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Iota ist das 13. Sturmtief, das in diesem Jahr Hurrikanstärke erreichte. In Durchschnittsjahren bilden sich sechs Hurrikane.
© NOAA/NESDIS, Joshua Stevens, NASA Earth Observatory

Destruktives Drehmoment: Klimawandel könnte Wirbelstürme auch über Land verstärken

Mehr starke Stürme und mehr Zerstörung wegen geringerer Abschwächung über Land: Der Klimawandel verändert das Auftreten tropischer Wirbelstürme.

Der Wirbelsturm „Iota“ hat Mittelamerika erreicht. Er traf am Montagabend (Ortszeit) als Hurrikan der Kategorie vier mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von 250 Kilometern pro Stunde im Nordosten von Nicaragua auf die Küste.

Das Nationale Hurrikanzentrum der USA warnte vor „Überschwemmungen, Erdrutschen, lebensbedrohlicher Sturmflut und starkem Wind“. Nach Angaben aus der Nacht auf Mittwoch zieht der Sturm über das südliche Honduras in Richtung von El Salvador. Das Risiko „katastrophaler Überschwemmungen und von Erdrutschen bestehe in Teilen Mittelamerikas fort.

Sobald Hurrikane, die sich über dem Meer bilden, das Land erreichen, entfalten sie ihre zerstörerische Wirkung auf menschliche Siedlungen. Doch ohne den Nachschub neuer Energie aus warmem Oberflächenwasser verlieren sie meist auch schnell an Kraft. Auch Iota wurde laut Hurrikanzentrum über Land zu einem Hurrikan der Kategorie zwei. Die Windgeschwindigkeiten sanken auf rund 165 Kilometern pro Stunde.

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Anfällige Infrastruktur, mangelndes Know-how

Durch die globale Erwärmung könnten Hurrikane ihre Stärke aber länger beibehalten und sich erst später abschwächen, berichteten Forschende in der Zeitschrift „Nature“. Dies liege daran, dass Hurrikane, die sich über wärmeren Ozeanen entwickeln, mehr Feuchtigkeit mit sich führen.

Die Stürme erreichen daher mit zunehmender Wahrscheinlichkeit Gemeinden, die weiter im Landesinneren liegen. Die Schadensbilanzen würden entsprechend höher ausfallen, warnen die Autoren.

„Wir wissen, dass sich die Küstengebiete auf intensivere Wirbelstürme vorbereiten müssen“, wird der Leitautor Pinaki Chakraborty vom Okinawa Institute of Science and Technology in einer Mitteilung des Instituts zitiert. „Aber auch Gemeinden im Landesinneren müssen vorbereitet sein, die möglicherweise nicht über das Know-how oder die Infrastruktur verfügen, um mit solch intensiven Winden oder starken Regenfällen fertig zu werden“, so der Forscher.

Gemeinsam mit Lin Li hat Chakraborty Intensitätsdaten von nordatlantischen Hurrikanen der vergangenen 50 Jahre analysiert. Die Daten belegen eine Abschwächung der Abschwächung über Land. Und dass die Verlangsamung proportional zum gleichzeitigen Anstieg der Meeresoberflächentemperatur eintrat.

Während in den späten 1960er Jahren ein typischer Hurrikan am ersten Tag, nachdem er auf Land traf, etwa 75 Prozent seiner Intensität verlor, beträgt die Abschwächung heute nur noch etwa 50 Prozent, sagen die Forschenden.

Computersimulationen des Zweierteams zeigen eine mögliche Ursache: Die höheren Temperaturen des Wassers an der Meeresoberfläche erhöhen den Feuchtigkeitsvorrat, den ein Hurrikan mit sich führt, wenn er auf Land trifft. Diese gespeicherte Feuchtigkeit sei eine Wärmequelle, die in theoretischen Modellen der Sturmabschwächung nicht berücksichtigt werde, so die Wissenschaftler.

Die Frage, wie stark die Abschwächungsdauer von der Temperatur abhängt, sei offen, schreiben Dan Chavas und Jie Chen von der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana in einem Kommentar zur Studie. „Zwar stimmen die Modellierungsergebnisse qualitativ mit denen der Datenauswertung überein, aber die Temperatur wirkte sich im Modell weniger stark aus, als die empirischen Daten vermuten lassen“, so die beiden Forschenden.

Zeichen auf Sturm

Für Klimamodelle, die die Entstehung der Wirbelstürme in einer zukünftig wärmeren Welt abbilden sollen, sind die Wirbelstürme als vergleichsweise kleinräumige und kurzzeitige Erscheinungen noch schwer zu fassen. Aber der direkte Zusammenhang zwischen wärmerem Wasser und der Energie der Stürme besteht.

Scherwinde, die in unterschiedlichen Höhen wirken, können die Bildung eines Wirbelsturms stören. Wenn nicht, wird er umso stärker, je wärmer das Meerwasser unter ihm ist.

Da die Temperaturen im Meer mit der globalen Erwärmung ansteigen, rechnen Forschende schon lange mit zunehmenden Tropenstürmen. Daten zeigen, dass stärkere Stürme im Vergleich zu schwächeren häufiger geworden sind. Aber die Gesamtzahl hat sich nicht deutlich verändert.

Das Jahr 2020 sticht jedoch heraus: Iota ist der 13. Hurrikan der besonders intensiven diesjährigen Saison von Juni bis November. Er ist bereits der 30. Sturm in diesem Jahr, der stark genug ist, um einen Namen zu bekommen. Der bisherige Rekord lag bei 28.

Hurrikanstärke erreichte Iota am 15. November. Innerhalb von 36 Stunden hätten Windgeschwindigkeiten um 160 Kilometer in der Stunde zugenommen, als das Sturmtief über besonders warmem Wasser der Karibik lag, teilte die Nasa mit. Auch das Klimaphänomen La Niña könnte eine Rolle gespielt haben, da unter diesen Bedingungen seltener starke Scherwinde auftreten.

Iota wird nach Angaben des Hurrikanzentrums voraussichtlich weiter landeinwärts ziehen, an Stärke verlieren und sich über Mittelamerika auflösen. (mit dpa)

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