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Warten auf Wanka. Die Ministerin will sich äußern, nachdem die Imboden-Kommission gesprochen hat.
© Bernd von Jutrczenka/picture alliance / dpa

Die Zukunft des Elitewettbewerbs: Exzellente Umrisse

Wie weiter mit den Eliteunis? Impulse soll heute eine Kommission geben. Doch hinter den Kulissen sind die Pläne weit gediehen.

"Leuchttürme“ will Johanna Wanka in der nächsten Exzellenzinitiative fördern, hat sie angekündigt. Viel mehr als dieses Schlagwort wollte die Bundesbildungsministerin (CDU) bislang nicht zur öffentlichen Diskussion um die Zukunft der Exzellenzinitiative beigetragen. Stets verwies Wanka auf die Imboden-Kommission, deren Ergebnissen sie nicht vorgreifen dürfe. Am heutigen Freitag kann Wanka ihr Schweigen endlich aufgeben. Dann präsentiert die Kommission unter Leitung des Schweizer Umweltphysikers Dieter Imboden die Ergebnisse ihrer Evaluation der Exzellenzinitiative. Erwartet wird, dass die Kommission – prominentestes Mitglied ist Gerhard Casper, Ex-Präsident von Stanford und Präsident der American Academy – nicht nur zurückblickt, sondern auch Hinweise für den kommenden Durchgang ab dem Jahr 2017 geben wird.

Allerdings sind schon jetzt Umrisse für die nächste Exzellenzinitiative zu erkennen. Denn seit Monaten verhandeln Bund und Länder hinter den Kulissen, ohne Imbodens Ansichten abzuwarten. Schließlich drängt die Zeit. Zwischen der laufenden und der nächsten Exzellenzinitiative soll es keine „Abrisskante“ in der Förderung geben.

Ein paar, viele oder gar keine Eliteunis?

Seit die SPD im Jahr 2004 eine Debatte über „Spitzenuniversitäten“ lostrat und die Exzellenzinitiative initiierte, war die Förderung ganzer Universitäten umstritten. Bis heute scheiden sich die Geister über die im Volksmund „Eliteunis“ genannten Hochschulen. Die SPD-Fraktion im Bundestag hielt die Förderung ganzer Unis im Sommer für überflüssig. Es glaube ohnehin niemand, dass eine Uni in allen Bereichen „exzellent“ sei. Die Unionsfraktion hingegen hält das für exzellenzfeindlich und schlug damals eine elitär kleine Zahl von drei bis fünf Exzellenzunis vor. Nur im ersten Schritt dahin sollten es auch sechs bis acht sein dürfen.

Die Staatssekretäre von Bund und Ländern neigen bei ihren Verhandlungen hinter verschlossenen Türen momentan eher einer Zahl zu, die der der aktuellen „Exzellenzunis“ entspricht, ist zu hören: etwa elf bis dreizehn seien denkbar. Im Moment hat Deutschland elf „Exzellenzuniversitäten“.

Mehrere Unis sollen sich zusammen bewerben können

Möglich ist, dass es in dem neuen Wettbewerb eine entscheidende Neuerung geben wird: Im nächsten Durchgang werden sich vielleicht auch mehrere Unis einer Region gemeinsam als „Spitzenstandort“ bewerben können. Auch hier wäre die Leistung in der Forschung ausschlaggebend. Unis, die allein oder gemeinsam „Spitzenstandort“ werden wollen, müssten im kommenden Wettbewerb zwei bis drei Forschungscluster eingeworben haben, um ihre Forschungsstärke unter Beweis zu stellen. Ein zusätzliches Kriterium könnten Leistungen beim Transfer von Wissenschaft in Wirtschaft und Gesellschaft sein, am Rande auch Konzepte für die Lehre. Umstritten ist dem Vernehmen nach aber, ob diese Verbünde auch gemeinsam antragsberechtigt sein sollten. Bisher galt gerade der Wettbewerb zwischen ganzen Unis als besonders öffentlichkeitswirksam. Erfolgreiche Universitäten konnten ihre Reputation steigern. Bewerben sich nun mehrere gemeinsam, würde dieser Effekt sich abschwächen. Jedenfalls hätten die Universitäten abzuwägen, ob ein Einzelantrag oder ein Antrag im Verbund ein geringeres Risiko bergen würde.

