Sommerurlaub trotz Corona-Pandemie?: Österreich hofft auf deutsche Touristen
Österreichs Tourismusministerin Köstinger will den grenzüberschreitenden Tourismus wiederbeleben. Viele ihrer EU-Amtskollegen sind skeptisch.
Während die meisten Menschen ihr Leben in der Corona-Krise eher von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche planen, denken einige schon über mögliche Urlaubsziele für den Sommer nach. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Anfang des Monats dazu geraten, mit der Buchung des Sommerurlaubs noch zu warten. Dennoch suchten die EU-Tourismusminister, die am Montag bei einer Videokonferenz tagten, nach Lösungen für die von der Pandemie stark betroffene Branche.
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Besonders offensiv sprach sich dabei die österreichische Tourismusministerin Elisabeth Köstinger für eine Lockerung aus. Zwar werde es noch längere Zeit starke Einschränkungen in der Reisefreiheit geben, sagte die ÖVP-Politikerin. Allerdings erklärte Köstinger auch, dass in Zukunft Erleichterungen zwischen benachbarten EU-Mitgliedstaaten vorstellbar seien, „die im Kampf gegen das Covid-19 Virus eine ähnlich gute Entwicklung vorweisen können wie Österreich“. In diesem Zusammenhang nannte sie Deutschland und Tschechien.
Am vergangenen Wochenende hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) vor einem „europäischen Wettlauf darum, wer touristische Reisen zuerst wieder zulässt“, gewarnt. Maas hatte dabei daran erinnert, dass der österreichische Skiort Ischgl einer der größten Infektionsherde der Pandemie gewesen war.
Bareiß: Einschränkungen bleiben in kommenden Monaten bestehen
Angesichts der niedrigen Ansteckungsraten - in den vergangenen zehn Tagen haben sich in der Alpenrepublik jeweils weniger als 100 Menschen neu mit dem Coronavirus infiziert - sollen die Gastronomiebetriebe in Österreich Mitte Mai wieder geöffnet werden. Bis dahin dürfen Österreichs Gastronomen aber kaum auf Besucher aus Deutschland hoffen: „Die Einschränkungen werden in den nächsten Wochen und Monaten bestehen bleiben“, betonte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, nach der Konferenz. „Gesundheit hat oberster Priorität“, sagte er. Man wolle im Gespräch unter den EU-Mitgliedstaaten gemeinsame Gesundheitsstandards entwickeln, die auf Flughäfen sowie in Restaurants und Hotels gelten sollen. Dazu zählten Abstandsregeln und regelmäßige Coronavirus-Tests von Mitarbeitern, so Bareiß.
Zahlreiche Tourismusminister plädieren für Urlaub im Inland
Ähnlich äußerte sich Zagrebs Tourismusminister Gari Cappelli als Vertreter der kroatischen EU-Präsidentschaft. Cappelli ging zwar auf die Idee ein, Korridore zwischen EU-Mitgliedstaaten für Touristen zu öffnen. Dabei müssten aber Epidemiologen zu Rate gezogen werden, forderte er. Nach Angaben aus EU-Diplomatenkreisen sprachen sich zahlreiche Tourismusminister am Montag dafür aus, dass sich die Branche in den einzelnen Mitgliedsländern bei der Überwindung der Krise zunächst auf Urlauber aus dem jeweiligen Inland konzentrieren solle.
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Nach den Worten von Bareiß betonten bei der Konferenz vor allem die Vertreter Spaniens, Portugals und Griechenlands die große Abhängigkeit ihrer Länder vom Tourismus. Auch für Deutschland habe der Sektor, in dem hierzulande drei Millionen Menschen beschäftigt sind, eine entscheidende Bedeutung. Wie in anderen Branchen auch seien die Auswirkungen der Pandemie für den Tourismus „katastrophal“, so Bareiß.
Der Tourismus-Beauftragte der Bundesregierung verteidigte erneut eine Gutschein-Lösung für Verbraucher, der zufolge bereits gebuchte Reisen erst zu einem späteren Zeitpunkt von den Reiseveranstaltern durchgeführt werden sollen. Die EU-Kommission pocht allerdings darauf, dass laut EU-Recht neben der Gutschein-Lösung den Verbrauchern auch eine Erstattung des gezahlten Preises als Option zur Verfügung stehen müsse. Bareiß wies dagegen darauf hin, dass auf die Branche in Deutschland bis Ende April Erstattungen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro zukämen, wenn die Kunden sofort ihre finanziellen Forderungen geltend machen würden. Es sei eine „Lawine“ zu befürchten, die zahlreiche Unternehmen in den Konkurs treiben könne, warnte Bareiß.