Sanierung von Hochschuleinrichtungen: Hohe Summen für die Aufrüstung der Unis
Die notwendige Instandsetzung von Berliner Unigebäuden wird teurer als zunächst angenommen. Aufgrund der Corona-Krise haben sich viele Baumaßnahmen verzögert.
Die Instandsetzung der elf Berliner Hochschulen (ohne Charité) wird einer groben Schätzung zufolge bis zum Jahr 2036 Kosten in Höhe von 5,4 Milliarden Euro verursachen. Das geht aus einer Anfrage der Berliner CDU-Fraktion an die Senatsverwaltung Wissenschaft und Forschung hervor. Ein vorläufiges Gutachten hatte zunächst eine Summe von 3,2 Milliarden Euro Instandsetzungskosten „zur Wiederherstellung des Soll-Zustands“ ergeben.
Mit den für die kommenden Jahre erwarteten neu entstehenden Sanierungsbedarfen sowie den prognostizierten Preissteigerungen, den vorsorgenden Modernisierungen und den Anpassungen an sich entwickelnde fachliche Erfordernisse, erhöhen sich die geschätzten Kosten demnach um weitere 2,2 Milliarden Euro.
Wenn man den anvisierten Zeitraum von 2017 bis 2036 als Planungsgrundlage voraussetze, seien dabei jährlich 270 Millionen Euro erforderlich, um den geschätzten Investitionsbedarf von 5,4 Milliarden Euro für die elf Berliner Hochschulen zu decken, erklärt Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach.
Diverse Bauprojekte sind bereits angelaufen
Diverse Bauprojekte sind bereits in Planung – einige laufen auf Hochtouren: So wird momentan etwa an einem TU-Gebäude für den Fachbereich Mathematik gebaut, das 2022 fertig sein soll. An der FU stehen zum Beispiel eine Grundsanierung des Instituts für Chemie bis 2021 und ein Neubau des Tiermedizinischen Zentrums bis 2025 auf dem Plan. Die HU wiederum hat unter anderem eine Grundinstandsetzung ihres wilhelminischen Hauptgebäudes und eine Erweiterung der südlichen Mensa veranlasst. Die UdK saniert ihr Verwaltungsgebäude. Die veranschlagten Kosten dieser zahlreichen Einzelprojekte liegen jeweils zwischen 20 und und 100 Millionen Euro.
Die Senatsverwaltung Wissenschaft gibt an, dass nach derzeitigem Stand bis zum Jahr 2036 etwa 4,9 Milliarden Euro aus verschiedenen Förderlinien für Investitionen in die zahlreichen Wissenschaftsbauten Berlins zur Verfügung stehen. Die Charité ist hier ausdrücklich eingepreist. Finanzierungsmittel aus dem Infrastrukturfonds SIWANA und aus Bundesförderungen könnten das Budget noch erweitern, so Krach.
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Hohe Finanzierungslücke
Die Opposition zeigt sich skeptisch. „Im Hochschulbau besteht aktuell eine Finanzierungslücke von 500 Millionen Euro“, beklagt der CDU-Abgeordnete Adrian Grasse gegenüber dem Tagesspiegel. Beziehe man die Charité mit ein, werde diese Lücke noch wesentlich größer. Auch dass die ursprünglichen Zeitpläne – vor allem bedingt durch die Coronakrise – voraussichtlich nicht einzuhalten seien, bereite ihm Sorgen, so Grasse. „Während die Senatsverwaltung für Bildung zumindest verkündet hat, dass die Corona-bedingte Schließzeit der Schulen genutzt wurde, um Baumaßnahmen vorzuziehen, haben sich bei den Sanierungsmaßnahmen im Hochschulbereich offenbar weitere Verzögerungen ergeben.“
Pandemiebedingte Materialengpässe
Die Senatsverwaltung Wissenschaft erklärt, die in unterschiedlichem Umfang entstandenen Verzögerungen unter anderem mit beschränkten Zutrittsberechtigungen für Firmenmitarbeiter in den einschlägigen Hochschulgebäuden, pandemiebedingten Materialengpässen und Lieferschwierigkeiten sowie auch auf dem Bau geltenden Abstandsgeboten – was jeweils zu weniger Mitarbeitern vor Ort geführt habe.
Auch das in unmittelbarer Nähe zur FU geplante Dahlemer Technologie- und Gründungszentrum FUBIC wird laut Senatsverwaltung später fertig als gedacht. Statt Ende 2022 soll das nicht zuletzt als Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft gedachte Zentrum nun am 30. September 2023 den Betrieb aufnehmen.