Digitalisierung in der Schule: Lehrkräfte wollen digital lehren, können es aber nicht
Viele Schulen haben nur eine rudimentäre IT-Ausstattung, zeigt eine Umfrage. Die Lehrkräfte sind aufgeschlossen, werden aber durch die Technik ausgebremst.
An vielen Schulen in Deutschland sieht es nach wie vor düster aus mit der IT-Ausstattung, digitale Geräte sind kaum in der Breite angekommen. Das bestätigt erneut eine bundesweite Umfrage unter 500 Lehrerinnen und Lehrer, die der IT-Branchenverband "Bitkom" in Auftrag gegeben hat. "Die Lehrer wollen digitale Medien einsetzen, können es aber wegen der schlechten Ausrüstung nicht", sagte Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder am Dienstag in Berlin.
So bewerten die Lehrkräfte die Anzahl der Endgeräte in ihrer Schule und die Geschwindigkeit bei der Behebung technischer Probleme nur mit "ausreichend", die Aktualität der vorhandenen Endgeräte und der Software sowie die Geschwindigkeit der Internetverbindung in den Klassenräumen mit "befriedigend". Regelmäßig nutzen Lehrkräfte vor allem Beamer, in geringerem Maße auch Notebooks, stationäre PCs oder Whiteboards. Dass diese in jedem Klassenzimmer vorhanden sind, ist die absolute Ausnahme.
Nur 17 Prozent setzen regelmäßig Tablets ein
Ein Tablet setzen dagegen 36 Prozent der Befragten im Unterricht ein, nur 17 Prozent davon regelmäßig. Smartphones der Schüler werden praktisch nie verwendet (8 Prozent sagen, sie würden das immerhin in Ausnahmefällen tun). Ein Wert, der vor dem Hintergrund besonders bedenklich ist, dass in der Politik oft die Devise "Bring Your Own Device" propagiert wird: Lehrkräfte also auf die mobilen Endgeräte ihrer Schüler setzen sollen. Hier klafft offenbar eine besonders große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Dass Lehrkräfte womöglich selber technikfeindlich sind, wie ihnen manchmal unterstellt wird, bestätigt die Umfrage nicht. Ganz im Gegenteil würden laut der Umfrage 54 Prozent der Lehrkräfte gerne öfter digitale Medien im Unterricht nutzen - werden aber daran gehindert, weil eben Geräte fehlen, sie Angst haben, dass die Technik versagt, oder sie eine entsprechende Weiterbildung vermissen. "Die Lehrer sind viel besser als ihr Ruf", sagte Bitkom-Geschäftsführer Rohleder.
Am Freitag nimmt der Digitalpakt die letzte Hürde
Für Rohleder sind die Ergebnisse auch ein Zeichen, wie dringend notwendig der Digitalpakt für die Schulen ist. "Die Mittel müssen jetzt möglichst schnell in den Schulen ankommen." An diesem Freitag soll der Pakt die letzte Hürde nehmen: Der Bundesrat will dann die dafür nötige Grundgesetzänderung beschließen, was der Bundestag bereits getan hat. Schon am Dienstag verständigten sich Bund und Länder final auf die entsprechende Verwaltungsvereinbarung, die inhaltlich schon lange feststand. Am Mittwoch will der Haushaltsausschuss des Bundestages über den mit fünf Milliarden Euro dotierten Pakt beraten, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz mitteilte.
Gefördert werden sollen durch den Pakt vor allem die Wlan-Verbindungen und die Vernetzung im Schulhaus sowie Lernplattformen und interaktive Tafeln. Schulen, die bei Wlan und Vernetzung schon gut dastehen, können auch Endgeräte wie Laptops oder Tablets beantragen - was aber auf einen Betrag von 25.000 Euro pro Schule gedeckelt ist. Dass damit ein Schulsatz Tablets gekauft werden kann, ist bei dem Betrag also praktisch ausgeschlossen. Die Länder flankieren die technischen Maßnahmen mit Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte, sie sollen auch dafür Sorge tragen, dass digitale Lernkonzepte in den Schulen umgesetzt werden.
Die Lehrer gestalten ihre digitalen Materialien selber
Gerade bei letzterem sehen die befragten Lehrkräfte noch enormen Nachholbedarf: 96 Prozent sagen, die Schulen bräuchten nicht nur mehr Geld, sondern auch digitale Konzepte und Inhalte. Fast drei Viertel der Befragten kritisieren, dass nicht ausreichend digitale Lernmaterialien zur Verfügung stehen würden. Die, die sie verwenden könnten, müssten verbessert werden.
"Meistens gestalten Lehrer ihre digitalen Lerninhalte noch selbst", sagte Rohleder - das aber sei ineffizient.