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Der Golfstrom hat sich stark verlangsamt.
© DPA/ Ulrich Scharlack

Hitze-„Blob“ im Meer: Und wenn es fünf Grad heißer wird…?

In der Coronakrise macht die Klimakrise keine Pause. Wie nachtragend das Klimasystem ist, zeigen fünf Beispiele.

Covid-19 ist nur eine Delle. Die Emissionskurve von Kohlendioxid steigt schon seit Jahrzehnten stetig an. Doch zum Höhepunkt des Covid-19-Lockdowns, der im Frühjahr in vielen Ländern verhängt wurde und zu einem weitgehenden Stillstand der wirtschaftlichen Aktivitäten führte, nahmen die täglichen Emissionen um rund 17 Millionen Tonnen ab. Sie sanken damit kurzzeitig auf das Niveau des Jahres 2006, berichteten Forscher in „Nature Climate Change“.

In diesem Jahr könnte, bedingt durch die Pandemie, sieben Prozent weniger Kohlendioxid ausgestoßen werden. Dennoch erreichte die Konzentration des Treibhausgases in der Atmosphäre im Juli fast 415 ppm (für parts per million) das höchste Niveau seit fast drei Millionen Jahren. Bislang stieg die globale Durchschnittstemperatur dadurch um etwa 1,1 Grad Celsius.

Setzen sich derzeitige Entwicklungen fort, könnten es bis Ende des Jahrhunderts drei bis fünf Grad Celsius werden.

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Das Klimasystem ist nachtragend. Selbst wenn es der Menschheit sofort gelänge die Emissionen von Treibhausgasen zu senken, würde das erst in Jahrzehnten an globalen Temperaturentwicklungen erkennbar. Ein Team um Bjørn Samset vom norwegischen Cicero Center for International Climate Research hat im Computer verschiedene Szenarien abrupter Verringerungen des Ausstoßes von Kohlendioxid, Methan und Ruß durchgespielt.

In „Nature Communications“ berichteten sie, dass die Bemühungen zum Klimaschutz langfristiges Engagement erfordern, da kurzfristige Auswirkungen wegen der Trägheit des Klimasystems nicht zu erwarten sind.

Das Golfstromsystem schwächelt. Es funktioniert wie eine globale Warmwasserheizung, die nun jedoch ins Stocken gerät: Im Golfstromsystem transportieren Meeresströmungen riesige Mengen Wärme aus den Tropen in den nordatlantischen Raum, wo sie die Luft erwärmt und damit unter anderem das europäische Klima viel milder werden lässt, als es ohne den Wärmezustrom wäre. Die Abschwächung der Atlantikzirkulation im Klimawandel wird schon lange diskutiert, nun mehren sich die Anzeichen: kühlere Temperaturen im Nordatlantik, Wärmestau weiter südlich und zuletzt das Nachlassen des Floridastroms und die Zunahme des Salzgehalts in einer Region des Südatlantiks – wo weniger durch Verdunstung salzreiches Wasser nach Norden abfließt.

Pazifik-„Blob“ könnte wiederkehren. In der aktuellen Ausgabe des Magazins „Science“ berichten Forschende um Charlotte Laufkötter von der Universität Bern, dass der Klimawandel zu Hitzewellen im Meer führt. Mit weiterer Erwärmung werden sie nach ihren Modellberechnungen häufiger auftreten.

Eine riesige, „Blob” genannte Ausdehnung um mehr als 2,5 Grad Celsius erwärmten Wassers im nordöstlichen Pazifik zwischen 2013 und 2015 erhöhte die Sterblichkeit von Seevögeln, Lachsen und Meeressäugern, senkte die Produktivität des Ökosystems und führte zu schädlichen Algenblüten.

Rekordserien werden häufiger. Der vergangene Sommer und der vergangene Monat August waren auf der Nordhalbkugel der Erde jeweils die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, meldete die National Oceanic and Atmospheric Administration der USA. Global war der August der zweitwärmste in den Aufzeichnungen, mit rund einem Grad Celsius höheren Temperaturen als im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts.

Es war der 44. Monat August und der 428. Monat insgesamt, in dem die Temperaturen durchgängig über dem Durchschnitt des vergangenen Jahrhunderts lagen. Die zehn wärmsten Monate August sind seit 1998 gemessen worden, die fünf wärmsten seit 2015.

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