bis zwei Jahre dauern, schätzt die Stiftung für Hochschulzulassung.

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