Studie zur Virus-Verbreitung: Ischgl war der „Ground Zero" für Deutschland
Lägen alle Kreise so weit entfernt von Ischgl wie Vorpommern-Rügen, gäbe es fast 50 Prozent weniger Infektionen. Das hat ein Kieler Institut herausgefunden.
Der Wintersportort Ischgl in Tirol gilt als Corona-Hotspot. Von hier aus soll sich das Virus über Urlaubs-Rückkehrer unter anderem in Deutschland ausgebreitet haben. Wie viel Einfluss der Skiort tatsächlich auf das Infektionsgeschehen in der Bundesrepublik hatte, haben nun Wissenschaftler des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) untersucht.
Ihr Ergebnis: Kein Corona-Hotspot in oder nahe an Deutschland hatte eine ähnlich große Bedeutung wie Ischgl für die Verbreitung des Virus hierzulande. Die Studie, für die das Institut Daten des Robert-Koch-Instituts aus 401 Landkreisen auswertete, untermauere "die Bedeutung von Ischgl als „Ground Zero"", heißt es in einer Mitteilung.
Landkreise, die näher an Ischgl liegen, hätten systematisch höhere Infektionsraten als weiter entfernte. "Schon ein um zehn Prozent kürzerer Anfahrtsweg nach Ischgl erhöht die Infektionsrate im Durchschnitt um neun Prozent", sagt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. „Andersherum bedeutet das auch: Lägen alle deutschen Kreise so weit weg von Ischgl wie der Kreis Vorpommern-Rügen, gäbe es in Deutschland fast 50 Prozent weniger Infektionen mit dem Coronavirus.“
Von anderen Corona-Hotspots wie etwa Heinsberg oder Mulhouse/Grand-Est an der deutsch-französischen Grenze gehe kein vergleichbarer Einfluss auf das Infektionsgeschehen in Deutschland aus, so die Forscher. Ihre Schlussfolgerung: Der internationale Tourismus sei ein wichtiger Faktor für die Verbreitung ansteckender Krankheit.