Weltkrebstag: Mammografie erkennt Brustkrebs früher
Gute Heilungschancen und scheinbare Sicherheit: Was das Screening leisten kann – und was nicht.
Allein schon das Wort Brustkrebs lässt viele Frauen in Deutschland zusammenzucken. Wenn mit 50 Jahren das erste Mal die Einladung zum Mammografie-Screening im Briefkasten liegt, wird vielen mulmig. Hingehen oder nicht? Der neue Jahresbericht zu den systematischen Röntgenuntersuchungen der Brust zeigt erneut, was das Screening kann: Mehr Tumore werden im Frühstadium entdeckt und haben oft noch nicht gestreut. Das erhöht die Chance, dass Frauen bei der Therapie ihre Brust behalten können. Auch die Heilungschancen steigen. Eine Garantie für die einzelne Frau ist das aber nicht. Und ob mehr Frauen ihren Krebs überleben als früher, weiß man auch nicht.
Jede zweite Frau folgt der Einladung
An Brustkrebs sterben in Deutschland jährlich etwa 17 500 Frauen, 70 000 erkranken neu. Das Mammografie-Screening, 2009 bundesweit eingeführt, soll helfen, die Sterbeziffern zu senken. Eingeladen werden alle zwei Jahre alle gesetzlich versicherten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, der Hauptrisikospanne für Brustkrebs. Rund die Hälfte der eingeladenen Frauen geht tatsächlich hin.
Der neue Jahresbericht der Kooperationsgemeinschaft Mammografie, gegründet von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, liegt nun vor: für 2011. Denn die Auswertung der Daten von 2,7 Millionen Frauen braucht einige Zeit.
Bei rund 17 000 entdeckten die Ärzte Brustkrebs. 12 000 der entdeckten Tumore waren kleiner als zwei Zentimeter und hatten Lymphknoten nicht befallen. Dieser Anteil sei hoch, sagt Vanessa Kääb-Sanyal, Chefin der Kooperationsgemeinschaft. „Ein früh erkannter Brustkrebs bietet für die Frau die Chance auf eine schonendere Therapie.“ Zudem könne sie ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, durch die Früherkennung im Screening senken. Wegscreenen lässt sich das Risiko nicht. Ein schnell wachsendes Karzinom kann trotz Früherkennung zum Tod führen.
Screening bietet keine absolute Sicherheit
Trotzdem gibt es Hoffnungen: Je länger das Screening läuft und je mehr Frauen regelmäßig kommen, desto mehr Karzinome können früh entdeckt und entfernt werden. Damit treten diese Tumore später nicht mehr auf. Das kann nach Ansicht der Kooperationsgemeinschaft die Neuerkrankungsrate langfristig senken.
Nur folgt Krebs im Einzelfall keiner Statistik. Es ist durchaus möglich, dass bei einer Frau auch zwischen zwei Untersuchungsterminen ein Tumor schnell heranwächst. Das alles sollten Frauen wissen. Doch das Grundwissen über das Screening gilt in Deutschland nicht als gut. Es gibt sogar Frauen, die glauben, dass die Untersuchung Tumore verhindern kann. Eine Infobroschüre wird wegen Kritik an zu viel Werbung für das Screening neu verfasst, ein erster neuer Entwurf soll im Februar vorliegen.
Falsch-positive Befunde versetzen Frauen in Angst
Denn das Screening hat auch Nachteile. So gibt es viele falsch-positive Befunde. So wurden 2011 rund 130 000 Frauen nach der Mammografie zu einer weiteren Abklärung eingeladen, nur bei 13 Prozent von ihnen fand sich am Ende wirklich Brustkrebs.
Für das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit den neuen Daten ein Vorteil des Screenings klar belegt: Durch die Entdeckung von mehr Tumoren im Frühstadium steige die Chance auf Brusterhaltung und Heilung, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am DKFZ. Ob sich auch die Sterbeziffer senken lasse, bleibe unklar. Noch gibt es allein Schätzungen des Robert-Koch-Instituts, wonach 2000 Frauen im Jahr durch das Screening das Leben gerettet werde. Ein Beleg ist frühestens 2019 zu erwarten. Erst dann kann eine Langzeitstudie über zehn Jahre erstellt werden. Ulrike von Leszczynski (dpa)