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Passanten in einer Fußgängerzone. (Symbolbild)
© Jan Woitas/dpa

Studie zu Wahlberechtigten: Immer mehr Deutsche sind für populistische Parolen empfänglich

Knapp jeder dritte Wahlberechtigte in Deutschland ist populistisch eingestellt. Die AfD kann laut einer Studie in der Mitte der Gesellschaft Wähler gewinnen.

Von Antje Sirleschtov

Ein Jahr nach der Bundestagswahl und dem erstmaligen Auftauchen der AfD im Bundestag hat der Populismus in Deutschland offenbar weiter an Boden gewonnen. Vor allem in der Mitte der Gesellschaft, was als Zeichen dafür gewertet werden kann, dass es den Parteien nicht gelungen ist, Populismus zurückzudrängen. Zu diesem Ergebnis kommen die Bertelsmann Stiftung und das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) in einer gemeinsamen Untersuchung. Dafür wurden in diesem Sommer rund 3400 Wähler und Nichtwähler repräsentativ über ihre Ansichten und politischen Präferenzen befragt.  

Das Ergebnis der Untersuchung zeigt: Knapp jeder dritte Wahlberechtigte (30,4 Prozent) in Deutschland ist populistisch eingestellt. Das sind laut Studie vier Prozent mehr als im Vorjahr, in dem die Wissenschaftler erstmal eine solche Untersuchung durchgeführt haben. Als besonders besorgniserregend beschreiben die Autoren, dass die Gruppe der eindeutig unpopulistischen Wähler auf 32,8 Prozent gesunken (2017: 36,9 Prozent) gesunken ist.

Während die Studienergebnisse zeigen, dass die Zunahme populistischer Einstellungen an den politischen Rändern im letzten Jahr kaum zugenommen hat, steigt die Zahl derer in der politischen Mitte an.  Etwa jeder achte Wahlberechtigte (12,7 Prozent) ist danach  populistisch eingestellt und verortet sich gleichzeitig in der politischen Mitte. Im Vorjahr war es noch  rund 14 Prozent weniger. Gleichzeitig ist in der Mitte die Gruppe der „Nicht-Populisten“ von 13 auf 10,3 Prozent gesunken.

Für die AfD bedeutet das, dass ihr klar populistisch ausgerichteter Auftritt bei der Gewinnung von Wählern in der Mitte der Gesellschaft offenbar erfolgreich ist. Auch, wenn rund 70 Prozent aller Befragten der Studie sagten, dass sie die AfD auf keinen Fall wählen würden. Für alle anderen Parteien, die sich in der politischen Mitte verorten, heißt das indes: Je mehr sie der Versuchung erliegen, selbst populistische Politikansätze zu vertreten, umso mehr ihrer Wähler treiben sie in die Hände der AfD.

Zur Definition von Populismus haben die Autoren der Studie zahlreiche Fragen gestellt, die ihnen Aufschluss über die Einstellungen der Befragten etwa zur Unterscheidung von Begriffen wie „wahres Volk“ und „korrupte Eliten“ geben und die Ergebnisse in Kategorien von „Anti-Establishment“, „Pro-Volkssouveränität“ und „Anti-Pluralismus“ eingeordnet. Je stärker die Befragten  Aussagen und Positionen vertreten, die den drei Populismus-Dimensionen entsprechen, umso populistischer sind sie nach Auffassung der Studienautoren.

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