"Bundesunis" sind möglich

„Spitzenstandorte“ könnten im neuen Wettbewerb faktisch zu „Bundesunis“ werden. Nämlich dann, wenn der Bund die seit einem Jahr im Grundgesetz existierende Möglichkeit nutzen würde, die „Spitzenstandorte“ dauerhaft zu fördern, wie aktuell diskutiert wird. Nur Standorte, die die regelmäßig nach einigen Jahren stattfindenden Evaluationen nicht überstehen, würden das Privileg der dauerhaften Bundesförderung verlieren.

Einen viel diskutierten Alternativvorschlag macht Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Sie regt an, die 15 leistungsstärksten Universitäten mit einem „Exzellenzbonus“ zu belohnen. Die 15 Stärksten würden dann nicht auf der Basis neuer „Zukunftskonzepte“ ermittelt. Stattdessen würden Kriterien wie die bisherige Position einer Uni im DFG-Ranking und bisherige Erfolge in der Exzellenzinitiative herangezogen. Voraussetzung wäre aber, dass die Universitäten im neuen Exzellenzwettbewerb ein Cluster eingeworben haben.

Der Vorteil von Bauers Vorschlag wäre, dass die Universitäten nicht erneut aufwendige Anträgen schreiben müssten. Der Nachteil wäre, dass die Unis keine neuen Anstrengungen unternehmen müssten. Es stünde schon jetzt fast fest, wer siegt. Die Aufsehen erregende Exzellenzinitiative wäre überflüssig.

Auch Cluster könnten dauerhaft gefördert werden

Unklar ist weiterhin, was aus denjenigen fünf Unis wird, die erst seit 2012 als „Exzellenzunis“ gefördert werden, darunter die Humboldt-Universität. Ein eigener Wettbewerb, wie ihn damals Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) in Aussicht gestellt hatte, scheint unwahrscheinlich. Die fünf Unis werden sich wohl mit dem gesamten Feld in den neuen Formaten bewerben müssen. Vielleicht werden sie aber auch wählen können, ob sie im alten oder im neuen Format antreten, wie die SPD vorgeschlagen hat. Eine Beteiligung am neuen Wettbewerb könnte dann attraktiver sein, wenn hier die Förderperioden länger sind, etwa sieben bis acht statt wie bislang fünf Jahre.

Nicht strittig ist, dass die Förderung von Clustern fortgesetzt werden soll (möglicherweise mit Variationen unter anderen Namen wie „Forschungsfelder“, „Exzellenz-/Profilzentren“ oder als „Exzellenznetzwerke“). Voraussichtlich 80 bis 85 Prozent der Gesamtmittel sollen hierhin fließen. Wie hoch die Zahl der Cluster im neuen Wettbewerb sein wird, ist offen. Die Unionsfraktion hatte im vergangenen Sommer vorgeschlagen, nur noch 20 statt wie momentan mehr als 40 Cluster zu fördern. Doch so elitär wird der neue Wettbewerb nicht werden. Beim Finanzvolumen soll es offenbar Spannbreiten von zwei bis zehn Millionen Euro geben.

Möglich ist, dass es einen eigenen Wettbewerb für Cluster gibt, die als „Profilzentren“ dauerhaft bezuschusst werden. Faktisch wären dies „Bundeszentren“. In Berlin wäre dafür etwa das Cluster zur Antikenforschung „Topoi“ ein natürlicher Kandidat.

Im April könnte die nächste Exzellenzrunde beschlossen werden

Als sicher gilt, dass die Linie für Graduiertenschulen aufgegeben wird, über die im Moment 45 Doktorandenkollegs gefördert werden. Sie sollen in den Normalbetrieb der DFG überführt werden. Dafür nicht geeignete Graduiertenschulen sollen von ihren Unis finanziert werden.

Der Bund hat bereits vier Milliarden Euro für die auf zehn Jahre angesetzte Exzellenzinitiative III versprochen. Ein zusätzliches Viertel könnte wieder von den Ländern kommen, sollten diese ihren Anteil nicht drücken. Dann läge das Finanzvolumen etwas über dem der jetzigen Exzellenzinitiative (4,6 Milliarden Euro).

Einigen sich Bund und Länder in den nächsten Wochen über alle offenen Fragen, könnte ihre Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) die nächste Exzellenzinitiative bei ihrer Sitzung am 22. April beschließen.

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